Jordan, Penny
höchstens eine Augenbraue in die Höhe, wenn jemand sich weigerte, diese Freiheiten auszukosten.
Miles beugte sich hinab und schüttelte den bewegungslosen Körper ein wenig. Gleichgültig, weshalb die Kleine in seinem Bett lag, sie musste aufstehen. Beiläufig stellte Miles fest, dass sie einen ausgesprochen weiblichen Körper besaß – so weiblich, dass er sich plötzlich schmerzlich bewusst wurde, wie lange er mit keiner Frau geschlafen hatte. Doch mit dieser wollte er sich nicht einlassen.
„Ausgesprochen köstlich“, sagte er laut. „Ich fürchte allerdings, ich brauche mein Bett heute Nacht selbst, falls Sie nichts dagegen haben.“ Er hatte keine Ahnung, weshalb die Kleine in seinem und nicht in Simons Bett lag. Wahrscheinlich war dies ein weiterer bösartiger Spaß seines Mitbewohners.
Als das Mädchen nicht aufwachte, ergriff Miles einen Zipfel des Bettlakens, zog daran und wollte sie ziemlich unsanft auf den Boden werfen. Erst als sie ans Bettende rollte, entdeckte er das Blut auf dem Laken und den Buchstaben, der tief in die Haut ihres schmalen Gesäßes geritzt worden war. Was immer in seiner Abwesenheit in diesem Zimmer geschehen war, es war alles andere als ein harmloser Scherz gewesen – zumindest für dieses zarte kleine Mädchen.
Miles betrachtete den nackten Körper eingehender und bemerkte die Male von den Fesseln an den Handgelenken. Er entdeckte das Glas, nahm es auf und steckte einen Finger in die restliche Flüssigkeit am Boden. Ist das Mädchen betäubt worden, bevor oder nachdem Herries es vergewaltigt hatte? fragte er sich. Wahrscheinlich hinterher.
Wie es aussah, war sie noch Jungfrau gewesen. Er berührte die Schnitte auf ihrem Gesäß, die immer noch bluteten, und seufzte leise.
Er konnte die Kleine jetzt unmöglich aufwecken und in diesem Zustand hinauswerfen. Andererseits war er müde und wollte schlafen. Ein Riegel befand sich innen an der Tür. Er betrachtete ihn einen Moment, dann fasste er einen Entschluss.
Er bezweifelte, dass Herries heute Nacht noch zurückkehren würde. Inzwischen …
Miles’ Lippen wurden schmal, als er sah, wie Simon das Mädchen misshandelt hatte, und er fragte sich, ob sie sich jemals so weit davon erholen würde, um ein normales Liebesleben zu führen.
Die Kleine rührte sich nicht, während er sie versorgte. Er zog ihr eines seiner Hemden an, Schloss alle Knöpfe und rollte die Manschetten auf. Dann hob er das Mädchen aus dem Bett und riss das verschmutzte Laken herunter.
Obwohl er sehr müde war, schlief Miles auf seinem Stuhl nicht viel. Kurz vor Anbruch der Dämmerung merkte er, dass sich im Bett etwas bewegte. Das Mädchen war aufgewacht. Er stand auf und ging zu ihr hinüber.
Dass ein weiterer Mann an ihrem Bett stand und auf sie hinabsah, als sie die Augen öffnete, war für Rachel beinahe genauso entsetzlich wie das schreckliche Erlebnis am Vorabend.
Schreiend sprang sie aus dem Bett und lief zur Tür. Sie hörte, dass Miles ihr folgte, während sie den Riegel zurückschob. Schieres Entsetzen trieb sie an – Entsetzen, Angst und die Erkenntnis, dass sie lieber sterben würde, als noch einmal die Hände eines Mannes auf ihrem Körper zu ertragen.
Miles ließ sie gehen. Wenn er ihr nachlief, wurde ihre Angst nur noch größer. Er erinnerte sich an das Entsetzen in ihren Augen und ballte unwillkürlich die Fäuste. Er wusste, dass manche Männer und Frauen von Gewalt und Schmerz sexuell erregt wurden. Das war deren Sache, solange sie andere, die ihren Geschmack nicht teilten, nicht erniedrigten. Wenn er, Miles, mit einer Frau schlief, sollte sie dabei ebenso viel Spaß haben wie er, und es freute ihn, wenn sie vor Vergnügen und Erfüllung laut aufschrie.
Nur Bernadette hatte gemerkt, dass Rachel beinahe die ganze Nacht nicht zu Hause gewesen war, und als gute Freundin schwieg sie dazu.
Rachel verbrachte zwei volle Tage im Bett und wollte niemanden sehen. Die Haushälterin glaubte, sie litte an einer besonders schlimmen Periode. Da das Mädchen normalerweise eine gute und willige Arbeitskraft war, machte sie Rachel keine Vorwürfe für ihr Fortbleiben.
Während dieser beiden Tage überlegte Rachel unablässig, wie sie sich für das Verbrechen, das man ihr angetan hatte, rächen könnte. Zur Polizei zu gehen war sinnlos, das hatte sie schon als Kind bei den Zigeunern erfahren. Wie konnte ein armes, ungebildetes junges Mädchen ohne Beziehungen oder Familie sich rächen? Sie musste eine andere Möglichkeit finden – und in die
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