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Joschka, die siebte Kavallerie

Joschka, die siebte Kavallerie

Titel: Joschka, die siebte Kavallerie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Masannek
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die Fäuste. Ganz langsam, in Zeitlupe ballte er sie. Aber er konnte nichts tun. Er war hilflos geworden. Hilflos vor Schrecken und Angst. Er konnte das Unheil nicht mehr verhindern. Es war längst passiert. Die Flammenmützen waren gekommen und sie hatten uns, die Wilden Fußballkerle , zu einer aussterbenden Rasse erklärt.
    „Warum hast du das gemacht?“, Leon schaute verzweifelt zu mir herauf. „Warum? Nur weil sie dir dein Kuscheltier geraubt haben?“
    „Nein. Der Wilde Kerl kann gar nichts dafür!“ Ich drückte mein Kuscheltier an die Brust, als wollte ich es beschützen. „Nein! Es war noch viel schlimmer. Sie haben gesagt, dass wir eine Kindergarten-Gang sind!“
    „Ja und? Was stört dich daran?“, konterte Leon. „Lass sie das doch ruhig glauben!“
    „Ja. Leon hat Recht!“, rief Raban, der Held. „Dann lassen sie uns gefälligst in Ruhe.“
    „Ach ja?“, platzte es aus mir heraus. Ich wurde jetzt wütend. „Was du nicht sagst! Aber ich will nicht mehr in den Kindergarten zurück! Habt ihr das endlich kapiert? Ich will groß und stark sein! Hört ihr? Und stolz darauf, was ich tue. Und wenn ich das als Wilder Kerl nicht mehr darf, wenn ich das nur noch heimlich tun kann, aus Angst, dass mir etwas passiert, dann will ich kein Wilder Fußballkerl sein. Ach, Quatschquark mit Torte. Dann gibt es die Wilden Fußballkerle nicht mehr. Dann bin ich hier falsch. Dann geh ich zu Wilson Gonzales und Sexy James und werde ’ne Flammenmütze . Denn die kneifen nicht!“
    „Heiliger Muckefuck!“, raunte Fabi.
    Ich hörte die Bewunderung, die in seiner Stimme mitklang, und auch Marlon verstand, was ich meinte.
    „Krumpelkraut und Krapfenkrätze!“
    Doch das machte die anderen nur noch nervöser. Sie zappelten auf der Stelle herum. Sie wollten nur noch nach Hause.
    „Das Fest ist zu Ende!“, erlöste Leon sie endlich. „Joschka, es tut mir leid. Aber deine Gruselnacht war ein bisschen zu echt.“
    „Ja, das sehe ich. Staraja Riba ist wirklich gekommen“, spottete ich. „Und sie hat uns alle erwischt!“
    Leon blitzte mich an. Er wollte was sagen. Aber ihm fiel nichts ein. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als wegzulaufen. Das wusste er. Deshalb drehte er sich jetzt um und ging.
    „Du bist ein Feigling, Leon!“, rief ich hinter ihm her.
    Doch ich konnte Leon nicht halten. Er ging aus dem Garten hinaus, und ein Wilder Kerl nach dem anderen lief hinter ihm her. Wie getretene Hunde schoben sie ihre Räder mit den zerschnittenen Reifen nach Hause.
    „Ihr seid alle feige!“, schrie ich. „Schämt ihr euch nicht? Verflixt! Ich will mich nicht dafür schämen, dass ich ein Wilder Kerl bin!“
    Ich riss meine Mütze vom Kopf und raufte mir die Haare. „Leon! Vanessa! Felix! Rocce! Wir sind doch Hallen-Stadtmeister geworden!“
    Doch ich schrie umsonst. Trauma-touristisches Spiegelweichei! Meine Freunde rieselten mir wie Sandkörner durch die Finger hindurch.
    Nur Marlon und Fabi blieben zurück, und für einen Moment schöpfte ich Hoffnung.
    „Heiliger Muckefuck!“, fluchte Fabi und ballte die Fäuste. „Joschka, ich versteh, was du meinst.“
    Er schlug wütend gegen den Baum.
    „Aber verflixt, du kannst dich gegen die Flammenmützen nicht wehren! Niemand kann das.“
    „Ach ja, und wieso?“, protestierte ich. „Nur weil sie Fußball hassen? Nur weil sie Mädchen toll finden und küssen, und weil sie glauben, dass sexy so cool ist, oder noch cooler als wild? Igitt! Kotz! Und Bäh! Das glaube ich nicht!“
    „Das solltest du aber!“, erwiderte Marlon ganz ernst. „Und die einzige Chance, die wir haben, ist, dass sie uns nicht bemerken. Dass wir für sie unsichtbar sind.“
    „Unsichtbar?“, schoss ich verächtlich zurück. „Ich glaub, du hast gerade eben etwas verpasst. Marlon, der blasse Vampir war hier! Er hat die Nebelburg schon verlassen!“
    „Ich weiß!“, grummelte Marlon, als wäre das das Ende der Welt. „Komm, Fabi! Wir gehen!“
    Ich schaute den beiden nach, bis sie auf der Straße verschwanden.
    „Und was ist mit unserem Spiel? Wie wollt ihr denn Fußball spielen, wenn ihr unsichtbar seid?“, startete ich einen allerletzten Versuch. „Marlon! Fabi! Morgen geht die Rückrunde um die Meisterschaft los!“
    Doch ich bekam keine Antwort. Das Gartentor fiel ins Schloss und im selben Moment dachte ich: „Jetzt gibt es die Wilden Fußballkerle nicht mehr und es wird sie nie wieder geben.“ Ich dachte an den Skorpion auf dem Frosch. Meine Mutter erzählt mir immer diese

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