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Josef und Li: Roman (German Edition)

Josef und Li: Roman (German Edition)

Titel: Josef und Li: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Vovsova
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So war es bei ihnen schon immer. Nur wenn wieder ein weiteres modriges Möbelstück dazukam, das Herr Klička von irgendwoher anschleppte – letztes Mal war es ein Piano ohne Saiten, Tasten und Pedale –, dauerte es eine Weile, bis sich Josef daran gewöhnt hatte. Frau Kličková jedoch machte ein Gesicht, als ob sie sich niemals daran gewöhnen würde.
    Die Wohnung der Kličkas sah jedoch keineswegs wie eine Mülldeponie aus. Wenn Herr Klička nur ein wenig mehr Zeit hätte und beispielsweise Josefs Schaukelpferd reparierte, auf dem man, so lange sich Josef erinnerte, nie schaukeln oder gar sitzen konnte, denn dem Pferd fehlte alles bis auf den Kopf, der noch vorwurfsvoller dreinblickte als Frau Kličková morgens, dann könnte die Wohnung wunderschön aussehen. Die Fenster führten zum Hof, wo Herr Klička eine Schreinerei und Frau Kličková eine Polsterwerkstatt betrieb. Somit waren es für Josefs Eltern nur fünfundzwanzig Stufen zur Arbeit.
    Die Zimmer waren hell und geräumig und durch die ganze Wohnung führte ein langer geschwungener Gang. Im Vorraum stand (auf dreieinhalb Beinen) ein Schachtischchen, an dem sich Josef und sein Vater unendliche Schachpartien lieferten. Jeden Tag machte Herr Klička einen Zug, und Josef machte auch einen Zug.
    Noch vor ein paar Jahren fanden hier schmachvoll kurze, viertägige Partien statt, in denen Josef von Herrn Klička nach vier Zügen schachmatt gesetzt worden war. Doch in letzter Zeit zog sich das Spiel über einige Wochen in die Länge, und wenn das Tischchen nicht aus irgendwelchen Gründen umkippte – meistens war es die Schuld der Schildkröte –, dann bekam Josef sein Matt erst nach einem Vierteljahr.
    Nach einem solchen Morgen freute sich Josef eigentlich auf die Schule. Er lief in den Hof hinunter, vergaß dabei Frau Háková zu grüßen, die gerade die Treppen putzte und dabei besonders grimmig dreinschaute, dafür aber kraulte er mindestens fünf Minuten Olík, den Hund von Herrn Bílek, hinter den Ohren.
    Olík hatte Josef von allen Menschen und anderen Lebewesen auf dieser Welt am liebsten – gleich nach Herrn Bílek. Und Josef mochte Olík ein wenig mehr als die Schildkröte, was er der Schildkröte niemals gestehen würde, er mochte ihn oft viel mehr als Vendula und manchmal sogar mehr als seine Eltern.
    Es war erstaunlich, dass Olík, obwohl Josef mit ihm fast jeden Nachmittag bis zum Einbruch der Dunkelheit draußen herumlief, dermaßen dick war, dass er aussah wie eine prall gefüllte Leberwurst. Das lag wohl daran, dass er von Herrn Bílek dreimal täglich warmes Essen bekam. Josef wäre wohl auch so dick geworden, wenn jemand für ihn dreimal täglich kochen würde, doch das musste er nicht befürchten. Frau Kličková kochte nur einmal täglich, und selbst das vergaß sie manchmal, wenn sie gerade an einem besonders wichtigen Möbelstück arbeitete.
    Herr Bílek war davon überzeugt, dass Olík die Reinkarnation des Komponisten Antonín Dvořák war – und er sah, vor allem von vorne, tatsächlich ein wenig so aus. Deswegen begegnete er Olík wohl mit einer solchen Ehrfurcht und Fürsorge.
    Aber Josef dachte, dass diese Fürsorge wohl eher daher kam, weil Herr Bílek ihn in der Mülltonne gefunden hatte. Jemand hatte ihn dort in einer Plastiktüte mit anderen Abfällen entsorgt. Und Herr Bílek hörte, wie er damals so vorbeiging, Geräusche aus der Mülltonne kommen. Und da Abfälle selten winseln, öffnete Herr Bílek die Mülltonne und bemerkte etwas Pelziges und Halbtotes zwischen den Kar toffelschalen und dem Staubsaugerbeutel. Er zog es ans Licht heraus, und seitdem erging es Olík wie im Paradies.
    Josef hörte diese Geschichte gerne und bedauerte ein wenig, dass Herr Bílek nicht auch ihn in einer Mülltonne geborgen hatte. So hätte auch er es wie im Paradies haben können und dazu hätte er dreimal täglich etwas Warmes zu essen gehabt.
    Meistens warteten am Morgen die Jungs vor dem Haus auf Josef – Šíša, Máchal und Hnízdil. Das waren seine besten Freunde. Seit der ersten Klasse taten sie keinen Schritt mehr ohne einander. Und alles deutete darauf hin, dass es für immer so bleiben würde.
    Es gab keinen Anführer, der sagen würde, wo es langgeht, alle waren gleich. Darauf bildeten sie sich etwas ein, auch wenn sich jeder von ihnen heimlich nach einem Rang sehnte, zumindest Josef tat das. Der Titel des Ministers für Gerechtigkeit oder des Generals der Landstreitkräfte hätte
ihm schon gefallen. Das allerdings traute er sich

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