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Josef und Li: Roman (German Edition)

Josef und Li: Roman (German Edition)

Titel: Josef und Li: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Vovsova
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niemals laut auszusprechen.
    Die ersten Jahre durchstreiften die Jungs alle Höfe und Keller von Břevnov. Sie erforschten das unmittelbare Gebiet um die Station Dřinopol und sie wussten über alles Bescheid, was oberhalb der Bělohorská-Straße vor sich ging und auch unterhalb. Sie wussten, wo Gefahr drohte und wo sie in relativer Sicherheit waren.
    Sehr trügerisch kam ihnen die Sackgasse oberhalb der Veterinärstation vor, gleich neben der Treppe, die zum von Brennnesseln und Disteln bewachsenen Abhang führte. Dorthin durfte nicht einmal Olík, zumindest verkündete das die krakelige Aufschrift an der Wand: Hunde haben keinen Zutritt .
    Sie wagten sich nur ein paarmal hierher, und Olík wartete währenddessen am Zaun unter der Treppe. Und er tat gut daran. Als die Jungs durch den schmalen Gang liefen, wurden sie von allen Seiten von Katzenaugen beobachtet. Die Katzen saßen reglos da und jede von ihnen sah aus wie eine Sphinx. Sie saßen auf den Mauern und Fensterbänken, in den Nischen, auf den Dächern oder einfach nur so auf dem Boden. Und überall lagen weiße Pappteller mit Resten von Fleisch, Milch und Fischköpfen herum. Es war klar, dass sich die Katzen bei der allergeringsten unvorsichtigen Bewegung auf die Jungs stürzen und ihnen im besten Fall die Augen auskratzen würden. Šíša zählte siebenundsechzig Katzen. Also wenn er sich nicht verzählt hatte.
    Das Expeditionsfeld der Jungs wuchs stetig. Břevnov reichte ihnen nicht mehr, und so fingen sie an, die umliegenden Viertel zu erkunden. Sobald sie die Grenze zum Viertel
Dlabačov überschritten, hatten sie das Gefühl, sie wären in weiter Ferne.
    Am meisten lockte sie der Petřín. Der Berg war gespickt mit geheimen Gängen, die angeblich zum Hradschin führen sollten, oder auch nach unten, zur Moldau. Die Jungs stießen allerdings nie auf einen solchen unterirdischen Gang. Vielleicht wussten die Leute von der Kleinseite mehr darüber, vielleicht waren es nur Gerüchte. Es war auch gar nicht so leicht, den Kleinseitlern irgendwelche Informationen zu entlocken. Sollten sie etwa einen Kleinseitler anhalten und, als ob nichts wäre, fragen: »Hey, hallo, Kleinseitler, wenn du einer bist, sag mal, könntest du uns nicht etwas über die geheimen Gänge auf eurer Kleinseite erzählen? Also wenn du rein zufällig etwas darüber weißt?« Und außerdem waren die meisten ursprünglichen Kleinseitler umgesiedelt worden. Von den echten, die noch etwas wissen konnten, gab es nur noch wenige. Die aber waren störrisch und verbissen und niemand würde etwas aus ihnen herausbekommen – nicht im Guten, nicht im Schlechten.
    Und so fanden die Jungs auf dem Petřín-Berg nur ein paar höhlenartige Grotten im Fels. In einer von ihnen lagen auf einer Feuerstelle noch heiße Kohlen und Asche. Aber kein Höhlenmensch war weit und breit zu sehen. Nur in einer Ecke lag eine dicke, zusammengefaltete Decke und in einem verrußten Topf waren Reste irgendwelchen Essens. Máchal probierte ein wenig und behauptete, ein so gutes Gulasch im Leben nicht gegessen zu haben. Am Abend war ihm zwar schlecht, doch das lag wohl weniger am Gulasch als an den unreifen Äpfeln, mit denen er sich in den Seminargärten vollgestopft hatte.
Máchal war nämlich bekannt dafür, dass er alles aufaß, was ihm in die Quere kam. Bei ihm zu Hause versteckte man das Essen, sperrte den Kühlschrank ab und die Speisekammer erinnerte an eine uneinnehmbare Festung. Und so blieb dem armen, ewig hungrigen Máchal nichts anderes übrig, als sich auf anderem Weg Nahrung zu beschaffen.
    Einmal passierte es, dass sich die Jungs bei einer ihrer Expeditionen verlaufen hatten. Auch wenn sie nur ein paar Trambahnstationen von ihrem Zuhause entfernt waren, hatten sie das Gefühl, sich in weiter Ferne zu befinden, aus der es kein Zurück mehr gab. Sie fürchteten sich ein wenig, doch das würden sie untereinander niemals zugeben. In den Bäuchen der Jungs blubberte es ein wenig, Máchals Magen knurrte gewaltig, und ihre Herzen pochten hörbar. In solchen Augenblicken sprachen sie nicht viel, sie gingen nur immer weiter, bis sie durch irgendein Wunder wieder die heimatlichen Gefilde erreichten. Ein Stein fiel ihnen vom Herzen, und die Bělohorská-Straße kam ihnen wie die allerfreundlichste Straße auf der Welt vor.
    Josef erzählte am Abend Vendula, wo er an diesem Tag überall gewesen war und hoffte, ein wenig mehr in ihrer Achtung zu steigen. Doch Vendula reduzierte meistens seine Abenteuer zu bedeutungslosen

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