Josef und Li: Roman (German Edition)
hatte er das Gefühl, als hätte er mindestens zwei Haken verschluckt –, packte ihn Helena an der Hand und sagte: »Komm, sonst wird’s kalt!«
Helena hatte in einer Zeitschrift gelesen, dass die beste Art, seinen Verlobten wiederzugewinnen, wäre, ihm etwas sehr Leckeres zum Essen zuzubereiten. Und so wartete auf Josef in der Gartenlaube ein Topf voller Zwetschgenknödel mit Semmelbröseln darauf.
Helena legte ihm fürs Erste sechs Stück auf den Teller. Doch es sah so aus, als hätte Olík weitaus mehr Appetit auf Zwetschgenknödel als Josef. Normalerweise könnte Josef für Knödel sterben, doch nun würgte er sie rein, als wären sie mit Kaktus gefüllt. Er hatte sich noch nicht von dem Schock erholt und außerdem bohrten sich die beiden Haken in seinen Magen.
»Du magst keine Knödel?«, fragte Helena, als sie sah, dass Josef nicht gerade begeistert dreinblickte.
»Doch, doch«, muckste Josef und stopfte sich noch einen Knödel in den Mund.
»Und mich?«
»Dhajach machajach …«, sagte Josef mit vollem Mund und Helena übersetzte dies für sich, dass er sie auch mochte.
»Warum guckst du dann so betreten? Wir feiern doch unsere Verlobung!«
Josef sagte eine Weile nichts. Er versuchte den Knödel zu schlucken, der ihm im Hals stecken blieb, doch dann brachte er stockend heraus: »Weißt du, ich dachte, wir könnten das auflösen …«
»Auflösen?«, wiederholte Helena ungläubig. Und als Josef nickte, zeterte sie wütend: »Aber das geht nicht! Eine Verlobung lässt sich nicht auflösen!«
Aber Josef wusste Bescheid, und so sagte er ihr, es gehe doch, Herr Klička und Marta hätten das gesagt.
Josef verstand nicht so recht, warum Helena unbedingt mit ihm verlobt sein wollte. Frau Kličková würde es noch weniger verstehen. Und Vendula würde es überhaupt nicht verstehen.
Doch Helena wusste nicht, wie schlimm Josef in Wirklichkeit war. Sie wusste nichts vom schmierigen Stück Seife, das weiß Gott wie ins Milchkännchen für besondere Anlässe gelangt war. Frau Kličková war es damals furchtbar peinlich gewesen, als ihre Schwiegermutter, die Mutter von Herrn Klička, die Pampe in ihren Tee goss. Sie ahnte auch nichts von der Unordnung in seinem Zimmer, von seinem Experiment mit den Kartoffeln – der Installateur kratzte mindestens fünf Kilo aus dem verstopften Toilettenrohr und machte dabei ein Gesicht, als ob Frau Kličková diejenige gewesen wäre, die sie in die Toilette geworfen hatte. Sie wusste nicht, wie er einmal Vendulas
Geduld auf die Probe gestellt hatte – doch da war er noch klein und Herr Klička und Frau Kličková hätten ihn nicht allein mit Vendula daheimlassen sollen. Er brüllte ununterbrochen dreieinhalb Stunden lang, und nachdem Vendula schließlich vor ihm in den Wäschekorb geflüchtet war, beschmierte er all ihre Schulhefte mit riesigen Druckbuchstaben: UUMUJUJU MEKY PLOUH. Die Kinder nannten Vendula bis zum Ende des Schuljahres Meky Plouh, doch inzwischen hatten alle diesen Vorfall wieder vergessen.
Von all diesen Dingen und noch von vielen mehr hatte Helena nicht die geringste Ahnung, und deshalb tat es ihr leid, dass Josef die Verlobung auflösen wollte. Und Josef tat es leid, dass es Helena leidtat. Und deshalb schlug er ihr gleich vor, sie könnten wieder alle gemeinsam befreundet sein, mit Máchal, Hnízdil und Šíša, und dass alles wieder wie früher sein könnte.
»Es wird nichts so wie früher sein!«, sagte Helena, und dann sagte sie noch, dass sie Josef nie wieder sehen wolle, und dass sie die blöde Verlobung schon längst lösen wollte, und dass Josef es noch bereuen würde, dass man für einen solchen Verrat bezahlen müsse, dass er blöd sei und sie auch blöd sei … Und während sie das sagte, oder besser gesagt herausschrie, warf sie mit Knödeln nach Josef, die Olík aufsammelte und Helena brachte, was seltsam war, denn Olík apportierte niemals, nur eben jetzt die Knödel. Und dann ging Josef nach Hause.
Bei den Kličkas duftete es in der Küche sehr fein. An diesem Tag kochten Marta und Vendula Schweinebraten mit Kraut und Knödeln. Es gab auch belegte Brötchen. Und als alles fertig
war, stellten sie die Schüsseln und Töpfe auf den Tisch und gingen ins Zimmer, um sich hübsch zu machen.
Doch in der Zwischenzeit kam Josef mit Olík zurück. Und während Josef im Vorraum das heruntergefallene Pferd – natürlich kein echtes, sondern den Springer aus dem Schachspiel – suchte, schaute sich Olík in der Küche um.
Am Anfang wollte er
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