Josef und Li: Roman (German Edition)
Schwamm fand.
Marta nahm eine Mappe aus der Tasche und begann, unter den Gästen Flyer zu verteilen, auf denen in schöner Schrift stand: Mit uns kommt der neue Stil . Frau Kličková, die keine Ahnung davon hatte, dass mit der Firma Klička & Kličková irgendein neuer Stil käme, starrte Marta mit offenem Mund an.
»Im Moment arbeite ich für die Firma Klička & Kličková – Möbel für das ganze Leben . Ich kümmere mich um die Werbung, Marketing und so …«, erzählte Marta Herrn Bílek und dann drückte sie ihm auch einen Flyer in die Hand.
»Also das nenn ich mal Karriere! Noch vor kurzem wollte sie Schuhputzerin werden!«, murmelte Frau Kličková in sich hinein und Herr Klička zog sich lieber in eine der Nischen zurück und tat so, als ob er ein Fisch im Aquarium wäre.
»Das Spezialgebiet der Firma Klička & Kličková sind Ehebetten. Es genügt eine Berührung und eine lebenslange Liebe beginnt. Hätten Sie nicht Interesse an einem schönen Stück?« Marta hätte weiß Gott wie lange noch weitergemacht, doch Herr Bílek unterbrach sie mitten im Satz und sagte: »Aber Teuerste, ich gedenke in meinem Alter wirklich nicht mehr zu heiraten und mein altes Bett wird mir bis an mein Lebensende mehr als reichen …«
»Gratuliere zur neuen Arbeitskraft!«, presste Frau Kličková mit einer derart eisigen Stimme aus sich heraus, dass die Fische Gänsehaut bekamen. Herrn Klička war klar, dass Frau Kličková böse auf ihn war und dass, wenn nicht noch ein Wunder geschah, sie wirklich zu schreien und stampfen anfinge. Oder es würde etwas noch Schlimmeres passieren.
Und dann beugte sich Li zu Josef, flüsterte ihm etwas ins Ohr und Josef huschte ein Lächeln übers Gesicht. Er warf ein letztes Mal Marta, die gerade an ihrer aufgebauschten Frisur herumzupfte, einen gehässigen Blick zu und folgte Li unbeobachtet hinaus.
Li und Josef liefen quer über den Hof und huschten heimlich in die Werkstatt. Keiner hatte sie gesehen, bis auf Herrn Šimáček, der gerade angewidert das Fenster schloss – wahrscheinlich störte ihn die Musik und der Geruch der vietnamesischen
Gerichte, die in durchsichtigen Wölkchen um das Haus herum aufstiegen.
Im schwachen Licht der Taschenlampe fingen die beiden sogleich an, Regale und Schubladen zu durchstöbern, und sie legten alles, was ihnen in die Hände fiel, auf den Tisch: Blechdosen mit Lack, Lösungsmittel, Büchsen voller Leim, Beizmittel und auch Tiegel mit den verschiedensten Pigmenten zum Färben der Stoffe. Sie gossen oder schütteten von allem etwas in ein altes Gurkenglas, und je mehr die Mischung roch und klebte, desto zufriedener wurden sie.
»So, und jetzt Hydra nicht mehr bjuuuutifull und deine Papa wollen wieder nur dein Mama«, sagte Li, als das Gurkenglas fast voll war.
Josef war Li sehr dankbar für diesen Einfall und lächelte zufrieden in sich hinein. Er stellte sich vor, wie die Hydra aussehen würde, wenn sie sich das Gebräu über den Kopf sprühte. Herr Klička würde an so einer Schreckschraube bestimmt das Interesse verlieren und alles würde so werden wie vorher.
Josef schlich mit Li wieder unaufällig zurück in den Hof und die beiden liefen in den ersten Stock, in die Wohnung der Kličkas. Es war noch keiner zu Hause, und so konnten sie ihren Plan ungestört in Vendulas, eigentlich jetzt eher Martas Zimmer, zu Ende bringen.
Kein Wunder, dass die Hydra so hübsch ist, dachte Li auf Vietnamesisch, als sie sah, wie viele Cremes und Duftwässerchen, Schminksachen und Salben dort herumstanden. Frau Kličková könnte sich ruhig mal etwas ausleihen, dann würde sie Herrn Klička wieder besser gefallen. Doch sie sagte lieber nichts. Zum einen wollte sie Josef nicht zu nahetreten, zum
anderen musste sie den Atem anhalten. Sie goss gerade ihr schreckliches Meisterwerk in das Fläschen von Martas wundersamem Haarfestiger, welchen Josef zuvor in den Ficus geschüttet hatte.
Und dann hörte man im Vorraum den Schlüssel sich im Schloss drehen: Vendula und Bára kamen herein. Josef und Li schafften es gerade noch, sich unter Martas Bademantel, der am Kleiderhaken hing, in Sicherheit zu bringen.
»Fass bloß nichts an«, sagte Vendula wichtigtuerisch, als ob sie durch eine Galerie mit wertvollen Exponaten führen würde. »Das würde die bestimmt merken.«
»Was die sich nicht alles ins Gesicht schmiert, gell?« Bára sah sich in Martas Schminksachen um, während Josef und Li unter Martas Bademantel keinen Mucks von sich gaben.
»Aber Männer stehen
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