Josef und Li: Roman (German Edition)
schlimm ist, oder noch schlimmer, so lässt es sich immer noch reparieren. Zumindest manchmal. Und dann wies sie Josef an, er solle Herrn Klička und der Hydra in die Werkstatt folgen und so tun, als würde er dort Flausch suchen – Li hatte an dem Tag das Wort Flausch gelernt, und es gefiel ihr so gut und brannte ihr so auf der Zunge, dass sie es unbedingt aussprechen musste. Doch sie wollte nicht darauf beharren und sagte, er könne dort auch eine Fliegenklatsche suchen – das war das nächste Wort, was sie an dem Tag gelernt hatte, doch sie war sich nicht ganz sicher, was es bedeutete. Hauptsache Herr Klička war mit der schönen Hydra nicht zu lange allein.
Und so ging Josef in die Werkstatt und tat so, als ob er eine Fliegenklatsche und Flausch suchen würde. Und selbst wenn er dort zum Beispiel Fasane oder Fische gesucht hätte: Es nahm keiner Notiz von ihm. So sehr waren Herr Klička und Marta in ihren Gedanken versunken und überlegten, wie die Firma Klička & Kličková bessere Geschäfte machen könnte. Für Herrn Klička war dies aber nur ein Vorwand – nicht, dass die Firma wirklich glänzend dastünde –, aber Marta sollte möglichst schnell davon abkommen, Schuhputzerin werden zu wollen. Für ihn war das eine ebenso unmögliche Vorstellung wie für Frau Kličková. Doch das würde er niemals laut sagen. Und so versuchte er, für Marta möglichst schnell eine andere Arbeit zu finden.
Er kam sich ein wenig wie Pygmalion vor – das war ein antiker zyprischer König, der einst versuchte, aus einem Stück Holz ein gebildetes und geistreiches Wesen zu erschaffen –, als
er darüber nachdachte, wo eigentlich Martas Talente lagen. Was waren denn ihre Talente? Herrn Klička packte völlige Ratlosigkeit, denn es schien, als ob Marta nichts anderes außer Essen, Bier, Kleider, Schminke und Parfüms interessierte. Gerade noch das Blättern in Zeitschriften und die Werbung im Fernsehen. Die konnte sie immer wieder anschauen, sie kannte jeden Spot auswendig und einige dienten ihr sogar als Vorbild für ihr Leben.
»Ich hab’s!« Herr Klička schlug sich gegen die Stirn und Josef fand unter der Fräse doch noch Flausch – er war rosa und aus weicher Wolle.
»Jetzt weiß ich es endlich, Marti! Ich weiß jetzt, wie wir es anstellen, dass unser Geschäft Klička & Kličková prosperiert! Kurz und gut: Wir brauchen Werbung! Ohne Werbung kommt heutzutage kein Unternehmen mehr aus!«
»Auch wieder wahr«, gab ihm Marta Recht, während Josef in der Werkstatt nach irgendeiner Fliegenklatsche suchte. Und dann schaute Herr Klička unauffällig zu Marta, lächelte ein wenig in sich hinein und sagte dann, als ob er sich einen Trick ausgedacht hätte: »Und ich hab mir auch schon was überlegt! Hör mal zu!«
Herr Klička holte tief Luft und sagte mit einer Stimme, die aus einem echten Werbespot sein könnte: »Möbel für Leben und Tod! Wiegen, Ehebetten, Särge – wie man sich bettet, so liegt man. Die Firma Klička & Kličková begleitet Sie im Leben und in den Tod!«
Herr Klička sah Marta forschend an und sagte, als ob er sie auf die Probe stellen würde: »Gut, nicht?«
Doch Marta sah überhaupt nicht aus, als ob ihr der Spruch
gefiele, es schien eher, dass sie dachte, Herr Klička hätte komplett den Verstand verloren.
»Was würdest du denn vorschlagen?«, fragte Herr Klička. Marta überlegte eine Weile und sagte dann, sie würde sich in solchen Dingen zwar nicht auskennen, aber sie wisse ganz genau, dass in der Werbung keine Rede von Särgen sein dürfe, die Leute würden so etwas ungern hören.
»Und was hören die Leute gern?«, bohrte Herr Klička nach, als ob er Marta weiter heimlich testen würde.
»Na … schöne Dinge. Etwas über die Liebe … oder so …«, sagte Marta und schloss die Augen. Es sah so aus, als ob sie gleich einschlafen würde.
Josef hatte in der Zwischenzeit zwei Fliegenklatschen und weiteren Flausch gefunden – irgendeine Fliegenklatsche und Flausch findet sich ja immer –, aber als ihn Herr Klička fragte, warum er denn ständig wie ein Wachmann hin und her laufe, sagte er lieber, er suche das Rechenheft für die Schule.
Plötzlich öffnete Marta die Augen und sagte mit feierlicher Stimme: »Liebe auf den ersten Tatsch! Sie werden unsere Betten nach einer einzigen Nacht für immer lieben! Solide Träume wünscht Ihnen Klička & Kličková!«
Marta hatte Herrn Klička augenscheinlich überrascht. Und auch Josef. Er hatte sich schon auf den Stuss gefreut, den sie sich
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