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Josef und Li: Roman (German Edition)

Josef und Li: Roman (German Edition)

Titel: Josef und Li: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Vovsova
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doch auf hübsch gemachte Frauen …« Vendula nahm Marta in Schutz und blickte sich schnell um, womit sie ihre Freundin beeindrucken könnte. Und dann passierte etwas, womit Josef und Li im allerschlimmsten Alptraum nicht gerechnet hätten.
    »Schau mal, hier hat sie einen sensationellen Haarfestiger! Sonst hat sie Haare wie Spaghetti, aber wenn sie sich das drauftut, kriegt die ’ne Riesenmähne! Komm lass es uns auch probieren!«, rief Vendula fröhlich aus, schnappte sich das Fläschchen mit der stinkigen Mischung und schloss sich mit Bára im Badezimmer ein. Ehe Josef und Li sich versahen, hatten die beiden das gefälschte Frisiermittel in den Haaren und sie warteten nur darauf, dass es zu wirken begann.
    »Pfui Teufel, das stinkt aber! Das muss aber wahrscheinlich stinken, nicht wahr, Vendula?«, hörten Josef und Li aus
dem Badezimmer und sie wären am liebsten im Erdboden versunken.
    »Na klar, je stinkiger, desto wirkungsvoller!«
    »Das wird nach einer Weile weicher, nicht wahr? So muss es doch sein, oder?« Bára klopfte unsicher gegen ihre verhärteten Haare, was einen dumpfen Ton ergab. Sie ragten aus ihrem Kopf wie umgekehrte Tropfsteinformationen. Wie rotgrüne Stalaktiten.
    »Dafür würd ich meine Hand nicht ins Feuer legen«, sagte Vendula mit erstickter Stimme. Und als sie sich im Spiegel erblickte, fing sie zu weinen an. Und Bára auch.
    An dem Abend weinten im Hause Klička fast alle. Nur Marta nicht. Und auch Herr Klička nicht. Um dem Donnerwetter, das immer näher kam, zu entgehen – Frau Kličková hatte Vendulas neue Frisur noch nicht begutachtet –, verzogen sich die beiden für alle Fälle in die Kneipe an der Ecke. Und Josef konnte sehr gut sehen, wie Herr Klička mit Wohlgefallen Martas, das heißt Hydras samtweiches Haar durchwühlte.
    Als Frau Kličková ein wenig später aus der Teestube nach Hause kam, ging in der Wohnung der Kličkas das Gewitter los. Frau Kličková fing zunächst an zu schreien und zu stampfen – doch das wollte sie ja bereits in der Teestube – und dann versuchte sie Vendula einzufangen. Doch die sprang auf den Tisch, vom Tisch auf den Kühlschrank und vom Kühlschrank auf den Herd. Dort blieb sie nur einen kurzen Augenblick, denn eine Herdplatte war noch an, und schließlich ließ sie sich auf dem Schrank mit dem Porzellangeschirr nieder, wo sie von Frau Kličková nicht erwischt werden konnte.
    Vendula erinnerte Josef mit ihren spitzen, versteinerten Haarbüscheln an einen flinken Stegosaurier, doch Frau Kličková sah in ihr das Monster von Loch Ness. Das schrie sie Vendula entgegen und Vendula schrie zurück, Frau Kličková sei altmodisch, das wäre ein neuer Stil, den sie nicht verstehen würde, auch Marta hätte das gesagt. Sobald Frau Kličková vom neuen Stil hörte, wurde sie noch wütender, und sie schaffte es doch noch irgendwie auf den Schrank zu gelangen. Doch da hatte sich Vendula schon im Bad verbarrikardiert. Dort heulte sie los und versuchte mit einem Hammer die steinigen Haare zu zertrümmern, aber ohne Erfolg.
    »Vendula kann nichts dafür. Das war nur ein Zusammenspiel unglücklicher Umstände. Ich wollte nur, dass Marta …«, versuchte Josef, seiner Mutter alles zu erklären, doch sobald Frau Kličková das Wort Marta hörte, unterbrach sie ihn schlagartig mitten im Satz: »Ich möchte heute nichts mehr von Marta hören!«
    Josef sah Frau Kličková nie weinen, außer wenn sie Zwiebeln schnitt. Und sie sagte nichts und schnitt und schnitt, während über ihre Wangen die Tränen rannen. Und Josef hatte das Gefühl, dass es jetzt für immer so sein würde, dass gerade in jenem Augenblick etwas zufror und dass es immer so bliebe, dass Frau Kličková ab jetzt nur noch schweigen und Zwiebeln schneiden würde und über ihr Gesicht würden dicke Tränen rollen. Aber vielleicht wäre dies sogar besser als das, was anschließend folgen sollte.

5

    Es war schon tiefe Nacht, als Herr Klička und Marta nach Hause kamen. Beide waren bestens gelaunt.
    Sie schlichen auf leisen Sohlen hinein und versuchten niemanden zu wecken, doch das konnte ihnen nicht gelingen, selbst wenn sie mucksmäuschenstill gewesen und nicht bei jedem Schritt in Gekicher ausgebrochen wären. In jener Nacht schlief bei den Kličkas niemand. Auch die Schildkröte nicht. Frau Kličková hatte sie mit dem Taschenschirm verwechselt und in den Koffer gesteckt. Frau Kličková steckte noch viele andere Sachen in den Koffer, auch ihr Nachthemd, ihre Zahnbürste und ein Foto von

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