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Josef und Li: Roman (German Edition)

Josef und Li: Roman (German Edition)

Titel: Josef und Li: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Vovsova
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ihnen sah aus wie Frau Kličková.
    »Saschenka, natürlich. Wir dachten schon, sie würde nicht kommen«, sagte eine der beiden Frauen, die älter war und aussah wie hundert. »Wie kommt’s, Saschenka, dass du aussiehst, als wärst du noch klein?«
    Und da lächelte die andere Frau, die jünger war – ungefähr im Alter von Frau Kličková –, Josef an und sagte: »Aber Mama, das ist doch nicht Sascha. Das muss Josef sein. Saschas Sohn.«
    »Und das, Josef, ist meine Frau. Olga. O. Matějů«, betonte Herr Matějů, damit endlich klar war, dass er keinen Brief an Frau Kličková geschrieben hatte und dass Josef ihn nun nicht mehr so feindselig anzuschauen brauchte.
    In dieser Familie fingen alle wohl mit einem »O« an. Herr Matějů hieß Oldřich, seine Frau Olga, die alte Dame hieß Otylie, die Katze war ockerbraun – so hieß sie nicht, aber sie war ockerbraun – und im Kräutergarten wuchs Oleander, ein verkümmerter Olivenbaum und ein Ficus. Der fing allerdings mit einem »F« an.
    Josefs beschwerliche Reise war also völlig umsonst gewesen. Es war klar, dass Frau Kličková nicht bei O. Matějů war. Aber ganz so umsonst war die Reise doch nicht.
    Frau Matějů bot Josef Schokoladenkekse an und erzählte ihm, wie sie und Frau Kličková als Kinder die besten Freundinnen waren. Sie gingen zusammen in die Schule, zum Ballett und zum Turnen, und in den Ferien fuhren sie zusammen nach Chřást’any.
    Das mussten wohl sehr schöne Ferien gewesen sein, denn Frau Matějů konnte sich noch an klitzekleine Einzelheiten erinnern, als ob es erst gestern gewesen wäre. Sie hatten sich ein Baumhaus im Garten und eine kleine Küche im Dickicht am Zaun eingerichtet und sie machten mit dem Fahrrad Erkundungsfahrten in die Umgebung.
    Und einmal, als sie mit ihren Rädern den Dammweg entlangfuhren, ging plötzlich ein starker Wind, und war es so, als ob sie nicht mehr am Fischteich wären, sondern am Meer. Sie setzten sich an die Treppe über der Schleuse, atmeten die Luft des modrigen Wassers ein und spielten am Meer, obwohl sie noch nie am Meer gewesen waren, und die Karpfen waren Delphine oder fliegende Fische. Und dann, viele Jahre später, fuhr Frau Matějů an ein richtiges Meer, wo sie am Strand saß und sich vorstellte, die Delphine und fliegenden Fische seien Karpfen und das Meer ein Fischteich, und sie hatte Sehnsucht nach ihrer Heimat.
    Frau Matějů bekam feuchte Augen, und es sah so aus, als würde sie im Geist Zwiebeln schneiden. Aber da kam auch schon Herr Klička. Herr Matějů hatte ihn angerufen, damit er Josef abhole. Denn es war schon so spät, dass sich Josef nicht allein auf den Nachhauseweg machen sollte.
    Auch am nächsten Tag kam Frau Kličková nicht zurück. Josef hielt im Hof nach ihr Ausschau und warf Olík aus Langeweile Stöckchen zu, und der brachte sie ihm, als er sah, wie traurig Josef war, tatsächlich zurück. Einmal traf er versehentlich Frau Háková, die ihm aber das Stöckchen nicht zurückbrachte.
    Herr Klička telefonierte inzwischen alle Bekannten und Freunde ab, ob Frau Kličková nicht bei ihnen wäre, doch sie war bei keinem von ihnen. Er wurde immer verzweifelter und aß nichts. Weder den von der Hydra zubereiteten Rinderbraten mit Sahnesauce noch die gebackenen Schnitzel.
    Er rief sogar im Frauenhaus an, aber da musste er sich furchtbar aufregen und er schrie ins Telefon, was sie denn von ihm denken würden, er wäre kein Tyrann und Frau Kličková wäre bei ihm wie auf Watte gebettet. Und dann aß er doch noch ein Schnitzel. Er hätte aber ruhig mehr essen können, denn Josef und Vendula rührten nichts an, was aus Hydras Hand kam. Vendula wurde von Bára mit Essen versorgt und Josef von Li.
    Josef aber ging meistens gleich in die Küche der Lustigen Teh Cann . Das hatte er schon getan, bevor Frau Kličková wegging, und Herr Nguyen ließ ihn immer etwas kosten.
    Meistens handelte es sich um ein völlig neues Rezept, von dem Herr Nguyen in der Nacht geträumt hatte und das er gleich am nächsten Tag ausprobierte. Er war sich jedoch nicht sicher, ob die Speise genießbar war, und so war er froh, als Josef vorbeischaute und einen ausgehungerten Eindruck machte.
    Diesmal hatte Herr Nguyen aber wirklich einen vorzüglichen Traum, und so schaute er Josef erwartungsvoll an, als dieser in die saftige, im Kokosmantel ausgebackene Ananas hineinbiss. Aber Josef vertilgte einen Happen nach dem anderen und sah überhaupt nicht begeistert aus.
    Frau Kličková ließ auch am dritten Tag

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