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Josef und Li: Roman (German Edition)

Josef und Li: Roman (German Edition)

Titel: Josef und Li: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Vovsova
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mit dem widerlichen Gebräu gab, das Josef zusammen mit Li für die Hydra gemischt hatte, und wie die Jungs Vendula im Gegenzug einen Schuhkarton gaben, in den Löcher gestanzt waren.
    Marta wollte wahrscheinlich auch einen guten Eindruck machen, aber es wollte ihr nicht so richtig gelingen. Sie konnte sich noch so bemühen, zu putzen und zu fegen, sie schaffte es nicht, irgendjemanden zu beeindrucken. Jedes Mal, wenn sie auf Dinge stieß, die nicht ordentlich aufgeräumt waren, machte sie ein Gesicht, als ob ihr auf der Stelle schlecht werden oder sie gleich in Ohnmacht fallen würde.
    Als ob ein dreckiger Socken im Kochtopf, schimmelige Marmelade in den Tiefen des Wäscheschrankes, ein Tischtennisschläger
in der Anrichte mit dem Festtagsgeschirr oder ein Fleischwolf im Bücherregal etwas Unziemliches und Geschmackloses wären.
    »Das darf ja wohl nicht wahr sein, ich glaub, ich träume …«, seufzte sie und räumte weiter auf, wischte und spülte ab, und Josef legte all die Dinge wieder zurück, ganz so, als ob er Marta damit andeuten wollte, dass es sie gar nichts anginge, dass Frau Kličková in der Nähmaschine einen verschrumpelten Apfel aufbewahrte oder im Seitenfach des Kühlschranks eine ungefähr hundert Jahre alte Salbe gegen Hühneraugen vor sich hin rottete.
    Vendula legte nichts zurück, sie saß nur da, hielt den jetzt leeren Schuhkarton mit den Löchern auf dem Schoß, lächelte leise und wartete geduldig, bis ihre Stunde kommen sollte. Und ihre Stunde kam – und wie sie kam!
    Nachdem Marta von der Aufräumerei und vor allem von Josef die Nase voll hatte, ging sie in Vendulas, also jetzt eher in ihr Zimmer, um sich ein wenig hübsch zu machen.
    Vendula zwinkerte Josef zu und sagte: »Geh nicht weg. Gleich wird was passieren … du wirst Augen machen!« Und sie fing an, von zehn bis null rückwärts zu zählen, als ob irgendwo eine Rakete starten sollte.
    Und dann ging die Rakete, also die Hydra, auch schon los. Zuerst hörten Josef und Vendula ein grauenerregendes Gebrüll und gleich darauf kam Marta aus dem Zimmer geschossen, die Haare standen ihr vor Schreck zu Berge und ein riesiges Tier mit einem überüberlangen Schwanz rannte ihr nach.
    So riesig war das Tier nun auch wieder nicht, doch der Hydra kam es riesig vor. Als sie ihr Schminkköfferchen öffnete
und das Tier herausstürmte, war es für sie natürlich das allergrößte Tier auf der Welt.
    Eine Ratte in einem Kosmetikkoffer kann einem unendlich groß vorkommen. Marta jagte durch die Wohnung, brüllte und schrie, und Herr Klička, der gerade aus der Werkstatt zurückkam, dachte, dass Marta aufgrund ihres Putzfimmels jetzt Amok laufen würde. Dann sah er die Ratte, und auch die Schachtel mit den Löchern, und Vendula und Josef, die vor Lachen beinahe erstickten, und ihm wurde plötzlich alles klar.
    »Wa … wa … was ist das?«, stotterte Marta, als Vendula die Ratte einfing und auf ihrer Schulter ablegte.
    »Das ist meine Ratte. Sie wird bei mir im Zimmer wohnen. Sie ist brav, lieb und schnarcht nicht«, sagte Vendula und sah die Hydra streng an. »Ich hoffe, Marta, dass sie dich nicht stören wird. Sie heißt übrigens …« Vendula legte eine bedeutungsvolle Pause ein, damit alle noch ein bisschen neugieriger wurden, und dann sagte sie schrecklich langsam, indem sie jede Silbe einzeln betonte: »Mar-ti …«
    Noch bevor Herr Klička ihr eine Kopfnuss verpassen konnte, fügte Vendula rasch hinzu: »-anne.«
    »Marti-anne … das ist gut, das passt zu ihr«, kicherte Josef und in diesem Augenblick mochte er seine Schwester sehr.
    Aber trotzdem ging alles ganz anders aus, als Vendula sich das vorgestellt hatte. Marta freundete sich mit Martianne sogar an, und als sie am Abend mit Herrn Klička noch ein Bierchen trinken ging, ermahnte sie die Ratte, sie solle sich noch vor dem Zubettgehen die Zähne putzen, da sie in der Nacht sowieso bei Marta im Bett landen würde.
    Herr Klička sagte zu alledem nichts. Nur jedes Mal, wenn das Telefon läutete, dann rannte er und hob ab, um danach wieder wie ein schlaffer Luftballon oder ein zerknautschtes Auto auszusehen. Denn einmal war es Herr Slepička und ein anderes Mal Frau Hlaváčková, die Frau Kličková wegen eines Sofabezugs sprechen wollte, aber die war nie zu Hause.
    Daraufhin führte die Hydra Herrn Klička wie ein treudoofes Hündchen aus. Sie sagte, sie könne nicht mit ansehen, wie sich Herr Klička plage, und wollte ihn ein wenig zerstreuen.
    Zu Hause blieben nur Vendula, Josef und

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