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Josef und Li: Roman (German Edition)

Josef und Li: Roman (German Edition)

Titel: Josef und Li: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Vovsova
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sie an.
    »Na und dann schaute Hydra Tuong sooo an«, sagte Li am folgenden Tag, blieb mitten auf dem Weg stehen und schaute Josef verliebt an.
    »Ja? So lange?«, wunderte sich Josef, als Li über eine Minute Marta nachahmte.
    »Ja. Und jetzt Hydra für Tuong Mäuschen und Bärchen!«
    »Echt?«
    »Echt. Und auch Zicklein, Entlein, Äffchen, Elefäntchen und …«
    »Das hat der Verrückte alles zu ihr gesagt?«, entsetzte sich Josef.
    »Noch nicht, aber wird er sicher!«
    »Tuong darf niemals zur Hydra Ziege oder Elefant sagen! Klar?« Josef bekam Angst, dass ihre Pläne dadurch vereitelt würden.
    »Eure Tschechisch sehr seltsam: Ziege und Elefant nix? Und Maus und Bär ja?«, wunderte sich Li, aber da schubste Josef sie schon vorwärts und sagte energisch: »Ja. Und jetzt komm. Weißt du, wie viele Geschenke ich noch besorgen muss? Und der Hydra muss ich auch etwas kaufen! Hast du schon alles?«
    »Nein. Wir habe kein Weihnachten«, sagte Li und folgte Josef gehorsam.
    Josef hatte schon am Morgen eine Liste mit Geschenken aufgeschrieben, die er jetzt nach und nach abhakte. Zunächst kaufte er für Frau Kličková eine weiße Seife (er wollte ihr noch zwei eigenhändig glatt polierte Steine in genau der Milchfarbe wie die Seife schenken), für Vendula einen Nagellack, damit sie ihn nicht ständig von der Hydra ausleihen musste, für Herrn Klička nichts, denn für ihn hatte er schon seit Jahren Schachfiguren vorbereitet – sie waren aus einem schönen Holz, von einer Linde, die in Chřást’any der Blitz gespalten hatte –, für die Ratte Martianne Olmützer Stinkekäse, für die Schildkröte Salat, für Herrn Bílek zweihundert Gramm Schlangen und für Olík einen Kalbsknochen.
    Nur für die Hydra hatte er noch nichts. Zuerst wollte er ihr wie Martianne Stinkekäse kaufen, das fand Li aber nicht angemessen, genauso wenig wie die Flasche Bier oder einen Satz Untersetzer fürs Bier.
    Aber dann musste Li auch schon nach Hause. Sie durfte immer noch nur für eine begrenzte Zeit aus dem Haus und wenn sie sich verspätete, würde Frau Nguyen bestimmt wieder fürchterlich wütend werden.
    Und so machte sich Josef alleine auf den Weg, fand aber
immer noch kein geeignetes Geschenk für Marta. Fast wäre er mit leeren Händen nach Hause zurückgekehrt, da fiel ihm plötzlich der kleine Trödelladen ein.
    Hinter dem dunklen, abgenutzten Schaufenster türmten sich kraut- und rübengleich Barometer, Aschenbecher in Form von Eisbären, Briefmarkensammlungen, Postkarten und Schokoladenverpackungen aus der ganzen Welt, Kompasse, Radios und viele andere Gegenstände. Noch vor kurzem lagen dort ein Klappmesser, ein Gürtel mit einer Schnalle in Sonnenform und ein altes Spielzeugauto. Aber diese Sachen waren jetzt verschwunden. Die ehemaligen Eigentümer hatten sie wieder zurückgekauft und an ihrer Stelle fand man dort eine alte Kaffeetasse ohne Henkel, eine rostige Mundharmonika … und zwei Essstäbchen! Sie lagen in einer mit rotem Samt ausgeschlagenen Schachtel und Josef wusste, dass es genau das Richtige für Marta war. Schnurstracks ging er in den Laden und kam bald wieder heraus.
    In der einen Jackentasche wölbte sich eine lange Schachtel und in der anderen eine recht kleine, viereckige. Aber was sich darin befand, darf noch niemand erfahren! Das ist ein Geheimnis!
    Auf dem Nachhauseweg nahm er eine Abkürzung durch den Park, wo er am See Marta erblickte, wie sie sich gerade vor Tuong verbeugte. Doch zuerst verbeugte sich Tuong vor Marta, und dann Marta vor Tuong. Aber damit hatte Tuong nicht gerechnet. Damit, dass auch Marta sich verbeugen würde. Und so stieß er, als er wieder seinen Kopf hob, gegen Martas Kinn. Sie hatte sich in die Zunge gebissen, war aber überhaupt
nicht böse deswegen. Sie fing an zu lachen und aus ihrem Mund kam ein wenig Blut. Die Leute ringsum lachten auch ein wenig und Josef tat so, als würde er sie nicht sehen und lief weiter. Marta und Tuong wünschten sich sicher, dass ringsum keine Leute wären, sondern nur Bäume, Ruhe und Frieden.
    Sicher waren sie auch schon vorher, jeder für sich allein, an der abbröckelnden Hauswand mit der verrosteten Tür vorbeigegangen. Sie waren aber nie auf den Gedanken gekommen, dort stehen zu bleiben, geschweige denn, die Tür aufzustoßen. Jetzt aber blieben beide auf ihrer Höhe stehen, wie auf einen Befehl.
    Es ging auf Mittag zu und sie wurden plötzlich von der Sonne geblendet, als sie die Tür aufmachten. Sie traten ein und waren nun also umgeben von

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