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Josef und Li: Roman (German Edition)

Josef und Li: Roman (German Edition)

Titel: Josef und Li: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Vovsova
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saß am Fensterbrett und schaute verträumt zu den Fenstern der Kličkas.
    Aus ihnen drang Musik und das Licht flackerte und flimmerte so schön, dass Li deswegen auch einen Knödel im Hals hatte und sie es doch ein wenig bereute, dass sie mit ihren Eltern kein Weihnachten feierte, wo sie doch schon nach Europa umgezogen waren.
    Und dann flackerte das Licht hinter den Fenstern der Kličkas so stark, dass Li den Eindruck gewann, dass dort die Flammen bis zur Decke schlugen. Und sie lag mit ihrem Eindruck völlig richtig.
    »Es brennt«, brachte Marta heraus, nachdem sie alle Gänge des Weihnachtsmenüs, welches sie mit ihrer Mama, mit ihrem Papa, mit dem Herrn Bednařík und mit der Tante Líza
verzehrte, aufgezählt hatte. Sie starrte wie versteinert durch die Kličkas hindurch, die mit dem Rücken zum Baum standen.
    »Es brennt«, sagte sie wieder, und als Erster kam Josef aus dem Dämmerschlaf zu sich und drehte sich um. Der Weihnachtsbaum samt getrockneter Orangenscheiben, mit Ketten und Bonbons in Knisterpapier ging schon ganz in Flammen auf und brannte wie Strohfeuer.
    »Ich rufe die Feuerwehr«, reagierte Josef einsatzbereit und wollte schon zum Telefon eilen.
    Diesmal aber konnte ihn Herr Klička rechtzeitig aufhalten. »Damit werden wir schon fertig!«, rief er aus und warf sich auf den Baum, der wie eine Fackel brannte.
    Frau Kličková wiederum warf sich auf den Boden und suchte dort unter den Geschenken die Schildkröte, während Vendula Martianne rettete und auch den Rechen, weil sie noch nicht wusste, dass in der Verpackung bloß ein Rechen war.
    Li beobachtete aus dem Fenster ihres Zimmers mit wachsender Bewunderung, und vielleicht auch einem Tropfen Neid, die wilden Schatten und Lichter, die aus den Fenstern der Kličkas flackerten.
    Es war unglaublich aufregend. Solch prächtige Zeremonien zu Ehren Buddhas veranstalteten die Nguyens nie. Dem dicken Mann reichten Ruhe, Meditation und von Zeit zu Zeit etwas frisches Obst oder Blumen. Seine Gelassenheit ging Li manchmal auf die Nerven. Aber als bei den Kličkas das Fenster aufgerissen wurde und Josefs Papa den brennenden Baum herauskatapultierte, der wie ein feuriger Komet im Hof landete, war es auch für sie ein bisschen zu viel des Guten. Komische
Tradition in Tschechische Republik, dachte sie und lächelte Buddha ein wenig entschuldigend zu. Dieser hatte es sich im Regal gemütlich gemacht und tat so, als ob er schliefe und nichts davon wüsste, was draußen oder in Lis Kopf vor sich ging.
    Nachdem sich die Kličkas vom Brand erholt hatten – zum Glück war niemandem etwas passiert, nur Herr Kličkas Haare hatten etwas Feuer abbekommen, aber das war im Grunde ganz gut, denn Frau Kličková bat ihn schon weiß Gott wie lange, zum Friseur zu gehen –, fingen sie an, die Geschenke auszupacken. Nun mussten sie sich nicht mehr besonders mit dem Auspacken abmühen, denn das Papier der meisten Geschenke war verbrannt.
    Josef war sehr glücklich. Er bekam eine Maus geschenkt. Sie war nur ganz leicht angeschmort, aber damit es klar war: Es war keine echte Maus, sondern eine ganz neue für seinen alten Computer. Und einen Hockeyschläger bekam er auch noch. Herr Klička hatte ihn absichtlich in einer Kiste verstaut, die der Form des Hockeyschlägers gar nicht entsprach, damit Josef ganz lange gespannt war und ganz lange suchen musste. Und dann noch Socken und Fußballschuhe. Die echten, mit Noppen dran! Und Rasierwasser. Das kam bestimmt von Vendula, das erkannte er an dem gemeinen Lachen, als er dabei war, es auszupacken.
    Und alle hatten riesige Freude an den Geschenken von ihm. Frau Kličková kamen beim Anblick der eigenhändig geglätteten Steine die Tränen. Und Herrn Klička verschlug es beinahe die Sprache, als er die Schachfiguren sah. Zunächst dachte er, es handele sich um einen Satz morscher Champagnerkorken
oder um ein paar alte, verholzte Rettiche, aber dann wusste er plötzlich Bescheid und sagte, eine schönere schwarze Königin hätte er noch nie gesehen – in Wirklichkeit war sie weiß, nur etwas angekokelt –, aber Josef wollte es ihm nicht ausreden.
    Und dann gab es Abendessen. In dem Jahr wurde dann doch in der Küche gegessen, die nicht so eingeräuchert war wie das große Zimmer, zumindest so lange nicht, bis Frau Kličková den Karpfen anbrennen ließ und Marta ein Räucherstäbchen anzündete. Und als sie endlich den ersten Bissen zu sich nehmen wollten, nahm Josef Marta das Besteck aus der Hand und drückte ihr eine längliche mit

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