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Josefibichl

Josefibichl

Titel: Josefibichl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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Situation nicht aus seiner Rolle als erster Gastgeber im Landl heraus.
    »Freut mich sehr, Sie kennenzulernen. Schneider mein Name. Bernd Schneider, Bayerisches Landeskriminalamt.« Schneider spielte mit und gab sich ebenfalls offiziell.
    Meier nickte wissend. Er wusste schließlich, zu wem er gewollt hatte. »Können wir uns kurz unter vier Augen unterhalten?« Mit seinem Blick unter den buschigen Brauen deutete er auf Schneiders Zimmertür.
    »Ich wollte eigentlich gerade frühstücken, habe heute viel zu tun«, sagte Schneider in dem Versuch, die Privatsphäre seines Hotelzimmers zu wahren.
    »Brauch nicht lange, versprochen.« Meier fixierte den beinahe zwei Köpfe größeren Ermittler, der tatsächlich den Schlüssel wieder umdrehte und den Bürgermeister in sein Zimmer bat.
    Schneider war froh, dass er vor dem Verlassen des Zimmers wenigstens einigermaßen aufgeräumt hatte. Obwohl er nicht wusste, wie lange er in diesem Hotel wohnen würde, hatte er seine La-Martina-Poloshirts und seine Diesel-Jeans in den Schrank gehängt. So sah der Bürgermeister nur ein ungemachtes, aber wenigstens ordentlich zurückgeschlagenes Bett und ein paar Unterlagen samt Laptop auf dem kleinen Schreibtisch. Schneider drängte sich zwischen seinen provisorischen Arbeitsplatz und den dicken Mann, bevor dieser die Papiere mit seinen neugierigen Blicken abgrasen konnte.
    »Was kann ich für Sie tun?« Schneider wollte den Gast so schnell wie möglich wieder loswerden.
    »Sie ermitteln hier in Sachen ermordeter Mönch.« Bürgermeister Meier fiel kein intelligenterer Gesprächsanfang ein, als das Offensichtliche zu erwähnen.
    »Toter Mönch. Allenfalls: getöteter Mönch. Zuerst muss man einmal wissen, ob eine Tötung eine Tötung ist. Dann entscheidet ein Gericht, ob das ein Mord war. Dazu braucht man aber einen Täter, den man vor Gericht stellen kann. Den zu finden ist mein Job. Wenn ich heute noch dazu komme.« Schneider wollte die Distanz möglichst groß halten, da er befürchtete, dass der Lokalpolitiker in fraternisierender Jovialität bestens geschult war.
    »Wortgefiesel, elendes – lassen wir das doch.« Ein »bitte« hängte Meier gerade noch mit fünf Zehntel Verzögerung an. Dieser schnieke LKA-Bulle war ja keiner »seiner Sheriffs«, wie er die Beamten der Garmisch-Partenkirchner Polizeiinspektion gerne nannte. »Ein Mönch liegt tot auf dem Josefibichl, und ein brutaler Pfaffenhasser war dabei, und jetzt ist er flüchtig. Das reicht doch. Alles, was Sie tun müssen, ist, den Hartinger zu finden, und dann herrscht wieder Ruhe im Landl.«
    »Danke für die sachdienlichen Hinweise. Sie erleichtern meine Arbeit ungemein. Ich werde sie zu würdigen wissen.« Schneider musste sich zusammenreißen, um den Bürgermeister nicht einfach aus dem Zimmer zu werfen, denn dies hier war reine Zeitverschwendung. Doch wer wusste, wen der alles kannte . . .
    »Ich hätte natürlich noch eine ganz eigene Theorie.« Meier merkte, dass er mit seiner schnellen Lösung nicht weit kam.
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Schauen Sie sich doch einmal an, wer den Grund rund ums Kloster St. Anton besitzt. Und dann interessiert es Sie sicher, was mit diesem Grund passieren soll. Mehr sag ich nicht.« Einen alten Bekannten derart zu denunzieren hatte Bürgermeister Meier den Schweiß auf die Stirn getrieben. Er zog sein reinweißes Schneuztücherl aus dem Hosensack, lupfte den Trachtenhut und wischte sich über den haarlosen Partenkirchner Kantschädel.
    »Bitte Klartext, Herr Bürgermeister. Für Kreuzworträtsel und Sudokus habe ich keine Zeit.«
    »Mehr sag ich nicht, wie gesagt.« Der Bürgermeister lupfte den Hut abermals, diesmal, um sich zu verabschieden, und schlängelte sich gewandt durch die Hotelzimmertüre, was Schneider dem wamperten Mann gar nicht zugetraut hätte.
    Hauptkommissar Bernd Schneider blickte auf die geschlossene Türe und dachte nach. Er hatte nun vier Tatverdächtige: erstens den gescheiterten Polizeireporter Hartinger. Zweitens den unbekannten Waldbesitzer. Drittens jemanden, der vielleicht gegen dessen Geschäfte etwas haben könnte. Und viertens Bürgermeister Hans W. Meier, der sich mit seinem Auftritt gerade selbst auf Schneiders Liste geschrieben hatte.
    Schneider hatte es auf einmal noch eiliger. Im Vorbeigehen klopfte er dreimal knackig an Claudia Schmidtheinrichs Tür und brüllte beinahe ein Loch in das Eichenfurnier: »Heini, in drei Minuten am Auto – gefrühstückt wird unterwegs!«
    Heini – so durften eigentlich

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