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Josefibichl

Josefibichl

Titel: Josefibichl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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angestellt.«
    Schneider nickte nur, beneidete den Mönch um diesen luxuriösen Aspekt seines selbst gewählten Bettlerlebens und sprach den zentralen Punkt seiner Beobachtung an: »Was mir vor allem auffällt, ist der Computer.«
    »Da ist kein Computer«, bemerkte Claudia Schmidtheinrich.
    »Genau. Mir fällt ein Computer auf, der nicht da ist.« Mit dem Kinn deutete Schneider zum Schreibtisch, auf dem ein kleiner Drucker und das zugehörige Kabel darauf hinwiesen, dass dort ein PC oder ein Laptop gestanden hatte.
    »Bruder Engelbert arbeitete mit einem sehr kleinen tragbaren Gerät«, erläuterte Gregorius. »Er hat es oft mitgenommen, wenn er die Gläubigen besuchte, ins Marktarchiv ging, oder sogar zu den Musikstunden.«
    »Wissen Sie, wo das Gerät ist oder ob Engelbert es gestern bei sich hatte?«, fragte Claudia Schmidtheinrich, unbeirrt davon, dass ihr der alte Abt offenbar nicht direkt antworten wollte. Der aber zuckte nur mit den Schultern.
    In den Unterlagen, die die beiden Polizisten im Anschluss und unter steter Beobachtung des Abts sichteten, wies nichts auf irgendeine Sache hin, die dem jungen Bruder Engelbert das Leben gekostet haben könnte. Keine Katasterauszüge, kein Kartenmaterial (außer einer üblichen Wanderkarte des Wettersteingebirges), keine Aktennotizen – nichts. Die Literatur im Bücherregal war überwiegend klerikal, dazu einige Reclam-Bändchen, viel Musikliteratur – Geigennoten, auch Orgelwerke. Der junge Mönch schien in musikalischer Hinsicht sehr vielseitig gewesen zu sein.
    »Gibt es sonst Räume im Kloster, in denen Bruder Engelbert Unterlagen hätte deponieren können?«, fragte Schneider.
    »Nun, dieses Gebäude ist durchaus verwinkelt, und es gibt Nischen und Ecken, in denen selbst ich niemals war. Wenn er etwas verstecken wollte, fand er hier Gelegenheiten genug. Ich habe es Ihnen ja schon angeboten: Sie können sich hier unbegrenzt lange aufhalten und sich überall umsehen. Gerne können Sie sich auch den Computer unserer Verwaltung ansehen.«
    Bernd Schneider wollte sich und seiner Kollegin das Stöbern in staubigen Ecken des Dachgestühls ersparen, zudem veranschlagte er für eine gründliche Durchsuchung einen Zeitaufwand von mindestens einem, eher zwei Tagen. Nein, das sollten Bernbachers Leute machen. Allerdings hielt er es für eine gute Idee, die Festplatte des Kloster-PCs auf den mitgebrachten Speicher zu kopieren. Er zog seinen Schlüsselbund aus der Hosentasche und machte den ledereingebundenen Sechzehn-Gigabyte-Stick davon los. »Wenn ich den PC Ihres Hauses kurz sehen dürfte?«
    Zurück im Auto ließen Schneider und Schmidtheinrich den Besuch im Kloster Revue passieren. »Das ist mir alles zu fein und klein und sauber.« Bernd Schneider kratzte sich am Kopf. »Was ist das für ein Kloster, das am Rande des Dorfs mitten im Bergwald steht?«
    Claudia Schmidtheinrich hatte in der Nacht auch darüber im Internet geforscht und holte ihr Notizbuch aus der Handtasche, in dem sie die wichtigsten Ergebnisse ihrer Recherchen in Stichpunkten notiert hatte.
    »Wallfahrtskirche St. Anton, dem heiligen Antonius von Padua geweiht. Erster Bauteil 1704 von vier Partenkirchner Männern errichtet. Nachdem die Tiroler den Bayern im Spanischen Erbfolgekrieg in Oberau – das ist der Ort mit den zu engen Straßen hinter der Autobahn, an dem es sich immer so schrecklich staut – eine deftige Niederlage erteilt hatten, haben die Tiroler – was offenbar sonst nicht ihre Art war – Partenkirchen beim Rückzug verschont. Darum Kirchenbau aus Dankbarkeit. Während des achtzehnten Jahrhunderts kamen immer mehr Wallfahrer, die den heiligen Antonius wohl als Retter in jeglicher Not anflehten, und die Kirche wurde nach und nach erweitert. Eines der besten Deckenfresken des Barocks zeigt den heiligen Antonius. Der ist übrigens einer der beliebtesten Heiligen des gesamten Katholizismus, denn . . .«
    ». . . er kann verlorene Sachen wiederfinden«, fiel ihr Schneider ins Wort. »Das hat sich sogar bis zu mir protestantischem Nordlicht rumgesprochen.«
    »Richtig. Vielleicht hätten wir eine Kerze anzünden sollen, damit wir den Hauptverdächtigen Hartinger wiederfinden.«
    »Der findet sich, da mach dir mal keine Sorgen. Der ist auf jeder Fahndungsliste dieser Republik und auch der angrenzenden Ländereien. So, ich lasse dich jetzt drüben in Garmisch bei der Lokalzeitung raus und sortiere mal unten in der Polizeiinspektion, was sich alles an Nachrichten angesammelt hat.«
    Mittlerweile

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