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Josefibichl

Josefibichl

Titel: Josefibichl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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Hollywood abgedreht worden war. »Aber zurück zum › olympischen Stil ‹ : Als die Olympischen Spiele 1936 hierher vergeben wurden, hat man die bis dahin unabhängigen Gemeinden Garmisch und Partenkirchen zwangsvereinigt. Da ist wohl der höheren olympischen Sache hier und dort ein Stück Gerechtigkeit geopfert worden. Und mit so was, sagt der Chefredakteur, hat der Bürgermeister jetzt auch gedroht, weil einige Bauern ihre Wiesen nicht für die Olympiabebauung 2018 bereitstellen wollen.«
    »Nur, dass damals andere Zeiten herrschten«, sinnierte Bernd Schneider. »Die Nazis haben da halt gern kurzen Prozess gemacht, wenn sie was wollten. Nur, zum Henker, was hat das alles mit dem Kloster St. Anton, dem Unternehmer Veit Gruber und vor allem mit dem toten Pater Engelbert zu tun?«
    »Das wusste der Chefredakteur nicht.«
    »Auch nicht mit noch einem Knopf weiter offen?«
    »Fahr zurück, wir probierend aus«, gab sich Claudia Schmidtheinrich einsatzbereit.
    »Ja, ja. Und spätestens beim Hosenknopf legt er dann das Geständnis ab, dass er den armen Mönch selbst umgebracht hat«, lehnte Schneider den Vorschlag ab.
    Claudia Schmidtheinrich nahm die Bemerkung als Kompliment, kam aber wieder zum Fall zurück. »Was hast du mittlerweile in Erfahrung gebracht?«
    Bernd Schneider kurvte immer noch planlos durch Garmisch-Partenkirchen. Das Auto in Bewegung nutzte er immer als besonders kreativen Ort für Besprechungen und fürs Brainstorming. »Also, das Olympiading, das bewegt hier schon einiges. Obwohl auch nichts Besonderes. Mal eine Schmiererei hier und eine eingeschlagene Autoscheibe dort. Derjenige, der das mit Olympia ganz geil findet, ist natürlich unser Freund, der Bürgermeister Meier. Der Mann will ganz groß rauskommen. Der Gruber ist übrigens tatsächlich nicht koscher.«
    »Darum hast du ihn ja vernommen, Bernd.«
    »Na ja«, schwächte Schneider ab, »vernommen ist nicht das richtige Wort. Ich habe mir sein neues Projekt präsentieren lassen, ein Spirit-Großprojekt. Irgendwas darüber im Archiv gefunden?«
    »Also, da gibt‘s irgend so eine Weltreligions-Idee. Der Chefredakteur wurde da einsilbig. Er sagte nur: › Wie‘s der Teufel will, wird er ausgerechnet das schaffen. ‹ Und das war‘s.«
    »Wir müssen dem Gruber weiter auf den Leib rücken, Claudia. Erstens, weil das Projekt tatsächlich unmittelbar mit dem Kloster zu tun hat. Und zweitens, weil uns der Bürgermeister so direkt auf den Gruber angesetzt hat. Wenn er bisher immer der große Freund des Veit Gruber war . . .«
    ». . . ist es bestimmt ganz oberfaul, dass er ihn jetzt ans Messer liefern will«, vervollständigte Claudia Schmidtheinrich. »Bevor wir aber irgendwas tun: Da vorn ist eine Dönerbude. Wenn ich nicht sofort was zu essen bekomme, fällt mein Dekollete zusammen. Das wollen wir doch beide nicht.«
    »Er hat was?« Bernd Schneider war außer sich. »Sagen Sie, dass das nicht wahr ist!«, herrschte er Ludwig Bernbacher an, der sich ausnahmsweise schuldlos fühlte. »Richten Sie Ihrem geschätzten Bürgermeister aus: Wenn hier irgendjemand zu diesem Fall eine Pressekonferenz abhält, dann bin das ich. Das Bayerische Landeskriminalamt nimmt zu solchen Kapitalverbrechen Stellung und nicht ein Vollpfosten von Bürgermeister!«
    »Beruhigen Sie sich doch«, beschwichtigte Bernbacher, »er hat ja nichts zum Fall erzählt. Er wollte halt den Ruf der Gemeinde schützen, jetzt, wo die Entscheidung über die Olympischen Winterspiele 2018 so knapp bevorsteht.«
    Bernd Schneider ließ sich aber weder beruhigen noch beschwichtigen. Er tobte durch den Besprechungsraum der Polizeiinspektion wie ein ausgehungerter Hühnerhund durch eine Legebatterie. »Jawoll, Vollpfosten! Wie kann ein solcher Idiot Bürgermeister werden? Haben Sie den gewählt? Ach, was frage ich, jeder, der Grün trägt in diesem vermaledeiten Tal, hat ihn gewählt, bei euch geht ja der Kugelschreiber in der Wahlkabine ganz automatisch nach ganz oben rechts!«
    »Was ist denn schon passiert?«, stellte Bernbacher sich weiter vor seinen Schulkameraden, Parteifreund und Bürgermeister Meier. »Er kann ja nichts Inhaltliches gesagt haben, denn da gibt es ja noch nicht viel.«
    »Ja, umso besser! Dann hat er jetzt der Welt erzählt, dass er und leider auch die Polizei nichts, und zwar auch gar nichts wissen und wir keine neuen Informationen zusammengetragen haben seit gestern Nachmittag. Dass wir also geschlagene vierundzwanzig Stunden gepennt haben. Und, wissen Sie was,

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