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Josefibichl

Josefibichl

Titel: Josefibichl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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»Er war‘s. Er war in Tölz im Internetcafe. Der Betreiber hat ihn eindeutig erkannt!«
    »Und wo ist er danach hin?«, drängelte Schneider.
    »Mit einem gelben Postrad davongefahren.«
    »Logisch. Womit auch sonst?« Schneider unterdrückte einen Wutausbruch mittlerer Stärke. »Ich meine, hat ihn jemand gesehen? Sind die Fahnder hinter ihm her? Was ist da los? Warum gelbes Postrad?«
    »Fahndung wurde bereits aktualisiert«, war alles, was Claudia Schmidtheinrich dazu wusste. Nun suchte die Polizei in Bayern also einen Hünen mit Hakennase auf einem gelben Postrad.
    »Wo kam er her? Aus welcher Richtung? Was hat er geschrieben? An wen?«
    »Weiß ich doch auch alles nicht.«
    »Dann krieg‘s raus!«
    Mit hochrotem Kopf und ohne ein weiteres Wort stürzte Claudia Schmidtheinrich aus dem Besprechungsraum. Sie musste erst einmal Luft schnappen, bevor sie die Zielfahnder und die Netzwerker des LKA noch einmal anrief.
    Karl-Heinz Hartinger duschte, begutachtete seine Übernachtungsmöglichkeit auf dem Speicher und zog eines der karierten Hemden und eine Arbeitshose aus dem Schrank an. Dann schlich er sich zurück nach unten in die Stube. Kathi stand in der Küche und bereitete das Abendessen. »Ist der Bub da?«, wollte er wissen.
    »Noch beim Fußballtraining«, war die knappe Antwort.
    Der vierzehnjährige Anton Mitterer hatte es weiter nach Hause als andere Partenkirchner Kinder, denn Graseck mit seinen verstreut liegenden Höfen war recht umständlich zu erreichen. Man konnte zu Fuß die touristische Route durch die Partnachklamm wählen, die Hartinger aus Deckungsgründen genommen hatte. Die dauerte am längsten. Vor dem Klammeingang konnte man auch links über eine steile Forststraße mit Auto, zu Fuß oder per Mountainbike die einhundertfünfzig Höhenmeter überwinden. Der dritte, gemütlichste Weg von der Klamm nach Graseck war der mit einem Zwei-Personen-Seilbähnchen aus den Fünfzigerjahren. Den nutzten fußkranke Ausflügler, die sich per Fiaker vom Skistadion direkt an die kleine Talstation am Klammeingang chauffieren ließen, um dann gegen Einwurf von ein paar Münzen nach oben zur Bergstation am Hotel Forsthaus Graseck zu schweben. Oben hatten sie eine gefühlte Bergtour hinter sich, die die Sahne auf der Nachmittagstorte rechtfertigte.
    »Geduscht geht‘s besser«, sagte Hartinger in dem Versuch, mit der Hausherrin ins Gespräch zu kommen.
    »Riecht auch besser«, kommentierte die trocken, ohne sich bei der Arbeit an Herd und Küchenbuffet stören zu lassen.
    »Schon schön, da heroben.«
    »Ja, für einen wie den Herrn Hartinger, der so viel in der Weltgeschichte herumgekommen ist und auch, wie in den letzten Sommerferien, nur zwei Tage im Jahr Zeit für sein Kind hat. Für solche weit gerittenen und viel beschäftigten Menschen ist es doch immer wieder sehr schön, die heimische Krume direkt unter den Füßen zu spüren und die geschundene Globetrotterseele an der Einfachheit der Land – und Bergbevölkerung zu laben.«
    Dass Kathi auf einem Berghof aufgewachsen war, merkte man ihr nicht unbedingt an. Das Werdenfels-Gymnasium zu Garmisch-Partenkirchen hatte seinen Bildungsauftrag an ihr vollbracht. Wäre sie nicht direkt nach dem Abitur auf ihrer ersten Praktikantenstelle bei der Süddeutschen von einem gewissen Polizeireporter bezirzt, geschwängert und sitzengelassen worden, hätte einiges aus ihr werden können.
    »Kathi, jetzt mach ich das alles wieder gut«, versprach Hartinger. »Jetzt bin ich ja wieder da. Auch wegen dir und dem Buben.«
    »Großartig. Ganz super. Und stehst nach ein paar Wochen in der Heimatgemeinde bereits in der Zeitung, weil sie dich als Mörder suchen!«, schimpfte sie in ihre Töpfe hinein, in denen sie wütend herumrührte. »Herzlichen Glückwunsch zum gelungenen Neuanfang, Gonzo Hartinger!«
    »Das bekommen wir schon hin, wenn mir dein Onkel Albert hilft, die richtigen Puzzlestücke zusammenzusetzen. Hast du ihn erreicht?«
    Hartinger hätte unter normalen Umständen gute Lust gehabt, mit Kathi über ihren freiwilligen Rückzug in die Berge zu streiten. Sie hätte damals auch in München bleiben können, er hätte schon für den Buben gesorgt. Was er ja auch getan hatte die ganze Zeit. Zumindest finanziell. Dass man sich nicht jedes zweite Wochenende sehen konnte, wenn man in seinem Job arbeitete und das Kind auf einem Berg wohnte, war doch klar.
    Doch es war keine Zeit für die Dauerauseinandersetzung zwischen den beiden ehemaligen Liebenden. Dort draußen

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