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Josefibichl

Josefibichl

Titel: Josefibichl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Ritter
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recht gutes junges Team vom LKA nach Garmisch geschickt, weil sie den Landpolizisten und den chronisch unterbesetzten Kriminalern aus Weilheim die Sache wohl nicht ganz Zutrauen. Der Typ heißt Bernd Schneider und seine Assi Claudia Schmidtheinrich. Kein Doppelname. Nur, damit du nicht die Tür aufmachst, wenn einer von den beiden klopft und sich ordnungsgemäß vorstellt.«
    »Danke für den fürsorglichen Hinweis. Und du, hast du den Weg ins Redaktionssystem frei halten können?«
    »Schon, da sind wir sicher. Aber ich geh davon aus, dass das LKA nun mitlauscht. Du musst dir also gut überlegen, ob und wann du da noch einmal etwas veröffentlichst.«
    »Klar, sonst wären sie nicht auf das Internetcafé gekommen, hätten sie sich nicht an den Redaktionsserver der Süddeutschen geklemmt. Offiziell werden die das denen gar nicht sagen, drum merkt’s die Redaktion selbst als Letzte.«
    Nein, dachte Hartinger, er hatte sich nicht gerade in eine komfortable Situation manövriert.
    »Kurt, sag mal, was weißt du über den arabischen Scheich, der in Garmisch wohnt?«
    Weißhaupt musste kurz nachdenken. Ja, da gab es Geschichten, die teilweise schon zwanzig, dreißig, vierzig Jahre zurücklagen.
    »Ich denk, du kennst jeden, der in dem verwunschenen Tal ein – und ausgeht«, sagte Weißhaupt. »Aber warte, ich versuch mal etwas zusammenzukratzen. Der Scheich, wie ihr ihn da unten nennt, ist eigentlich ein Emir. Volles Tausendundeinenacht-Programm, wie du es dir vorstellst: Reist mit ein paar Hundert Mann Hofstaat um die Welt, Frauen sowieso, aber man weiß nicht recht, wen er lieber mag, du verstehst. Seine Jachten sind Minimum hundert und ein paar zerquetschte Meter lang. Die Salons sollen mit Kolibrizungen ausgekleidet sein. Wenn er nicht auf Luxusbooten herumschippert, dann fliegt er seine eigene 747. Er kam in den Sechzigern oder Siebzigern als junger Mann nach Garmisch. Muss ihm dort gut gefallen haben, denn er kaufte ein paar nette Immobilien. Und irgendwann vor ein paar Jahren hieß es, er baut sich gleich ein ganzes Ärztehaus neben seine Villa – dafür musste dann ein Ausflugslokal weg.«
    Hartinger staunte immer wieder, dass Kurt Weißhaupt, dem wandelnden Archiv der Münchner Lokalpresse, wirklich kein irgendwie prominenter Bayernbewohner oder – besucher entging.
    Er war nicht zu stoppen. »Der Mann hat nicht nur unendlich viel Geld, sondern auch Stil. Was man von unseren Milliardären nicht immer behaupten kann. Bauen, brauen, sauen, du weißt schon.« Hartinger wusste nicht, ließ aber seinen Lehrmeister weiterdozieren. »Der Emir hat sogar das teuerste Parfüm der Welt für sich entwerfen lassen. Das schenkt er Staatsgästen. An den Flughäfen der Emirate, zu denen er irgendwie gehört, kannst du‘s aber nicht kaufen, denn selbst die demokratische Version davon kostet immer noch vierhundert Steine pro Flascherl. Mit der Demokratie hat er‘s sonst nicht so, aber es beschwert sich auch keiner seiner Untertanen, denn er hat keine. Nur einen Hofstaat. Aber – warum fragst du mich nach dem Mann?«
    »Weil du gerade das Handy eines seiner Leibwächter angerufen hast. Das hat mir der Abt des Klosters gegeben mit der Anekdote, dass der Emir dem Kloster einen Besuch abstatten wollte. Und vorher hat die Leibwache den Abt besucht, um die Lage zu checken, und dabei hat einer das Handy liegen lassen. Hammer, oder?«
    »Ja, irre. Total irre, denn das heißt ja, du bist noch einmal da gewesen. Wie durchgeknallt bist du eigentlich? Es heißt ja, dass der Täter immer zum Tatort zurückkommt, und du tust den Ordnungshütern auch noch den Gefallen, dich an dieses Klischee zu halten. Du hast Nerven!«
    »Ich musste ja irgendwo mit meinen Recherchen ansetzen«, verteidigte sich Hartinger.
    »Recherche, Recherche! Gonzo, du recherchierst, während sie dir den Strick um den Hals legen. Du solltest zur nächsten Polizeistation gehen, wo immer du auch bist, und dich stellen!« Kurt Weißhaupt wurde wütend ob Hartingers Eigensinn. Außerdem hatte er keine Lust, in die Sache reingezogen zu werden. Dabei wusste er natürlich, dass er schon längst mittendrin steckte.
    »Kommt nicht infrage, Kurt. Ich klär das auf. Ich muss ja hier am Ort auch einen anständigen Einstieg haben.«
    Kurt Weißhaupt musste lachen. »Den hast du schon gehabt. Kennen wird dich da jetzt wieder jeder. Einige Kollegen machen morgen mit der Schlagzeile auf, dass du es warst oder – halt dich fest – eine unbekannte Frau. Die bringen wenigstens noch

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