Josefibichl
es fast keiner. Und die, die es vielleicht mal gewusst haben, haben es vergessen. Und ist ja auch besser so.« Mit den letzten Worten schaute Kathi den Hartinger kalt an. »Also, du duschst jetzt und gehst dann rauf auf den Dachboden. Da steht das alte Bett von der Oma. Im Schrank sind alte Hemden und Hosen von meinem Vater. Der war auch so ein Trumm Mannsbild. Wirst schon reinpassen. Und ich ruf den Onkel Albert an. Bin gespannt, ob der ohne den Wehrmachtskarabiner vom Opa kommt, wenn er den Namen Hartinger hört.«
In der Polizeiinspektion an der Münchner Straße berief Bernd Schneider kurz vor sechs die abendliche Lagebesprechung ein. Er hatte wieder die wichtigsten Kolleginnen und Kollegen im großen Besprechungszimmer versammelt. Dazu gekommen waren einige Zivilfahnder, die aus Weilheim abgestellt worden waren. Es waren neue Materialien an die Wände geklebt worden. Neben dem Obduktionsbericht auch ein Bericht der Abteilung Netzwerkfahndung des Landeskriminalamtes. Kurz vor fünf Uhr nachmittags hatte Claudia Schmidtheinrich per E-Mail die Nachricht erhalten, dass zwischen dem Redaktionsserver der Süddeutschen und einem Internetcafe in Bad Tölz gegen fünfzehn Uhr für vierzehn Minuten und dreiundzwanzig Sekunden eine Verbindung bestanden hatte.
»Wir sind ihm auf den Fersen!«, triumphierte sie. »Ich habe sofort unsere Zielfahnder in Bewegung gesetzt. Die sind eben in Tölz eingetroffen und sprechen mit dem Betreiber des Cafes. Sobald die etwas herausbekommen, sagen sie Bescheid.«
»Sehr gut, Claudia«, lobte Bernd Schneider. »Und was haben Sie Neues für uns, Hauptkommissar Bernbacher?«
Bernbacher dachte nicht daran, dem jungen Schnösel wie ein Untergebener Bericht zu erstatten. Er beschränkte sich auf die nötigsten Fakten: »Kloster wird den ganzen Tag durchsucht, bisher ergebnislos. Geht morgen weiter. Durchsuchung der Wohnung des Hauptverdächtigen Karl-Heinz Hartinger bisher ebenfalls ohne Ergebnis.«
»Sonst nichts?«, hakte Schneider nach. »Sie hatten doch heute Ihre Hunde im Gelände.«
Bernbacher war bewusst, dass er ein Dienstvergehen beging, wenn er die schwarze Chinakladde nicht endlich erwähnte. »Nichts Besonderes«, log er.
Schneider legte los. »Gut, dann berichte ich jetzt mal. Ich habe mich heute mit dem Nachbarn des Klosters befasst, mit dem Großgrundbesitzer und Unternehmer Veit Gruber, den Sie ja sicher alle kennen.« Die Garmisch-Partenkirchner Polizisten nicken. »Der plant ein großes Ding, und dazu braucht er die Einwilligung des Klosters. Der junge Mönch hätte sie ihm gegeben, sobald er Abt geworden wäre, sagt er. Können Sie sich vorstellen, woher Gruber das Geld für die Bebauung des kompletten unteren Wankecks bekommt?«
Die einheimischen Polizisten sahen einander an. Paul Grasegger war der Erste, der etwas dazu sagen wollte. Natürlich erst, nachdem er durch ein Nicken Bernbachers die Erlaubnis dazu erhalten hatte. »Der Gruber, der dreht doch immer gerade ein großes Ding. Das ist bekannt hier. Der hat gute Freunde, das können Sie glauben.«
»Was meinen Sie damit?«, wollte Schneider wissen. »Auch welche mit Geld? Ich spreche hier von viel Geld.«
»Zumindest solche, die Verfahren wegen überhöhter Geschwindigkeit und Alkohol am Steuer einschlafen lassen können«, antwortete Grasegger.
»Verstehe«, nickte Schneider. »Sie selbst zählen sich nicht zu seinen besten Freunden.«
»Nein, das ist sicher. Ich kenn den von klein auf«, grollte Polizeihauptmeister Grasegger. »Der wäre ohne seine Familie und das ganze Pulver nie durchs Gymnasium und um die Bundeswehr herumgekommen. Auch sonst hätte es den schon ein paarmal so richtig aufs Maul gelassen.«
»Noch mal: Richtig viel Geld – wen gibt‘s da in seinem Umfeld?«, beharrte Schneider.
»Nichts Genaues weiß man nicht«, fuhr Grasegger nach einer Denkpause fort. »Aber ich hab den Gruber schon öfter im Eishockey auf der Ehrentribüne neben einem aus diesem arabischen Scheichsclan gesehen.«
»Arabischer Scheichsclan?« Schneider wandte sich überrascht an seine Rechercheurin Claudia Schmidtheinrich.
»Ja, das hat der Chefredakteur auch kurz erwähnt. Seit den Siebzigerjahren unterhält das Königshaus des Emirats Al-Wai Dabbeyh einen Sommersitz in Garmisch-Partenkirchen.«
Und Ludwig Bernbacher ergänzte: »Denen gehört drüben in Garmisch ein Riesenanwesen an der Maximilianshöhe. Das Grandhotel Sonnenbichl haben sie auch gekauft, für den Fall, dass es in der eigenen Villa mal zu eng
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