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Joseph Anton

Joseph Anton

Titel: Joseph Anton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rushdie
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den Titel des Kultklassikers von Richard Fariña zitierte, Pynchons Freund, dem Die Enden der Parabel gewidmet waren: »Been down so long it looks like up to me – es geht schon so lange bergab, dass es mir wie bergauf vorkommt.« Pynchon lud ihn ein, doch zusammen zu Abend zu essen, wenn er mal wieder in New York sei. »O du meine Güte«, antwortete er wie ein verknallter pickliger Schuljunge, »o ja, bitte.«
    *
    Ein Konsortium von Verlegern, Buchhändlern, Verbänden und Prominenten aus der Buchwelt zusammenzubringen, war in Deutschland und Spanien nicht sonderlich schwer gewesen. Alle hatten an der Publikation beteiligt sein wollen, die sie zur Verteidigung der freien Meinungsäußerung für wichtig hielten. In den Vereinigten Staaten war es rätselhafterweise ganz anders. Andrew hatte sich Rat von William Brennan geholt, einem der obersten Bundesrichter Amerikas, von Floyd Abrams, dem bekannten Anwalt für Verfassungsrecht, und vom ehemaligen Generalstaatsanwalt Elliot Richardson, und sie alle waren der Meinung, dass es sich bei der Taschenbuchausgabe von Die satanischen Verse um einen wichtigen Fall für den Ersten Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten handelte. Amerikas acht führende Verleger aber waren anderer Ansicht. Einer nach dem anderen bestritten die Großen des amerikanischen Verlagswesens, dass es sich hierbei um eine Angelegenheit der freien Meinungsäußerung handelte, und murmelten dann irgendwas davon, dass ein Beitritt zum Konsortium eine ›indirekte Kritik‹ an Peter Mayer und Penguin sei. Sonny Mehta sagte: »Was, wenn sie es einfach nicht wollen, Salman – wenn sie nur wollen, dass die ganze Sache einfach in Vergessenheit gerät?« Andrew hörte, dass die Vereinigung der amerikanischen Buchhändler sogar ein inoffizielles Antipublikationskartell bildete, um Peter Mayer zu unterstützen (den sie mochten), und seine eigenen Anstrengungen zu unterlaufen, denn offen gesagt hatten sie für den berüchtigten Andrew Wylie nicht viel übrig, dessen Autor man gleichfalls nachsagte, recht unangenehm zu sein. Anrufe wurden nicht beantwortet, Türen wurden ihm vor der Nase zugeschlagen. The New York Times berichtete, dass die Bemühungen zur Gründung eines Konsortiums ›ins Stocken gerieten‹. Doch Andrew – und Gillon in London – blieben fest entschlossen. »Wir können das Taschenbuch publizieren«, sagten sie, »und wir werden es publizieren.«
    Nur ein Verleger scherte aus der Reihe. George Craig von Harper Collins erzählte Andrew, er wolle – im Hintergrund – helfen. Er konnte HarperCollins nicht ermächtigen, dem Konsortium beizutreten, doch konnte und wollte er den Druck der ersten hunderttausend Exemplare finanzieren sowie einen Coverdesigner besorgen; außerdem würde er Andrew zeigen, wie man das Druckerei- und Lagersystem sowie ein Distributionsnetz aufbaute, mit dessen Hilfe das Konsortium die Publikation am Laufen halten konnte. Doch selbst Craig war nervös; er wollte nicht, dass irgendwas über seine Aktivitäten bekannt wurde. Und so arbeitete man heimlich und verstohlen einen Publikationsplan aus, fast, als planten Männer mit Filzhut und langem Mantel rund um einen Holztisch in einem Keller unter ei ner einzigen, nackten Glühbirne ein Verbrechen. Der Verlag, genannt The Consortium, Inc ., wurde in Delaware eingetragen. Ihm gehörten drei Mitglieder an: Gillon Aitken, Salman Rushdie und Andrew Wylie. Kein einziger amerikanischer Verleger, auch kein britischer Verleger – mit der rühmlichen Ausnahme von George Craig – gewährte dem Projekt finanzielle oder organisatorische Unterstützung. Andrew und Gillon steckten ihr Geld in das Projekt und einigten sich mit dem Autor, wie eventuelle Profite aufgeteilt werden sollten. »Wir ziehen das durch«, sagte Andrew. »Von uns aus kann’s losgehen.«
    *
    Er hatte Elizabeths Wohnung gekauft und wartete immer noch da rauf, dass der Verkauf des Hauses in der St. Peter’s Street an Ro bert McCrum zustande kam. Die Bauarbeiten in der Bishop’s Avenue kosteten ein kleines Vermögen, und das Geld wurde knapp. Wenn das Haus in der Hampstead Lane aus irgendeinem Grund ›aufflog‹, dachte er, würde er sich gewiss kein weiteres kostspieliges Mietverhältnis leisten können. Dann musste er wohl doch in die Kaserne.
    Der Valentinstag rückte näher, und es kam zu den üblichen unangenehmen Verlautbarungen. Die Fatwa wurde natürlich bestätigt. Eine iranische Zeitung nannte den Aufruf einen »göttlichen Befehl, den

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