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Joseph Anton

Joseph Anton

Titel: Joseph Anton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Rushdie
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separatem Treppenzugang, das zu seinem sommerlichen Hort geworden war, den allerletzten Strich daran tat, machte er sich ein Versprechen. Der Boden unter ihren Füßen war neben Die satanischen Verse und Mitternachtskinder sein drittes besonders umfangreiches Buch. »Nie mehr 250 000-Wörter-Monster«, sagte er sich. »Öfter kürzere Bücher.« Über zehn Jahre lang hielt er sein Versprechen und schrieb zwischen 2000 und 2009 zwei kurze und zwei mittellange Romane. Dann machte er sich an seine Memoiren und stellte fest, dass er wieder rückfällig geworden war.
    Es war der Monica-Sommer, und es war nicht sicher, ob Präsident Clinton den Impeachment-Versuch überleben würde. Es kursierten grauenvoll sarkastische Witze.
    Die Flecken auf dem Kleid konnten nicht zweifelsfrei identifiziert werden, weil ganz Arkansas die gleiche DNA hat.
    »Das Glück schreibt mit Weiß«, schrieb Henry de Montherlant. »Es ist auf dem Papier unsichtbar.« Das Glück in jenem Sommer waren ein niedriges, weißes, von grünen Feldern, Hügeln und Wäldern umgebenes Haus und spätnachmittägliche Strandspaziergänge mit Elizabeth und seinen Söhnen, wenn die Sonne sank und Dunst den Horizont verhüllte. Es war der Gang zum Copyshop unweit der Bridgehampton Commons, wo er wartete, bis die Kopien seines neuen Romans fertig waren. »Kommen Sie später wieder«, sagte die Frau im Laden, doch er wartete. Es war das Abendessen zum ersten Hochzeitstag mit Elizabeth im American Hotel in Sag Harbor. Es war ein Ausflug ins Yankee Stadium mit Don DeLillo, um die Yanks gegen die Angels spielen zu sehen, auch wenn sie verloren. Und es war ein Brief seines neuen Verlegers Michael Naumann bei Henry Holt, der sich so überschwänglich über Der Boden unter ihren Füßen äußerte, dass er es keinem erzählen konnte. Doch sechs Tage nach dem Eintreffen des Briefes verabschiedete sich Michael Naumann von Holt und ging nach Deutschland, um dort Kulturstaatsminister zu werden. Tja , dachte er. Es war trotzdem ein wunderschöner Brief.
    Nigella rief aus London an. Johns Krebsleiden war nachweislich wieder da. Ein großer Teil seiner Zunge musste entfernt werden. John Diamond, einer der redegewandtesten, schlagfertigsten und geist reichsten Menschen, die er je getroffen hatte, wurde seiner Sprachfähigkeit beraubt. Das war entsetzlich und traurig.
    Und Susan Sontag hatte ebenfalls Krebs.
    *
    Die Rückkehr nach London war wie immer, als würde man gegen eine geschlossene Tür rennen. Am National Theatre liefen die Proben für die Inszenierung von Harun und das Meer der Geschichten , doch die Polizei meinte, der Besuch der Premiere sei für ihn zu gefährlich, da der Feind ›dort mit Ihnen rechnet‹, was einen massiven und kostenintensiven Polizeieinsatz erfordern würde. Und schon befand er sich wieder mitten im Krieg. Er wurde zu den Spionen in die Weihnachtsbaumfestung gebracht, und Mr Morning und Mr Afternoon teilten ihm mit, es gebe keinen konkreten Hinweise auf Aktivitäten, doch die Gefahrenstufe sei so hoch wie immer. Am 22. September 1998 hatte er ein reinigendes Gespräch mit Helen Hammingtons Nachfolger Bob Blake, der einräumte, sein Wunsch, an der Premiere von Harun teilzunehmen, sei naheliegend und das damit verbundene Risiko nicht sonderlich hoch.
    Der Chef von British Airways, Bob Ayling, hatte endlich einem Treffen mit ihm zugestimmt. Er sprach über seine Begegnung mit Zafar und wie beeindruckt er davon gewesen sei. Die geschlossene Tür zeigte einen winzigen Riss. Nach langer Zeit fuhr er wieder zu Clarissa in die Burma Road. Zafar machte eine Party, um seinen Einstieg ins Studentenleben in Exeter zu feiern. Sein Sohn freute sich über das, was Ayling gesagt hatte, und darüber, dass er seinem Vater hatte helfen können. Und dann drehten Fernsehen, Radio und das Telefon plötzlich durch.
    Die CNN brachte die Neuigkeit. Der iranische Präsident Khatami hatte die Todesdrohung für ›beendet‹ erklärt. Danach verbrachte er die ganze Nacht am Telefon. Christiane Amanpur sagte, sie sei »sicher, dass es passierte«, und sie habe vertrauliche Aussagen von Kathami, dass bald noch mehr geschehen würde und dass er mit Khamenei zu einem ›Konsens‹ gefunden habe. Um neun Uhr dreißig morgens rief ›sein‹ neuer Mann im Auswärtigen Amt, Neil Crompton, an und bat um ein Treffen am kommenden Morgen um zehn Uhr dreißig. »Es ist definitiv etwas im Gange«, sagt er. »Womöglich sind es gute Nachrichten. Wir sollten darüber reden.«
    Im

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