Josephine Mutzenbacher
der Vater, »laß gehen ..., er steht halt nicht mehr ...«
Die Mutter jammerte, riß aber noch weiter an dem Schwanz herum. Dann sagte sie schwach: »Mir tut schon die Hand weh ...«, und gleich darauf: »Probier’ ich’s halt so ...« Sie bückte sich und nahm die weiche Nudel in den Mund. Ich hörte sie lutschen und schmatzen und dabei schnaufen. Nach einer Weile aber fuhr sie wieder auf und war zornig: »Er steht und steht halt nicht. Jessas, das is ein Kreuz mit so ein Mann ..., das versteht er, daß er mir zwei-, dreimal die Fut auswetzt und dann spritzt er ganz teppert hinein und denkt nicht dran, daß die Frau auch was haben will.« Mein Vater sagte kein Wort. Die Mutter aber gab nicht nach: »Ja was tu ich denn nur..., jetzt hat mich das Vögeln so aufgeregt..., und dann das Spielen mit dem Schwanz und das in den Mundnehmen ..., was tu ich denn nur..., das machst mir aber öfters so ..., das kenn ich jetzt schon ..., da kann man ja narrisch werd’n. ... Was möchst denn du sagen, wenn ich dich wegstoßen möcht vor dem Spritzen? Was ...? Du möchst halt zu einer ändern gehn ..., die Mannsbilder ..., die können sich leicht helfen, die laufen halt zu einer Hur ... Aber ich ..., was war denn, wenn ich mich jetzt von ein’ ändern vögeln lassen möcht?« »Mach was d’willst...«
»So? Na, das werd ich mir merken! Glaubst, ich find keinen, der was mich vögeln will...?«
Der Vater setzte sich im Bett auf, warf die Mutter um und griff ihr zwischen die Beine. Sofort verstummte der Redefluß meiner Mutter. Sie warf und schleuderte sich unter die Hand des Vaters, der sie nach allen Regeln der Fingerkunst bearbeitete, und keuchte nun hörbar. Der Vater faßte mit der freien Hand nach der Brust der Mutter, spielte mit den Warzen und bald vernahm ich, wie sie flüsterte: »Jetzt..., jetzt kommt’s . .., steck den Finger ganz hinein, ganz ..., so ..., so ..., ah ..., ah...«
Der Vater brummte: »Na also, daß die arme Seel a Ruh hat.«
Gleich darauf schnarchten sie beide, nur ich lag wach und aufgeregt da und wußte nicht, was ich mir jetzt wünschen sollte, den Franzl, den Ferdl, den Robert, den Herrn Ekhard, den Herrn Horak, den Soldaten oder den Buben aus dem Gebüsch dort. Bei einigen Buben aus unserem Haus und aus der Gasse, in der wir wohnten, war ich jetzt sehr bekannt. Wieder muß ich es wohl meinem Gesichtsausdruck und der unwillkürlichen Beredsamkeit meiner Augen zuschreiben, daß sie alle so ohne weiteres annahmen, ich lasse mich vögeln und man brauche mich nur anzugreifen. Freilich waren alle diese Buben ebenso verdorben wie ich und mein Bruder, und sie alle vögelten ganz wie selbstverständlich ihre Schwestern, ihre Freundinnen, kurz, was sie eben kriegen konnten. Wenn ich solchen mir oft ganz unbekannten Buben im Hausflur, auf der Treppe oder auf der Straße begegnete, dann schlugen sie mich wie zur Begrüßung mit der flachen Hand leicht gegen die Fut, wogegen ich sie abwehrte oder ihnen, wenn sie mir gefielen, an das Hosentürl griff.
Mit Mädchen aus der Schule hatte ich wenig Umgang in dieser Zeit. Ich war verschwiegen, und sprach ich manchmal mit einer davon, dann vertraute sie mir entweder gleich an, daß sie schon selbst vögeln könne, oder sie sah mich verständnislos, wohl auch verächtlich an und mied von da ab den Umgang mit mir.
Es geschah mehrere Male, daß ein Bub, den ich durch so einen Griff an sein Hosentürl gereizt hatte, nicht locker ließ. Ich ging mit ihm dann stets in den Vorkeller, der ja immer offen stand, und dort vögelten wir in aller Eile stehend, worauf wir auseinanderliefen. Vielleicht mit sechs oder acht Buben hab ich es in dieser Zeit so getrieben. Zwei Buben aber sind mir in Erinnerung geblieben, und die Geschichte des einen hängt in ihrem ferneren Verlauf mit dem Herrn Ekhard zusammen. Dieser Bub, er hieß Alois, war der Sohn unseres Hausherrn, ein feiner Bursch, mit schönen blonden Haaren, mit einem dunkelbraunen Samtanzug, kurzen Hosen, obwohl er schon zwölf Jahre zählte. Ich glaube, daß ich ihn geliebt habe, denn so oft ich ihn traf, zitterte ich vor Sehnsucht bei seinem Anblick. Er erschien mir so stolz und fein und brav, und ich schämte mich sehr vor ihm, mußte ihn aber immer ansehen. Er schaute mir immer mit einem kurzen Blick ins Gesicht und wandte sich dann mit hochmütiger Gleichgültigkeit von mir ab. Man konnte mit ihm nicht sprechen, denn er war immer von einem kleinen, furchtbar dicken Stubenmädchen begleitet, die schon recht ältlich war
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