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Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Titel: Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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vorangehen wollte. Regin, etwas maulfaul, erklärte ihm, das große Hindernis liege im Verhalten des Kaisers. Diejenigen, auf die es ankomme, wagten nicht recht, sich zu dem Werk zu äußern, solange man nicht wisse, was der Kaiser dazu sage. Selbst wenn DDD sich gegen das Werk erklärte, so wäre das ein Vorteil; denn dann hätte man wenigstens die Opposition für sich. Aber DDD, tückisch, wie er nun einmal sei, schweige, er äußere sich nicht einmal ablehnend, er äußere gar nichts. Er, Regin, habe versucht, dieses feindliche Schweigen zu brechen. Er habe Wäuchlein gefragt, ob ihm Josef das Werk überreichen dürfe. Aber Wäuchlein habe über die Frage weggehört, wie nur er das könne, und weder ja noch nein gesagt.
      Verdrossen und finster hörte Josef zu. Wieder stiegen in ihm die Gedanken hoch, mit denen er damals nach Rom zurückgekehrt war, als er Mara nach Judäa geschickt hatte. Damals hatte er sich gefreut auf den Kampf mit Domitian, auf den Kampf mit Rom. Er hatte eine neue Jugend in sich gespürt, und er hatte geglaubt, in seinem vollendeten Buch eine neue Waffe zu haben. Nun aber wich der Kaiser dem Kampfe aus. Er stellte sich einfach nicht.
      Was Regin weiter sagte, war nur geeignet, diese Meinung Josefs zu bestätigen. DDD, erzählte nämlich Regin, habe des Josef Namen seit ewiger Zeit nicht in den Mund genommen. Das sei merkwürdig. Er habe doch bestimmt gehört von Josefs neuer Freundschaft mit Lucia, von der herausfordernden Art, wie Josef seinen Sohn in die Judenliste habe eintragen lassen, und von dem neuen jüdischen Pagen der Lucia. Wenn übrigens der Kaiser nicht daran denke, seine Macht zu brauchen und den Josef glattweg zu vernichten, dann sei von DDDs Standpunkt aus diese Taktik die klügste. Denn sein Schweigen, DDDs Schweigen, verbreite Schweigen rings um das Buch, Schweigen, in dem das Werk zuletzt ersticken müsse.
      Josef überlegte, was er tun könnte, um dieses hinterhältige Schweigen zu brechen, um den Kaiser, den Feind, aus seinem Hinterhalt herauszulocken, ihn zu zwingen, sich zu stellen. Es war Sitte, daß beim Erscheinen eines Werkes der Autor in großer Öffentlichkeit daraus vorlas. Josef hatte das bei der Publikation des Werkes nicht gewollt, es war da in ihm noch zuviel gewesen von der Luft, innerhalb deren die Universalgeschichte entstanden war. Der Josef, der die Universalgeschichte geschrieben, hatte das Publikum verachtet. Jenem Josef wäre es auch durchaus gleichgültig gewesen, was Domitian von dem Buch gedacht oder gesagt hätte. Doch der Josef, der jetzt vor Claudius Regin saß, war ein anderer. »Wie wäre es«, schlug er vor, »wenn wir eine Rezitation veranstalteten, wenn ich aus der Universalgeschichte vorläse?«
      Regin sah überrascht hoch. Wenn Josef, nachdem er so lange geschwiegen, wieder vor das Publikum treten wird, so muß das eine Sensation sein. Wenn überhaupt, dann war eine solche Rezitation vielleicht das einzige Mittel, den Kaiser aus seiner Zurückhaltung herauszulocken. Der Plan reizte den Regin, doch er verhehlte dem Josef nicht, daß das Unternehmen recht gefährlich war. Es war gewagt, eine Äußerung des Kaisers herauszufordern. Josef aber, da Regin nicht ohne weiteres widersprach, war schon ganz Flamme für seinen Plan. Wie ein Schauspieler, der eine neue Rolle begehrt, redete er dem Regin und sich selber vor, was alles für das Unternehmen spreche. Er lese nicht schlecht, der leise östliche Akzent in seinem Griechisch gefalle den Leuten mehr, als daß er sie abstoße; nachdem er so lange nichts mehr von sich habe hören lassen, werde ganz Rom auf sein Erscheinen vor der Öffentlichkeit neugierig sein. Und dann, eine kleine Scham überwindend, gestand er dem Regin, diesem Freunde, einen heimlichen Wunsch ein, der gleichzeitig mit dem ersten Gedanken an eine solche Rezitation in ihm hochgestiegen war. »Und welch eine Freude«, sagte er, »wäre es, vor dem Jungen zu glänzen, vor Matthias!«
      Diese naive, väterlich verliebte Eitelkeit gewann ihm den Regin vollends, und er sagte: »Es bleibt ein höllisch riskantes Unternehmen; aber wenn Sie es wagen wollen, Sie alter Jüngling, ich halte mit.«
      Josef wandte an die Vorbereitungen seiner Rezitation die größte Mühe. Lange überlegte er mit seinen Freunden, wo der Vortrag stattfinden sollte. Regin, Marull, vor allem Lucia erörterten die Frage, als ginge es um eine Staatsaktion. Sollte der Vortrag stattfinden im Hause des Josef vor einem kleinen, auserwählten

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