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Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Titel: Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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brachte es nicht über sich, seinem lieben Sohn die ungeheure Enttäuschung zu bereiten.
      Er gab Lucia eine halbe Antwort, dankte ihr für ihren Rat, versprach, alles noch einmal zu überdenken, in seinem Innern aber war er fest entschlossen. Zu Hause, halb im Scherz, halb im Ernst, fragte er den Matthias: »Wenn einer wissen will, bist du ein Römer oder ein Jude, wie antwortest du dann?« Matthias, mit seiner tiefen Stimme, lachte: »Frag nicht so dumm! würde ich antworten. Ich bin Flavius Matthias, Sohn des Flavius Josephus.« Dem Josef gefiel diese Antwort. Die Bedenken der andern zerschmolzen ihm mehr und mehr. Sollte er, Josef, weniger Mut zeigen als der alte Claudius Regin, der keine Gefahr darin sah, den Jungen auf den Palatin zu schikken?

    Die Feier wurde angesetzt. Matthias ging umher wie auf Wolken. Er lud das Mädchen Caecilia ein. Sie gab eine ihrer schnippischen Antworten. Er teilte ihr mit, die Kaiserin werde seinem Fest beiwohnen. Caecilia wurde ganz blaß.
      Da Josef alles vermeiden mußte, was als Dienst einer römischen Gottheit, als Götzendienst, hätte ausgedeutet werden können, sah er sich gezwungen, bei der Feier mancherlei Umbiegungen der Zeremonie vorzunehmen. Weder gab es im Hause des Josef einen Altar der Hausgottheiten, noch trug Matthias die goldene Amulettkapsel des römischen Knaben, die er an diesem Altar hätte aufhängen können. So beschränkte sich die eigentliche Feier im Hause darauf, daß Matthias die verbrämte Toga des Knaben mit der weißen, reinen des Mannes vertauschte. Diese neue schlichte Tracht stand ihm großartig, sein junges und doch schon männliches Gesicht kam heiter und ernst zugleich aus dem einfachen, reinen Kleide heraus.
      Sodann brachten Josef und ein riesiges Geleite von Freunden, an ihrer Spitze die Kaiserin, den jungen Mann aufs Forum, an den Südabhang des Capitols, ins Archiv, damit er dort seinen Namen feierlich in die Liste der mit dem Bürgerrecht Ausgestatteten eintragen lasse. Es hieß aber der Junge fortan: Flavius Matthias Josephus. Die Kaiserin steckte ihm den Goldenen Ring an den Finger, der seine Zugehörigkeit zum Zweiten Adel auswies.
      Während sodann die nichtjüdischen Gäste des Josef sich in sein Haus begaben, wo das Festmahl stattfinden sollte, nahmen Josef selber, Matthias und die jüdischen Gäste eine Handlung vor, von der die Stadt, ja das Reich noch wochenlang sprechen sollten. Der Brauch verlangte, daß der neue junge Bürger sich in den Tempel der Göttin der Jugend begab, um dort ein Geldstück und ein Opfer zu spenden. Da der Jude Matthias das nicht konnte, ging er, geleitet von seinem Vater und seinen Freunden, statt dessen in das zuständige Büro des Schatzamtes, ließ sich in die diffamierende Liste der Juden eintragen und zahlte die Doppeldrachme, welche die Juden seit der Zerstörung des Tempels statt für Jahve für den Capitolinischen Jupiter zu entrichten hatten. Daß Josef die als Schande gedachte Entrichtung der Abgabe herausfordernd zu einem Festakt machte, ließ viele unter den Juden es ihm verzeihen, daß er seinen Jungen so demonstrativ zum Römer erklärt hatte.
      Der Kaiserin gefiel Josefs Mut. Auch Josefs Sohn gefiel ihr. Sie hatte gesehen, mit welch prinzlicher Anmut er durch die stolze Stunde gegangen war, da sie ihm den Ring des Zweiten Adels an den Finger steckte; jetzt, während des Festmahls, ließ sie sich erzählen, daß er sich mit der gleichen einfachen Anmut der Schmach unterzogen, in die Judenliste eingetragen zu werden. Der Knabe saß neben ihr. Seine Augen hingen an ihr in knabenhafter Huldigung, doch er verlor nicht seine Unbefangenheit. Sie sprach mit ihm. Er wußte offenbar, wie gut ihm die weiße Toga stand, und er wußte, daß aller Augen auf ihn gerichtet waren, doch seine Frische und Natürlichkeit litten nicht darunter.
      Claudius Regin hatte Lucia bereits darauf vorbereitet, daß Josef sie bitten werde, seinen Sohn in ihren Dienst aufzunehmen. Jedermann mußte sehen, daß ihr der Junge gefiel, und Josef konnte also gewiß sein, keine Fehlbitte zu tun. Gleichwohl brachte er sein Anliegen nicht mit der Sicherheit vor, die ihm sonst eignete, und auch Lucia sagte ihm ihre Gewährung mit einer seltsam verschleierten Stimme zu, und es war in ihr und auf ihrem Gesicht eine ungewohnte Verwirrung.
      Josefs Herz war heiß von Glück. Er hatte seinen lieben Sohn auf den Platz gehoben, den er für ihn erträumt hatte. Aber er war feinhörig, und in all seinem Jubel vergaß

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