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Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Titel: Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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Phineas hing an Paulus. Wiewohl er vergeblich viele Jahre besten Lebens daran gehängt hatte, seinen geliebten, prinzlichen Paulus zu einem rechten Griechen zu machen, wiewohl der Junge ihm entglitten und das geworden war, was der Grieche Phineas so tief verabscheute, ein rechter Römer: trotzdem hing Phineas weiter an dem Jungen. Als Paulus vor zwei Jahren in Rom gewesen, hatte sich Phineas heiß darum bemüht, ihn neu zu gewinnen, Menschliches schwingen zu machen zwischen seinem geliebten Schüler und sich selber. Doch Paulus hatte sich gesträubt, er hatte sich steif und verstockt gegeben und voll von unbeteiligter Freundlichkeit, und es hatte Dorion das Herz bewegt, wie würdig und ohne billige Ironie, wie in einem großen Sinne griechisch Phineas das hingenommen hatte. Diesmal nun, als Paulus nach Rom gekommen war, mit wie ängstlicher Spannung mußte Phineas ihm entgegensehen, wie mußte er darauf gewartet haben, daß Paulus zu ihm komme oder ihn rufe. Aber Paulus hatte den Unbequemen satt gehabt, er war gekommen und war gegangen, ohne daß sein Lehrer ihn hätte sehen dürfen.
      Und da also stand nun Phineas und wartete brennend darauf, was sie ihm über Paulus zu berichten hätte. Aber er zeigte nichts von seiner Ungeduld, er machte Konversation, höflich sprach er von Gleichgültigem.
      Dorion hatte Mitleid mit ihm. Sie waren bei aller Gehal tenheit ihres äußeren Verkehrs sehr vertraut, er wußte um ihre wirren Beziehungen zu Josef, die Enttäuschung über den abgeglittenen, fremdgewordenen, verplumpten Paulus band sie aneinander, und Phineas war wohl der einzige Mensch, der ganz begriffen hatte, wie wenig Dorion befriedigt war von ihrem eigenen glänzenden Leben und dem ihres glänzenden Sohnes.
      Bald also begann sie, ohne eine Frage von ihm abzuwarten, selber von Paulus zu erzählen. Sie berichtete von ihren Gesprächen mit ihm, sachlich und ohne Wertung, sie klagte nicht, sie machte niemand Vorwürfe. Als sie aber zu Ende war, sagte sie: »Und schuld an alledem ist Josef«, und während ihre Haltung und ihre Stimme ruhig geblieben waren, flackerte in ihren meerfarbenen Augen unbeherrschte Wut auf.
      »Mag sein«, antwortete Phineas, »mag sein auch nicht. Ich verstehe Flavius Josephus nicht; nicht, was er ist, nicht, was er tut, er ist mir fremd, unverstanden und unverständlich wie ein Tier. Und wenn ich einmal glaubte, seine Motive zu erkennen, so hat sich später immer wieder herausgestellt, daß alles ganz anders zusammenhing. Da haben wir uns zum Beispiel vor nicht langer Zeit gewundert über den Mut, mit dem der Mann dem Kaiser ins Gesicht seine frechen und aufrührerischen Überzeugungen bekannte. Was er tat und sagte, und wie er’s tat, das schien uns zwar lächerlich und gegen die Vernunft, aber wir haben den Mut anerkannt, der aus seinem absurden Verhalten sprach. Nun aber stellt sich heraus, daß unser Josephus für sein Heldenstück gar nicht die Tapferkeit benötigte, die wir ihm zugute hielten.«
      Dorion schaute ihm mit ihren meerfarbenen Augen aufmerksam ins Gesicht. »Bitte, sprechen Sie weiter, mein Phineas!« forderte sie ihn auf. »Der Mann«, erklärte mit seiner tiefen, wohlklingenden Stimme Phineas, »benötigte nicht vielen Mutes deshalb, weil er einer sehr starken Rückendeckung sicher war, der mächtigsten Fürsprecherin auf dem Palatin.« – »Sie enttäuschen mich, mein Phineas«, antwortete Dorion. »Erst tun Sie, als hätten Sie mir wunder was Neues zu berichten, und dann erzählen Sie mir bedeutend, daß Lucia für die Juden und insbesondere für Josephus etwas übrig hat. Wem war das neu? Und wieso wird dadurch der Mut unseres Josephus geringer? Ein freundliches Wort unserer Kaiserin ist kein starker Schild gegen gewisse Gefahren.«
      »Ein freundliches Wort vielleicht nicht«, sagte Phineas, »wohl aber das Bewußtsein, daß die erste Dame des Reichs, eine Frau, ohne die der Kaiser nicht leben kann, ihr ganzes Sein dafür einsetzen würde, ihn, den Helden, in jeder Gefahr zu schützen.«
      Nun war Dorion doch erblaßt. »Sie sind kein Schwätzer, mein Phineas«, sagte sie, »der den Klatsch des Palatin ungeprüft weitergibt. Sie werden sicher über Gründe und Beweise verfügen, wenn Sie so gefährliche Dinge herumtragen.« – »Ich trage nicht herum«, wies sie sanft Phineas zurecht, »ich erzähle Ihnen, Herrin Dorion. Und Gründe und Beweise?« Er lächelte, er setzte zu einer längeren Rede an. »Sie wissen, Herrin Dorion, daß ich nicht

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