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Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen.

Titel: Josephus- Trilogie. Der jüdische Krieg / Die Söhne / Der Tag wird kommen. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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In diesem Schreiben teilte der Gouverneur unter anderem mit, er habe in seinem Archiv eine Liste vorgefunden, auf der sogenannte Abkömmlinge des Königs David verzeichnet seien. Man habe seinerzeit in Rom seinen Vorgängern ans Herz gelegt, auf diese Leute besonders zu achten, in den letzten Jahren aber scheine die Angelegenheit in Vergessenheit geraten zu sein. Er habe nun neue Nachforschungen angestellt und ermittelt, daß von diesen Abkömmlingen des alten Königs, soweit sie sich in Judäa befänden, jetzt nur mehr zwei am Leben seien, ein gewisser Jakob und ein gewisser Michael. In letzter Zeit sei um diese beiden, die sich übrigens nicht Juden, sondern Christen oder Minäer nennten, wieder mehr Gewese und Betrieb. Er selber habe deshalb die beiden festnehmen lassen, und da er es für gut erachte, wenn sie zumindest für eine Weile außer Landes seien, habe er sie aufs Schiff nach Italien bringen lassen, damit man sie sich auf dem Palatin genauer anschaue und über sie verfüge. Die sogenannten Davidssprößlinge Jakob und Michael befänden sich also auf dem Weg nach Rom.
      Als Norban dieses Schreiben des Gouverneurs Falco las, sah er deutlich vor sich den zierlichen Sommerpavillon des Parks von Alba und davor die schweren Gestalten der Doktoren von Jabne, und jäh dachte er daran, daß ja auch der Jude Josephus nach wie vor ein sogenannter Davidssproß sei und daß somit nach dem Glauben der Juden sowohl er wie sein Sohn Matthias Anwartschaft hätten auf die Herrschaft über den Erdkreis. Mit einemmal erschien ihm der Psalm vom Mut, den Josephus in höchster Frechheit dem Kaiser ins Gesicht aufgesagt hatte, in ganz anderem, viel gefährlicherem Licht; auch des Josephus und seines Sohnes Freundschaft mit Lucia gewann auf einmal eine sehr andere, viel bedrohlichere Bedeutung. Es war eine Kampfansage an den Kaiser und an das Reich. Des Norban breites, viereckiges Gesicht verzog sich in einem Lächeln, das seine großen, gesunden, gelben Zähne freilegte. Er sah den Weg, wie er, ohne sich selber zu gefährden, seinen Herrn auf die Gefahr hinweisen könnte, die aus den Beziehungen des Josephus zu Lucia erwuchs. Erinnert an den jüdischen Aberglauben von den Davidssprossen und vom Messias, wird der Kaiser seine Gedanken bestimmt die gleiche Richtung nehmen lassen, wie er selber es getan. Notwendig wird sich bei der Erwähnung oder gar beim Anblick der beiden Davidssprossen Jakob und Michael auch DDD daran erinnern, daß Josephus und sein Sohn die gleiche Eigenschaft haben, und notwendig dann wird auch der umsichtige, mißtrauische DDD gründlich nachdenken über den Juden Josephus, seinen Sohn und die Beziehungen dieser beiden zu Lucia.
      Er sandte einen Kurier nach Alba, ob der Herr und Gott Domitian die Gnade haben werde, ihn in den nächsten Tagen vor sein Angesicht zu lassen.
      Der Herr und Gott Domitian verbrachte jetzt wieder den größten Teil seiner Zeit in Alba und allein. Es war ein schöner Frühsommer, aber er hatte keine Freude daran. Er lag in seinen Treibhäusern herum, er stand vor den Käfigen seiner wilden Tiere, aber er wurde sich der künstlich gereiften Früchte ebensowenig bewußt wie des Panthers, der ihn aus dem Winkel seines Käfigs schläfrig anblinzelte. Er zwang sich zur Arbeit, doch seine Gedanken glitten ab. Er befahl seine Räte zu sich, er hörte ihre Ausführungen nur mit halbem Ohr und später überhaupt nicht. Er befahl Frauen zu sich und ließ sie gehen, wie sie gekommen waren.
      Er hat die Frechheit des Juden Josephus nicht vergessen, und er denkt natürlich nicht daran, ihm sein Verbrechen hingehen zu lassen. Aber die Strafe will bedacht sein. Denn das Ungeheuerliche, daß der Jude ihm und seiner Welt und seinen Göttern offen vor aller Ohren den Krieg angesagt hat, das hat er nicht etwa nur dem Trieb der eigenen Brust folgend getan, sondern als Sendung seines Gottes. Und auch daß Lucia ihn beschwatzt hat, jener Rezitation der Ode vom Mut beizuwohnen, geschah nicht aus einfacher böser Lust, sondern auch hinter ihr stand, wahrscheinlich ihr unbewußt, sein schlimmer Feind, der Gott Jahve. Es ist merkwürdig und beschäftigt den Kaiser auch jenseits seines persönlichen Interesses an Lucia, daß es Jahve geglückt ist, diese Frau auf seine Seite zu bringen und dem Jupiter abzuwenden, dem sie doch durch ihre Geburt zugehört. Er ist ein überaus verschlagener Gott, dieser Jahve, und Domitian muß jeden seiner Schritte mit größter Vorsicht bedenken.
      Ab lehnt er

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