Josepsson, Aevar Örn
solchen, nur gegen solche Typen wie Magnús in der WAHRHEIT und seinen Bruder, gegen solche Leute wie Bush und Konsorten, die alle Gott nur für ihre Zwecke einsetzen, genau wie ihre anderen Waffen, um ihre Ziele durchzusetzen, um an die Macht zu kommen oder an Geld – und meistens beides. Genau wie die Mullahs und Ajatollahs und die Rabbiner und wie sie alle heißen mögen, dieses ganze verdammte Pack.«
Er öffnete die Tür zu dem Flur, auf dem sich ihre Büros befanden, und hielt sie für Katrín auf. Sie blieb in der Tür zu ihrem Büro stehen. »Also ist Gott die Quelle allen Übels? Mit welchem Namen auch immer man ihn benennt?«
Árni schüttelte ungeduldig den Kopf. »Nicht Gott, und nicht allen Übels, nein. Aber diese Vorstellung von Gott und all das, was die Menschen in seinem Namen im Laufe der Zeit getan haben und immer noch tun – das ist wirklich grauenhaft, finde ich. Sorry , so ist es einfach. Und irgendwie kann ich mir das überhaupt nicht mit der Botschaft von Christus zusammenreimen, hinter der sich diese Typen verstecken.«
»Aber was ist mit all dem Guten, das im Namen des Glaubens zustande kam?«, fragte Katrín. »Und auch immer noch zustande kommt, auf der ganzen Welt. Hat das nichts zu bedeuten?«
»Nein«, antwortete Árni ohne zu zögern, »gar nichts. Ich sehe nicht, dass wir irgendeinen Gott brauchen, der uns sagt, dass wir uns anderen gegenüber anständig verhalten und denen helfen sollen, die hilfsbedürftig sind. Geschweige denn das Versprechen auf ein Himmelreich für unsere guten Taten, oder die Androhung der Hölle, falls wir uns nicht bewähren.« Árni war knallrot geworden, er hatte noch nie so lange und so offen mit Katrín geredet, und er wusste nicht, ob sie ihm das übel nehmen würde. Aber Katrín lächelte nur, ein bisschen schief und sehr nett, fand er, und seine Röte vertiefte sich noch.
»Eigentlich verstehe ich nicht so richtig, wie du an Gott glauben kannst«, sagte er etwas unsicherer als vorher, »oder was es auch ist, an das du glaubst, nach wie vielen? – nach zehn, zwölf Jahren in diesem Job. Nach all dem, was du erlebt und gesehen hast …«
»Nach all dem, was ich gesehen habe«, antwortete sie nachdenklich, »kann ich eigentlich nicht anders, als an etwas anderes, Größeres und Besseres glauben als dieses armselige Menschengeschlecht, dem wir angehören. Ich glaube, es schadet uns gar nicht, derartige Hoffnungen zu hegen, damit wir überhaupt weitermachen können. Auf jeden Fall kann ich sie ab und zu gut gebrauchen. Ich wünschte, ich hätte einen ebenso starken Glauben an die Menschheit wie du, aber das …« Katrín schüttelte den Kopf. »Die Fragen nach der Ewigkeit müssen warten. Du befasst dich jetzt mit dem Fernsehdirektor, und ich versuche, den Meister zu erreichen, okay?«
Sie machte Árni die Tür vor der Nase zu, der geknickt zu seinem Kabuff schlich.
»Glaube an die Menschheit«, brummte er, »wenn das bloß der Fall wäre …«
Er schlug die Nummer des Alpha-Senders nach, griff nach dem Telefon, besann sich aber im letzten Augenblick und fischte stattdessen den Zettel mit der Nummer des Hotels auf Kreta aus der Tasche. Er hatte Glück, Ásta antwortete beim zweiten Klingeln.
»Hi«, sagte er, »wie geht’s dir?«
»Prima«, antwortete Ásta vorsichtig. »Und dir?«
»Ja, auch prima«, log Árni. Er sah hoch, als geklopft wurde. Katríns Rotschopf erschien im Türspalt.
»Stefán rief gerade an«, sagte sie, »wir brauchen nicht mehr hinter den Brüdern herzutelefonieren.« Sie winkte entschuldigend, als sie sah, dass er am Telefon war, und verschwand.
»Entschuldige«, sagte Árni, »da kam gerade jemand. Also, wann landet deine Maschine morgen?«
*
»Du weißt es schon seit geraumer Zeit«, behauptete Stefán, der sich nicht die geringste Mühe gab, seine Wut zu kaschieren. »Du hast deinen eigenen Leuten wichtige Informationen vorenthalten. Wie willst du das rechtfertigen? Und was soll ich deiner Meinung nach jetzt tun? Schweigen?«
Svavar putzte seine Brille überaus energisch und konzentriert. Dann setzte er sie sich auf die spitze Nase und sah seinen Mitarbeiter und Nachfolger in spe an.
»Ja«, sagte er, »ich erwarte von dir, dass du schweigst. In Bezug auf diesen einen Punkt. Selbstverständlich nicht über das, was die Brüder dir soeben gesagt haben, aber ich sehe keinen Grund, dass du deinen Verdacht weiterleitest, dass ich …«
»Es geht nicht um einen Verdacht«, fuhr Stefán Svavar an. »Ich bin mir
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