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Josepsson, Aevar Örn

Josepsson, Aevar Örn

Titel: Josepsson, Aevar Örn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer ohne Sünde ist
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hast es dir genau aufgeschrieben, und außerdem hast du unser Gespräch mitgeschnitten. Was in aller Welt hat das zu bedeuten?«
    Katrín lächelte nachsichtig und wartete. Der Meister seufzte theatralisch.
    »Na schön, na schön. Ich habe Ólafur am Abend des Ostermontags im vergangenen Jahr besucht, es war wahrscheinlich kurz vor Mitternacht. Ich bin dort etwa zwanzig Minuten geblieben, vielleicht auch eine halbe Stunde, und bin dann wieder gegangen. Zufrieden?«
    »Eine etwas ungewöhnliche Besuchszeit«, sagte Katrín. »Was wolltest du von ihm?«
    »Ich habe schon …« Katrín sah ihn nur fragend an, und wieder gab er nach. »Der Verstorbene hatte Alkoholprobleme«, sagte er. »Er war ein guter, hilfsbereiter und gottesfürchtiger Mensch, unser Ólafur, Gott hab ihn selig, aber er hatte auch mit seinen bösen Geistern zu kämpfen. Der Antichrist ist überall zugegen und geht voller Heimtücke zu Werke, aber einem Mädchen in deinem Beruf brauche ich das wohl kaum zu sagen. Der gute Ólafur hatte mich an diesem Abend angerufen und mich inständig um diesen Besuch gebeten, um ihm Trost und Segen zu spenden. Ich versuchte zunächst, ihn am Telefon zu beruhigen, aber er bestand darauf, dass ich zu ihm käme. Er sagte, er habe an diesem Tag Streit mit seinen Kindern gehabt, er wusste weder aus noch ein und fürchtete, im Kampf mit dem Teufel Alkohol zu unterliegen.«
    Stimme, Handbewegungen, Augenbrauen, die ganze Körpersprache waren perfekt inszeniert. Katrín beobachtete ihn fasziniert und verspürte instinktiv eine tiefe Abneigung gegen diesen professionellen Heuchler.
    »Seine Verzagtheit war offensichtlich so groß«, fuhr der Meister fort, »dass ich mich gezwungen sah, seiner Bitte nachzukommen, zumal ja Ólafur stets bereit gewesen war, mir, dem Herrn und der WAHRHEIT ganz und gar uneigennützig zu dienen. So verhielt es sich, mein Mädchen.«
    »Du bist also zu ihm gefahren, und was dann? Worüber habt ihr gesprochen?«
    »Wie ich bereits gesagt habe, kann ich mich nicht im Detail an Einzelheiten erinnern, aber wir haben unter anderem über seine Kinder gesprochen. Sein Sohn befand sich auf den Abwegen sexueller Perversion und war nicht bereit, sich von seinem Vater durch die Gnadenkraft Christi zu einem besseren Leben anleiten zu lassen. Und seine Tochter war – tja, was soll ich sagen, Ólafur machte sich große Sorgen wegen ihrer moralischen Gesinnung. Und außerdem haben wir über den Alkohol gesprochen und die Kraft des Gebets. Wir haben zusammen gebetet, und er war sehr viel ruhiger, als ich ihn verließ.«
    »Das Geld hat er aber nicht erwähnt?«, fragte Katrín. »Die Überweisungen auf das Konto begannen kurz nach seinem Tod. Bist du dir da ganz sicher?«
    »Ja, ich bin mir da ganz sicher. Während unseres kurzen Beisammenseins hat er mit keinem Wort das Geld erwähnt, das kannst du mir glauben.«
    »Du hast ein Glas Wasser akzeptiert und bist gegangen?«
    »Genau. Ich habe ein Glas Wasser getrunken und bin gegangen.«
    »Und was geschah als Nächstes?«
    Wieder seufzte der Meister effektvoll. »Als Nächstes rief mich ein paar Tage später ein Mann an, der sich nicht vorstellte. Er teilte mir mit, dass Ólafur tot war. Dass er auf brutale Weise ermordet worden war. Und dieser Mann deutete an, dass das vielleicht keine Überraschung für mich sei. Ich sagte ihm, dass ich keine Ahnung hätte, worüber er späche, und derartige Geschmacklosigkeiten nicht zu schätzen wisse. Ich wies ihn darauf hin, sich mit der Polizei in Verbindung zu setzen, falls es tatsächlich wahr sein sollte. Daraufhin lachte er nur und behauptete, ich würde wohl kaum Interesse daran haben, dass er sich an die Polizei wandte. Er fragte mich danach, was es meiner Meinung nach für die WAHRHEIT bedeutete, wenn bekannt würde, dass ich mich ungefähr zu der Zeit bei Ólafur aufgehalten hätte, als er ermordet wurde. Ich fragte zurück, woher er wüsste, wann die Tat begangen wurde und dass ich dort gewesen wäre.«
    »Und was sagte er?«, drängelte Katrín.
    »Er sagte, das ginge mich nichts an. Er verwendete allerdings sehr unschöne Ausdrücke, die ich hier nicht wiederholen möchte, aber das war, wie gesagt, die Bedeutung. Ich glaube, an dem Punkt habe ich aufgelegt. Aber er rief wieder an. Ich verbat mir weitere Beschimpfungen und Unterstellungen und wies ihn noch einmal darauf hin, sich an die Polizei zu wenden. Ich wollte gerade wieder auflegen, als er meinen Bruder ins Spiel brachte.«
    »Ari?«
    »Ja, Ari. Ich habe

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