Josepsson, Aevar Örn
kommt und hier erzählt, was ihr wisst.«
»Wieso das denn auf einmal?« Meister Magnús war es anzuhören, dass ihm dieser Vorschlag sehr gegen den Strich ging. »Hast du nicht selbst gesagt, dass …«
»Ja«, gab Svavar zu, »ich weiß, was ich gesagt habe. Aber im Nachhinein bin ich zu der Überzeugung gekommen, dass ich die Lage falsch eingeschätzt habe, verstehst du.«
»Nein, ich verstehe nicht«, polterte Magnús, »überhaupt nicht. Ich habe darauf vertraut, Svavar, dass du uns in dieser Sache gute Ratschläge gibst. Darauf vertraut, dass du uns davor bewahren könntest, in solche weltlichen Umtriebe wie …«
Svavar seufzte. Er mochte den Meister sehr und brachte ihm als Prediger und geistiger Leitfigur uneingeschränkte Wertschätzung entgegen. Doch manchmal konnte er sich des Verdachts nicht erwehren, dass der Meister sehr wenig Bodenkontakt hatte, obwohl er das nicht laut sagte.
»Ich gebe dir nur einen guten Rat, Magnús«, erklärte er geduldig. »Ich habe es dir bereits gesagt und sage es jetzt wieder: Wie sehr würde ich mir wünschen, dass ihr bereits im vergangenen Jahr zu mir gekommen wärt, dann hätte dieser Fall nicht so prekär und kompliziert zu werden brauchen. In Anbetracht der gegenwärtigen Lage ist das der beste Rat, den ich euch geben kann. So wie sich die Dinge entwickelt haben, kann ich mein Schweigen nicht länger wahren.«
»Was meinst du damit, wie sich die Dinge entwickelt haben?«
Svavar zögerte einen Augenblick, kam aber zu dem Schluss, dass es keinen Sinn hatte, um die Dinge herumzureden.
»Ich habe gestern auf deinen Wunsch hin mit Ari gesprochen«, sagte er, »und wir hatten ein langes und gutes Gespräch, das …«
»Und?«, fiel Magnús ihm ins Wort. »Hast du es geschafft, den Jungen zur Vernunft zu bringen? Ihm die Folgen klarzumachen, für uns, für die WAHRHEIT , wenn das bekannt wird?«
»Das habe ich versucht, mein lieber Magnús, aber die Wahrheit ist die, dass es zum Schluss Ari war, der mich zur Vernunft gebracht hat. Er hat mich danach gefragt, was für Folgen es haben würde, wenn meine Leute herausfinden, dass ihr dort wart und …«
»Aber mein lieber Svavar, du hast gesagt, es sei überhaupt nicht sicher, dass sie es jemals herausfinden würden. Du hast mir versichert, dass …«
»Nein, Magnús, ich habe dir nur versichert, dass ich alles in meiner Macht Stehende tun würde, euch aus der Sache herauszuhalten, und versuchen würde, den Schaden in Grenzen zu halten, wenn es nicht gelänge. Und nun kann ich euch da nicht länger heraushalten.«
»Weshalb nicht?«, fragte Magnús ungehalten.
»Ich befürchte, dass mein Wunschdenken mich in die Irre geleitet hat, als wir vor kurzem miteinander sprachen«, seufzte Svavar. »Als ich euch sagte, nichts zu unternehmen. Ich habe sehr viel Glück in meinem Leben gehabt, Magnús, der Herr hat mich mannigfach gesegnet, sowohl im Privatleben als auch im Beruf. Ich habe Glück mit meinen Mitarbeitern gehabt, nicht zuletzt mit denen, die mir unterstellt sind. Trotz all ihrer Fehler sind es fähige Leute, und vor allen Dingen sind sie keine Dummköpfe. Mein gestriges Gespräch mit Ari hat mir die Augen geöffnet, es ist nur eine Frage der Zeit, wann diese fähigen Leute euch nachweisen, dass ihr bei Ólafur wart. Wahrscheinlich haben sie das sogar bereits getan. Deswegen ist es wichtig, dass ihr die Initiative ergreift, dass ihr hierherkommt und die Karten auf den Tisch legt, bevor ihr wie ganz gewöhnliche Verdächtige zur Vernehmung vorgeladen werdet. Ich kann dir aber zumindest eines versprechen, Magnús, ich werde Stefán und seinen Leuten klarmachen, dass es sich hier ganz und gar um eine Kette von unglücklichen Zufällen handelt, die man nicht an die Medien weiterleiten muss.«
»Fähige Leute, sagst du«, entrüstete sich der Meister. »Hast du mir nicht neulich erst gesagt, dass einer von denen ein erklärter Gottesleugner ist? Ein Mann, der sich mit seiner Gottlosigkeit brüstet? Und willst du mir jetzt etwa weismachen, dass der gleiche Gottlose sich an deine Empfehlungen hält? Dass er nicht die Gelegenheit beim Schopf ergreift, um uns mit Dreck zu bewerfen und uns suspekt zu machen? Dieser Junge, der mir hier gestern gegenübersaß und das Andenken unseres verstorbenen Bruders mit bösartigen Bezichtigungen gegen mich und die WAHRHEIT beschmutzte? Der Gottes heiliges Wort anzweifelt und voller Gleichgültigkeit und Überheblichkeit meine vom Herrn inspirierten Worte vernahm? Nein, Svavar, ich bin
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