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Josepsson, Aevar Örn

Josepsson, Aevar Örn

Titel: Josepsson, Aevar Örn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer ohne Sünde ist
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Namen beizubehalten, und die Druckerei profitierte immer noch von ihrer Tradition und ihrem Ruf. Nach außen hin wirkte alles glatt und gefällig und so, wie es sein sollte. Als aber die Anfrage aus Island kam, befasste sich die litauische Polizei damit, wer hinter der Kommanditgesellschaft steckte, die vor zehn Jahren das alteingesessene und ehrwürdige Unternehmen gekauft hatte, das im Laufe der Jahrhunderte sowohl die Bibel als auch das Kommunistische Manifest mit mustergültiger Präzision gedruckt hatte. Zuerst Bibeln, dann das Kommunistische Manifest, und jetzt wieder Bibeln. Nachdem es der Polizei in Litauen gelungen war, die Fäden von Vilnius nach Kaunas zurückzuverfolgen, der Hochburg der litauischen Amphetamin-Produktion, bedurfte es großer Überzeugungskraft seitens der isländischen Polizei, ihre Kollegen in Litauen dazu zu bringen, sich zunächst noch zurückzuhalten. Aber das war gelungen.
    Die Palette stand seit fünf Tagen unangerührt in der Lagerhalle des Zolls, inmitten von Kühlschränken, Fernsehern, Strumpfhosen, Blumentöpfen, Wäscheklammern und sonstigen Bedarfsgütern. Und die Leute vom Zoll und von der Rauschgiftabteilung hatten Tag und Nacht diese Kostbarkeiten überwacht, denn die Hunde hatten an der Palette geschnüffelt und bestätigt, was sie zu wissen glaubten: In diesen Bibeln befand sich etwas mehr als nur Gottes Wort.
    Normalerweise wurden Drogen, die man aufgespürt hatte, konfisziert und mit etwas anderem ausgetauscht, was ähnlich aussah und von ähnlicher Konsistenz war. Anschließend wurde alles wieder so verpackt, dass man keinen Unterschied sehen konnte. Dann hieß es nur Geduld haben, bis jemand die Sendung auslöste, und möglichst auch noch so lange, bis der Betreffende das kostbare Zeug auspackte, bevor man zuschlug und den oder die Täter auf frischer Tat ertappte. So etwas war meist nicht weiter problematisch, vor allem, wenn in Autos geschmuggelt wurde. In diesem Fall hatte sich allerdings herausgestellt, dass diese Methode nicht anwendbar war. Die Bibeln waren in dünnes, weißes Papier verpackt und mit einem Goldfaden zugeschnürt, jeweils zehn Stück zusammen, und jedes Paket war an beiden Seiten mit einem schön ziselierten Siegel plombiert worden. Der Versuch, das Siegel von einem der Pakete zu entfernen, misslang kläglich, deswegen blieb nichts anderes übrig, als dieses Paket mitten in dem Stapel zu verstecken und die Palette zu ihrem Bestimmungsort gehen zu lassen. Sie wurde nicht mehr angerührt, damit ihr nicht von außen anzusehen war, dass jemand sich an der Sendung zu schaffen gemacht hatte. Und heute war das passiert, worauf man gewartet hatte: Die Bibeln waren ausgelöst und nach Kópavogur gebracht worden, in den Tempel der WAHRHEIT .
    Ebenso wie in den anderen Abteilungen herrschte auch im Rauschgiftdezernat derzeit Personalmangel, und Þórður hatte Stefán darum gebeten, dass auch sie drei, Stefán, Katrín und Árni, an dieser Aktion teilnahmen, zusammen mit seinen Leuten und einem achtköpfigen Team von der Zollfahndung. Keiner von ihnen hatte sich dem verweigert, es reichte ihnen auch allmählich mit Autodiebstählen, Schmierereien an Häusern, eingeschlagenen Fensterscheiben und Kinnhaken. Der Fall Ólafur lag auf Eis, bis diese Aktion über die Bühne war und die Ärzte im Krankenhaus befanden, dass Úlfur vernehmungsfähig war.
    Nur zwei Dinge warfen einen leichten Schatten auf Árnis Dasein, wie er da am Fenster saß, in den Regen hinausstarrte und darauf wartete, dass etwas geschah; die Erinnerung an die lange überfällige Beerdigung von Ólafur, an der er hatte teilnehmen müssen, und die Tatsache, dass sowohl Meister Magnús als auch sein Bruder, der Fernsehdirektor, in dem Fall viel zu billig wegkommen würden, so wie es im Augenblick den Anschein hatte.
    Die Beerdigung in aller Stille hatte stattgefunden, nachdem Geir kurz vor Monatsende grünes Licht dafür gegeben hatte. Der Alte hatte das allerdings nur sehr widerstrebend getan. Er war sogar mit dem Ansinnen an die Kinder herangetreten, Ólafur weiter bei sich behalten zu dürfen, aber das hatten Bárður und Hólmfríður rundheraus abgelehnt und verlangt, dass ihnen die sterblichen Überreste des Vaters unverzüglich überlassen wurden.
    Bei der Beisetzung waren nur der Pfarrer, Hólmfríður, Bárður, Ragnar und Árni anwesend. Weder Sigurlaug noch Hólmfríðurs Kinder waren gekommen, und keine einzige Träne floss. Der Pfarrer machte nur wenige Worte, anscheinend hatte er

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