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Josepsson, Aevar Örn

Josepsson, Aevar Örn

Titel: Josepsson, Aevar Örn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer ohne Sünde ist
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nicht.«
    Guðni ließ sich auf einen Stuhl fallen, er war total erledigt nach dieser langen Rede. Úlfur bemerkte das jedoch nicht, er lag nur da und starrte zur weißen Decke, leichenblass und völlig hilflos, das rechte Bein im Streckverband, und beide Arme bis zu den Schultern eingegipst.
    *
    Meister Magnús lag mit gefalteten Händen auf den Knien, er hatte den Kopf gesenkt und die Augen geschlossen.
    »Um Himmels willen«, flehte er, »ich habe nichts gesagt, keinen einzigen Ton. Sie haben mir sogar irgendwelche Fotos gezeigt, aber ich habe trotzdem nichts gesagt, glaub mir doch!« Er riskierte es, zu einem schwarz gekleideten Riesen hochzublicken, der drohend vor ihm aufragte und sein Gesicht hinter einer Bankräubermütze verbarg. Ein zweiter, nur wenig kleinerer Mann stand mit vor der Brust verschränkten Armen an der Schlafzimmertür.
    »Morgen wirst du zur Polizei gehen«, sagte der Mann, der vor ihm stand, »und zwar morgen Nachmittag, und dann wirst du denen sagen, dass du unseren Freund kennst. Dass du dich erinnerst, ihn einmal getroffen zu haben, als er dich im letzten Jahr zu Ostern besuchte, weil er sich Sorgen wegen seiner Mutter machte, die damals in deiner Gemeinde war. Ihr habt da nur über sie und ihr geistiges Wohlergehen gesprochen. Erinnerst du dich nicht?« Magnús nickte und leckte sich über die Lippen.
    »Ja, ich erinnere mich«, sagte er. »Ich erinnere mich sogar gut, aber es war nicht zu Ostern, sondern im Advent im Jahr davor, als wir …«
    »Es war zu Ostern im vergangenen Jahr. Erinnerst du dich?«
    »Ja.«
    »Prima. Unser Freund bat mich auch, dir auszurichten, dass ihr quitt wärt. Ich soll dich allerdings daran erinnern, dass er etwas gegen Menschen hat, die versuchen, seiner alten Mutter Geld aus der Tasche zu locken, aber dass er dir im wahren christlichen Geist der Nächstenliebe verziehen hat. Er hat mich auch gebeten, dich an den Geschäftspartner zu erinnern, den du da voriges Jahr in Vilnius getroffen hast. Erinnerst du dich an den?«
    »Nein, nein, überhaupt nicht«, sprudelte es aus Magnús heraus, »ich schwör’s, ich werde mich an nichts erinnern …«
    »O nein, du sollst dich eben sehr gut an ihn erinnern. Du wusstest bloß nicht, dass er etwas mit unserem Freund zu tun hatte, davon hast du erst erfahren, als die beiden dich im vergangenen Jahr zu Ostern dieses eine Mal gemeinsam besucht haben.«
    »Aber …«
    »Dieser Mann, dieser Partner, den du da in Litauen getroffen hast, hat dir angeboten, die Kosten für den Druck der Bibeln für die WAHRHEIT zu übernehmen. Hat dir angeboten, Druck und Transport und all das Drumherum zu bezahlen, erinnerst du dich? Und hat außerdem deine Gemeinde über seine Firma großzügig unterstützt, war es nicht so?«
    »Doch, es war so«, flüsterte Magnús, »das hat er getan.«
    »Genau. Du hast aber nie gewusst, weshalb, nicht wahr? Hast nur gedacht, es sei einer von den vielen, die der WAHRHEIT Wohltaten erweisen wollen, nicht wahr?« Magnús nickte. »Nicht wahr?«, wiederholte der Mann. Er packte jetzt Magnús am Bart und zwang ihn, ihm in die Augen zu sehen, die das Einzige waren, was die Bankräubermütze freigab.
    »Ja.« Magnús’ weicher Bariton hatte sich in einen schrillen Sopran verwandelt.
    »Dein Bruder, der Fernsehdirektor«, fuhr der Maskierte in gelassenem Ton fort, »weiß er von dieser großzügigen Unterstützung deines Geschäftspartners? Weiß er, weshalb er so freigebig war?«
    »Nein.«
    »Weiß er, dass unser aller Freund letztes Jahr zu Ostern zu dir gekommen ist?«
    »Nein.«
    »Bestimmt weiß er es. Aber weiß er auch, worüber ihr gesprochen habt?«
    »Nein, überhaupt nicht …«
    »Ich glaube dir nicht. Aber das spielt keine Rolle, vorausgesetzt, du sorgst dafür, dass er es vergisst. Sonst würden wir uns gezwungen sehen, ihm dabei behilflich zu sein, es zu vergessen, und das möchtest du doch nicht, oder?«
    »Nein.«
    »Nein, genau. Meister, glaubst du, dass du das alles behalten kannst?«
    »Ja, habe mir alles gemerkt. Ganz … ganz genau.«
    »Weißt du was, ich glaube dir. Ich glaube, dass du dir alles gut gemerkt hast. Aber unser Freund ist ein wenig misstrauisch, er vertraut den Menschen nicht so wie wir beiden, verstehst du?«
    Magnús griff instinktiv nach der Hand, die der Mann ihm hinstreckte, und ließ sich von ihm auf die Beine helfen.
    »Ja, doch«, murmelte Magnús, »das verstehe ich.«
    Er zuckte zusammen, als der Maskierte den Händedruck verstärkte, und versuchte, sich aus

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