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Josepsson, Aevar Örn

Josepsson, Aevar Örn

Titel: Josepsson, Aevar Örn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer ohne Sünde ist
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wurden die Leute häufig genug so nervös, dass ihnen das ein oder andere herausrutschte, was sie sonst nicht von sich gegeben hätten, vorausgesetzt, dass man sie ungehindert reden ließ.
    »Daran änderte sich auch nichts, nachdem Ragnar und ich in Kopenhagen zusammengezogen waren und zusammen bei meinen Eltern zu Besuch kamen – und umgekehrt haben sie uns übrigens auch in Dänemark besucht«, fuhr Bárður fort, und Katrín glaubte, einen anklagenden Unterton in seiner Stimme zu hören. »Er ignorierte das einfach. Natürlich war es nicht leicht, sich damit abzufinden, dass er so tat, als wären wir gar nicht zusammen, verstehst du. Als wären wir einfach nur Freunde oder so etwas, ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, was der Alte sich dabei gedacht hat. Ich habe ein-oder zweimal versucht, mit ihm darüber zu sprechen, doch irgendwann habe ich es aufgegeben und ihm gestattet, dieses Stück zu spielen, und selber mitgespielt. Das war zwar ziemlich schlimm, aber längst nicht so schlimm wie die Zeit, nachdem er sich bekehrt hatte. Nach der Scheidung fing er an zu trinken, und sein Konsum steigerte sich ständig. Irgendwann gelang es aber, ihn dazu zu bringen, eine Entziehungstherapie zu machen. Und nicht nur eine, sondern eine nach der anderen. Dadurch wurde es aber letzten Endes kein bisschen besser, denn bei der dritten oder vierten kam er mit diesem elenden Schwachsinn in Berührung. In Staðarfell hat er jemanden getroffen, der ihn mit zu diesen Versammlungen bei der WAHRHEIT geschleift hat. Du weißt, wie diese Typen sind, die krallen sich die Leute, die für so etwas besonders empfänglich sind, Säufer, geistig Behinderte, Menschen ohne Angehörige … Und dann beginnt die Gehirnwäsche. Genau so war es bei meinem Vater. Gegen diese Leute hatte er keine Chance …«
    Katrín lehnte sich auf ihrem Schreibtischstuhl zurück und hörte aufmerksam zu.
    *
    Guðni war nicht danach zumute, sich dieses dämliche Gewäsch anzuhören, und schlug mit der Faust auf die Theke.
    »Das ist doch nicht so kompliziert, verdammt nochmal, Junge. Einen doppelten Burger mit doppelt Käse und doppelt Bacon, und kein verfluchtes Grünzeug, nur Pommes und Cocktailsoße. Und dazu ein Leichtbier. Keine Cola, keine Diät-Cola, keine Cola Light. Ich scheiß auf das, was bei euch im Angebot ist. Alles klar?«
    Der Junge schien endlich kapiert zu haben und nickte heftig. Guðni stöhnte, bezahlte den verlangten Wucherpreis und setzte sich an einen Tisch in der Nähe des Eingangs, solange er wartete.
    Es wurde viel über die Generation X, die verlorene Generation, die verwöhnte Generation und diese und jene Generationen geredet und geschrieben, die angeblich derzeit in diesem Land lebten oder groß wurden, aber er wusste es besser. Die Generation, die jetzt aufwuchs, würde später entweder die hirnlose oder die willenlose Angebots-Generation genannt werden. Letzten Endes lief es auf dasselbe hinaus. Egal, in welche Imbissschuppen er kam, überall schienen Idioten zu bedienen, die ihm irgendwelche Angebote aufzuschwatzen versuchten. Diesen Burger mit jenem Getränk, Würstchen mit diesem Sprudel oder jenem Schokoriegel, diese oder jene Pizza zum Sonderpreis, wenn man nur eine Riesenflasche Blubberzeug und irgendwelche Brotstangen dazu wählte. Sogar Kellner in besseren Restaurants zogen die Brauen hoch, wenn er etwas von der Speisekarte wählte, anstatt wie alle anderen Idioten das Tagesgericht zu bestellen.
    Er blickte sich um. Drei Männer mittleren Alters unterhielten sich angeregt an einem Tisch in der Ecke über Resten von frittiertem Fisch und Pommes, Angebot Nummer zwei, neunhundertneunzig Kronen. Aus dem wenigen zu schließen, was er hören konnte, musste es sich um Polen handeln. Oder Litauer. Irgend so etwas. Abgesehen von ihnen war das Lokal leer. Die Tische waren kunststoffüberzogen, ebenso wie die Stühle und die Musik, die aus kleinen, schlechten Lautsprechern irgendwo über ihm schallte.
    Gin, dachte Guðni. Beefeater. Im Notfall würde man sich so was zwar reinziehen können, aber er gehörte keineswegs zu seinen Lieblingsgetränken. Zwei Flaschen Beefeater hatten im Wohnzimmer bei dem Skelett gestanden, das einmal Ólafur Áki Bárðarson gewesen war. Die eine leer, die andere halb voll. Die halb volle Flasche war das Einzige, was im Augenblick einen Schatten auf Guðnis Gemütsverfassung warf. Aber der Schatten war weder groß noch dunkel.
    Er war einfach in Panik und hat die Flucht ergriffen, dachte er, diese

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