Josepsson, Aevar Örn
ganz sicher. Und dann könnte auch diese … Hólmfríður«, las sie vom Bildschirm ab, »Hólmfríður Ólafsdóttir, sie hat die Vollmacht, sie könnte das stoppen. Aber wie gesagt, ich weiß nicht so genau, wie es gehandhabt wird, wenn so etwas passiert.« Sie lächelte Katrín verlegen an, die ermutigend zurücklächelte.
»Nein, nein, das interessiert mich auch gar nicht«, sagte sie. »Warst du letztes Jahr Ólafurs persönliche Beraterin, als er diese Zahlungüberweisungen in Auftrag gegeben hat?«
»Nein«, sagte das Mädchen, »ich habe im Dezember angefangen und Ólafur im Februar übernommen.« Sie starrte wieder auf den Monitor. »Ja, es war im Februar, da hat Gulla nämlich aufgehört …« Sie sah vom Bildschirm hoch und blickte Katrín an. »Mein Gott, und da war er die ganze Zeit schon tot. Das ist gruselig.« Ja, dachte Katrín, das ist es, und bat sie um den vollen Namen dieser Gulla.
»Aber es steht fest, dass er diesen Zahlungsauftrag gegeben hat? Wann war das genau?«
»Letztes Jahr im März«, sagte das Mädchen, »am dreiundzwanzigsten.«
Katrín notierte sich das. Mittwoch vor Ostern. »In Ordnung. Aber woher kamen diese sechzehn Millionen?«
Wieder befragte die junge Dame ihren Computer und runzelte die hübsch zurechtgezupften Brauen. »Sie wurden von Ólafur eingezahlt, hier bei uns an der Kasse.«
»Wie meinst du das?«
» Cash «, sagte die Bankberaterin und war offensichtlich selber erstaunt. »Kein Scheck, keine Überweisung – das Geld wurde einfach bar in Scheinen einbezahlt.«
Katrín versuchte, sich nicht anmerken zu lassen, dass sie mindestens ebenso erstaunt war. »Wie ist das eigentlich, wenn so eine hohe Geldsumme einbezahlt wird«, fragte sie, »und noch dazu in bar, werden da gar keine Erklärungen verlangt? Man kann doch wohl nicht einfach so hier hereinspazieren, sechzehn Millionen in bar einzahlen und als einzige Erklärung Lotto angeben? Gibt es keine Meldepflicht, wenn irgendwelche Grenzbeträge überschritten werden?«
»Doch, ab neunhunderttausend muss ein spezielles Formular ausgefüllt werden.«
»Und was geschieht mit solchen Formularen?«, fragte Katrín geduldig.
»Sie gehen an die interne Kontrolle«, antwortete das Mädchen ebenso geduldig. »Wenn die glauben, dass da etwas nicht stimmt, müssen sie es melden.«
»Wem?«
»Das weiß ich nicht. Der Polizei vielleicht? Ist das nicht logisch?«
Ja, dachte Katrín, als sie sich verabschiedet hatte, das ist eigentlich logisch. Aber gemessen an dem, was sich jetzt herausgestellt hatte, war es ihrer Ansicht nach sehr viel weniger logisch, dass Ólafur Áki erst jetzt aufgefunden worden war. Ihrer Meinung nach war es eigentlich das Mindeste, dass sich irgendjemand aus den Reihen seiner Glaubensbrüder und -schwestern, aus dieser Gemeinschaft, die sich die heilige WAHRHEIT , Gott, Nächstenliebe und andere christliche Tugenden auf ihre Fahnen geschrieben hatte, darum bemüht hätte herauszufinden, was aus Ólafur geworden war, nachdem er plötzlich nicht mehr bei den Versammlungen erschien. Und sein Verschwinden gemeldet hätte, wenn man keine Verbindung zu ihm bekam. Das war doch wohl das Mindeste, was man für eine halbe Million erwarten konnte. Aber das war Nebensache. Die Hauptsache war, dass Ólafur irgendwie an sechzehn Millionen Kronen in barem Geld herangekommen war. Aus irgendwelchen Gründen musste Katrín an Lalli Fett denken, aber sie hatte ihre Probleme damit, Querverbindungen zwischen ihm und Ólafur herzustellen.
*
»Jetzt reg dich doch ab«, sagte Magnús ungewöhnlich schroff, »atme einfach mal tief durch, mein lieber Ari. Was wollte dieser Mann? Wonach hat er gefragt?« Er nahm auf seinem ausladenden Schreibtischstuhl Platz und deutete auf den gegenüberliegenden Besucherstuhl. Ari setzte sich, holte tief Luft und wiederholte etwas langsamer das Sprüchlein, das er bereits kurz zuvor aufgesagt hatte.
»Und dann fragte er, ob ich je bei Ólafur zu Hause gewesen sei.«
»Und was hast du darauf geantwortet?«
»Ich habe natürlich nein gesagt, glaube ich.«
»Glaubst du?«, fragte Meister Magnús. »Entweder hast du ja oder nein gesagt, Junge, was soll das denn.«
Ari ging das Gespräch mit Árni noch einmal im Geiste durch. »Ja«, sagte er dann, »ich habe nein gesagt. Zeitweilig hat er viele Fragen auf einmal gestellt, ich überlegte nur gerade, ob ich da etwas durcheinandergebracht habe, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nein gesagt habe. Allerdings bin ich mir nicht
Weitere Kostenlose Bücher