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Josepsson, Aevar Örn

Josepsson, Aevar Örn

Titel: Josepsson, Aevar Örn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wer ohne Sünde ist
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doch erwähnt habt, verstehst du? Wie du sagst, wer weiß das noch nach über einem Jahr? Höchstens vielleicht jemand, dem etwas besonders auffällt, jemand, der extrem genau zuhört und sich Sorgen macht. Wie beispielsweise deine Mutter?« Er unternahm einen weiteren Versuch, Bárður mit Handauflegen zu besänftigen. »Auch wenn Hólmfríður glaubt …«
    Bárður sprang wie von der Tarantel gestochen auf. »Fängst du schon wieder an!«, schrie er. »Fängst du schon wieder damit an, an meiner Schwester herumzukritisieren! Auch wenn Hólmfríður glaubt – was glaubt? Denkst du, dass sie sich darüber freut, was ihr da aufgegangen ist? Glaubst du, dass sie mir das gesagt hat, weil sie unbedingt Mama in die Pfanne hauen möchte, weil sie scharf darauf ist, dass Mama eine Mörderin ist? Was ist eigentlich mit dir los? Was soll dieses ewige Gemeckere über Hólmfríður? Was hat sie dir getan? Ich hab’s ja gewusst, ich hätte nie mit dir darüber reden sollen, es endet immer mit dem gleichen Scheiß …« Seine Stimme überschlug sich, und er wandte sich ab.
    »Lieber Bárður, ich …«
    »Lass mich und halt die Klappe. Halt einfach die Klappe.«
    Ragnar verstummte und wagte nicht, sich zu rühren. Bárður stand mitten im Zimmer, krümmte sich zuckend zusammen und faltete die Hände auf dem haarlosen Scheitel.
    »Weißt du was, Ragnar«, sagte Bárður deprimiert, als er sich wieder etwas gefangen hatte, »ich halte das nicht aus. Verstehst du, ich halte es einfach nicht länger aus.« Er drehte sich um und sah den Mann, mit dem er seit elf Jahren zusammenlebte, aus geröteten Augen an. »Du musst … Du musst damit aufhören. Du bist mein Mann, sie ist meine Schwester. Das ist doch keine verdammte Konkurrenz, ich begreife nicht, weshalb du so eifersüchtig auf …«
    »Ich bin nicht eifersüchtig auf Hólmfríður, weshalb sollte ich …«
    Bárður unterbrach ihn. »Das weiß ich nicht, und verstehen tu ich es ebenfalls nicht. Aber du bist eifersüchtig.« Er ging zum Bett und setzte sich neben Ragnar. »Und das muss anders werden, und zwar sofort. Im Ernst, sonst ist es aus zwischen uns.« Ragnar öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Bárður ließ ihn nicht zu Wort kommen. »Und das möchte ich nicht. Also muss sich da etwas ändern. In Ordnung?«
    Ragnar senkte den Kopf. »In Ordnung.«
    »Gut. Und wie ich dir gesagt habe, es war überhaupt nichts dran an deinem Quatsch über Hólmfríður und Papas Geld. Sie hat es nicht angerührt.« Er zog die Nase hoch. »Nicht eine einzige Krone, sondern sie hat einfach wie verrückt geschuftet. Ich hätte es natürlich wissen müssen, ich hätte sie nie danach fragen dürfen. Und ich hätte es auch nie getan, wenn du nicht all dieses dumme Zeug von dir gegeben hättest. Jetzt ist sie natürlich gekränkt, und zwar zutiefst, auch wenn sie das Gegenteil behauptet. Aber sie verlässt sich zumindest immer noch auf mich, sie vertraut mir. Genau wie ich versuche, dir immer noch zu vertrauen. Okay?«
    »Bárður, du weißt, dass du …«
    Aber Bárður war noch keineswegs am Ende. »Ich habe nur euch drei, dich, Hólmfríður und Mama«, fuhr er fort, »und euch drei liebe ich am meisten auf der Welt. Das weißt du, Ragnar. Ihr seid die einzigen, denen ich vertraue, mit denen ich über alles reden kann, auf die ich mich verlassen kann, egal was ist. Mehr sind es nicht, nur ihr drei. Deswegen musst du mir jetzt helfen. Du musst mir helfen, einen Weg zu finden, um Hólmfríður zu beruhigen, ohne Mama fertigzumachen. Ich bin zu dir zurückgekommen, weil ich Ratschläge brauche, und nicht, um irgendeinen Schwachsinn über meine Schwester zu hören, denn ich möchte euch drei gerne auch in Zukunft um mich haben.« Diesmal gestattete er Ragnar, ihn zu umarmen.
    »Ich will nicht wie Papa enden«, schluchzte er an seiner Schulter. »Ich will nicht als besoffenes altes Wrack enden, das sich selber vollpinkelt und auf Gehirnwäsche reinfällt, das allein vor seinem Fernseher in einer schäbigen Wohnung in einem schäbigen Block hockt, weil es allen scheißegal ist. So vollkommen scheißegal, dass sie nicht einmal merken, wenn ich tot bin.«
    *
    Guðni wachte auf und blickte sich verwirrt um. Er erinnerte sich unklar an ein Gespräch mit Árni, aber er wusste nicht mehr genau, um was es gegangen war. Genauso wenig konnte er sich einen Reim auf all diese Schläuche und Schnüre machen, die in ihm steckten oder mit Leukoplast an ihm befestigt worden waren. Doch dann sah er, wie

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