Josh Maxwell 02
jungenhaften Lächeln. »Die haben das beste Sonntags-Frühstücksbuffet in ganz London. Danach lass ich euch nach Hause bringen, in Ordnung?« Er hatte das dringende Gefühl, etwas wiedergutmachen zu müssen, obwohl er nicht wusste, weshalb.
Cecilia sah ihn kritisch an. Josh Maxwells hellblaue Augen strahlten an diesem Morgen besonders hinreißend und so vertrauensvoll. Sie beschloss, dass sie seinen Vorschlag ruhig annehmen konnten.
»Gut«, sagte sie schließlich. »Ich könnte ein kräftiges Frühstück gebrauchen.«
Susan lächelte ihre Freundin an und hakte sich erleichtert bei ihr unter. Sie legte ihren Kopf auf Cecilias Schulter ab und seufzte. Ihre Gedanken kreisten um die letzte Nacht, aber alles, was sie wirklich greifen konnte, war die Hingezogenheit, die sie für Josh empfand. Trotz der Aura von mysteriöser Distanziertheit, die ihn umgab, hatte er etwas an sich, das sie gerne näher kennengelernt hätte, aber sie ahnte schon, dass er bereits auf dem Absprung war.
Es war, wie er es versprochen hatte: ein Luxushotel vom Allerfeinsten, mit einem VIP-Bereich, in dem ein Frühstücksbuffet für »Könige« angerichtet war.
Ihre Konversation lief nach Joshs Regeln ab, ohne dass Cecilia und Susan es bemerkten. Mit keinem Wort erwähnten die beiden Frauen die letzte Nacht, so, als hätte sie nicht stattgefunden. Stattdessen wollten sie mehr, viel mehr, über Josh wissen, und doch erfuhren sie so gut wie nichts. Geschickt steuerte er ihre Unterhaltung, stellte Gegenfragen, machte charmante Bemerkungen, warf ein paar humorvolle Gedanken ein, bekam jede Menge Informationen über ihr Leben, die er in seinem Kopf abspeicherte, aber irgendwann Mangels Interesse löschen würde.
In den beiden Gesichtern, die Josh ein letztes Mal durch die Fensterscheibe des Taxis ansahen, lag die übliche Mischung aus Enttäuschung und Hoffnung. Enttäuschung, dass er offenbar kein weiteres Interesse an ihrer Gesellschaft hatte und Hoffnung, dass sie ihn irgendwann wiedersehen würden, auch wenn er diese Option in allerhöflichster Form kategorisch ausgeschlossen hatte.
Nachdem für Josh die Episode Cecilia, Susan und Brian Grand beendet war, ließ er sich nach Hause fahren.
Den Rest dieses Sonntags verbrachte er in seinem Garten, hörte Musik, schlief noch ein paar Stunden und ging schließlich in Gedanken das in drei Wochen bevorstehende Geschäftsmeeting mit Japans Investment Tycoon Okada durch. Er würde eine Präsentation hinlegen, die im Rennen um den Deal alle Konkurrenten mit einem Wisch aus dem Gedächtnis des alten Japaners streichen würde. Schließlich hatte keiner so viel Erfahrung, kannte so viele einflussreiche Personen im globalen Investment-Dschungel wie Josh. Allein schon seine Multiplikatoren waren ein kleines gieriges Heer an »Söldnern«, was Okada sicher nicht außer Acht lassen würde.
Wenn er den Deal in der Tasche hatte, würde sein Onkel Alistair sich nach eigenen Aussagen endgültig aus dem Business zurückziehen und die Wahl der Partner von Maxwell Enterprises Josh allein übertragen. Die Firma hätte für die nächsten hundert Jahre seine Schäfchen im Trockenen.
Auf diese erfreulichen Aussichten stieß Josh mit einem Glas Whiskey an, bevor er in die Dusche stieg und anschließend zu Bett ging.
Allein.
Montagmorgen war er bereits acht Uhr im Büro.
Annabelle, seine Sekretärin, brachte ihm wie üblich Kaffee und frisches Obst, erkundigte sich nach seinem Wochenende, besprach mit ihm die Agenda für die begonnene Woche und teilte ihm ein wenig unbehaglich mit, dass sein Onkel eine neue Mitarbeiterin einstellen wolle und ihn diesbezüglich um 10 Uhr im Büro erwarte.
»Sie soll dich im Rennen um Okada unterstützen, Josh, mehr weiß ich auch nicht. Alles Weitere wirst du mit ihm nachher selbst besprechen können.«
»Wieso erfahre ich das erst jetzt?«, entgegnete er missmutig. Josh war mehr als nur verwundert. Was zur Hölle war in Alistair gefahren? Wieso wollte er ihm noch jemanden an die Seite stellen? Wieso musste er so tun, als würde er immer noch die Firma leiten? Ja, es ging um einen wichtigen Deal, vielleicht den wichtigsten bisher, aber Josh würde das auch allein hinkriegen. Er war kein Teamplayer, verdammt noch mal. Sein Onkel wusste das doch.
»Danke, Belle«, sagte er schließlich und stellte sich grübelnd ans Fenster.
Von seinem Büro aus hatte Josh einen geradezu sensationellen Blick auf die Themse. London vibrierte voller Lebensgier unter seinen Füßen,
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