Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
sein Gesicht hatte sich mit Hochmut, aber auch ein wenig Selbstgefälligkeit gefüllt.
Nach dem ausgedehnten Spaziergang hatten sich die drei am Nachmittag wieder im Schloss des Zauberrats eingefunden. Benjamin hatte gesagt, dass er noch ein paar Dinge erledigen müsse und sich Grimbi nun um ihn kümmern würde.
Gleich nach der Ankunft in Joshuas kleinem Schlosszimmer hatte es sich der Zwerg in dem grünen Ohrenbackensessel gemütlich gemacht und war kurz darauf eingeschlafen. Er hatte wohl noch ein wenig Nachholbedarf, nachdem er die halbe Nacht auf den Beinen gewesen war und vor der Tür Wache gehalten hatte. Joshua hatte in der gestrigen Nacht zwar auch nur wenig geschlafen, aber er verspürte nicht einmal den Hauch von Müdigkeit. Er schnappte sich das Legendenbuch und setzte sich auf den kleinen Balkon, der an das Zimmer angrenzte. Weiße Zauberwolken zogen gemächlich über ihn hinweg und der Himmel strahlte in einem hellen Blauton. Die Sonne stand schon tief am Horizont und leuchtete die flauschigen Wolkenbäuche von unten an, so dass sie orangegelb glitzerten.
Bevor er das Buch aufschlug, warf er noch einen Blick auf den Zeitmesser seiner Mutter. Der große goldene Schwertzeiger deutete auf kurz nach vier Uhr. Es war Kaffeezeit, dachte er und musste unweigerlich an Mathildas Pizzatorte denken.
„ Was Mathilda und Bernhard nun wohl machen? “, dachte er. „ Nun bin ich schon zwei Tage fort. Mathilda hat bestimmt sofort die Polizei verständigt und Bernhard versucht sie wahrscheinlich die ganze Zeit zu beruhigen. Sie machen sich bestimmt beide große Sorgen…“
Joshua bekam ein schlechtes Gewissen und zusätzlich wurde ihm noch ein wenig übel, weil er die klebrige Pizzatorte nicht aus seinem Kopf bekam.
Während er an sein Zuhause am Brookmanns Park dachte, fiel ihm plötzlich ein, dass heute Toms Geburtstag war. Er hatte zwei Tage nach ihm Geburtstag, am siebenundzwanzigsten Juni und er hatte es völlig vergessen. Wo er nun wohl war? Seine Eltern hatten zu seinem Geburtstag ja eine Überraschungsreise geplant.
Joshua machte sich noch allerlei Gedanken, bevor er schließlich das Buch mit der Legende von Kalito aufschlug und dort weiterlas, wo er gestern Nacht aufgehört hatte. Er las den ganzen Nachmittag und im Hintergrund säuselte Grimbi leise vor sich hin. Zur Abendbrotzeit um sechs Uhr wachte der Zwerg allerdings plötzlich wieder auf, als ob sein innerer Geist ihn zu jeder Essenszeit automatisch wecken würde.
Sie speisten zusammen im großen Zauberersaal. Der Ratsspeisesaal war riesig und erinnerte Joshua im entferntesten Sinne an das Innere einer Kirche. An seiner gewölbten Decke glänzte eine hübsche Malerei und an den hohen Wänden schimmerten längliche Fenster, in dessen bunten Glasbausteinen sich die Abbilder von edlen Menschen, Halblingen und Zwergen widerspiegelten. Die Bilder bewegten sich, wenn man an ihnen vorbeiging, aber Joshua überraschte das nicht mehr. Dafür hatte er schon zu viele wundersame Überraschungen in dieser Welt gesehen.
Er aß mit Grimbi an einem großen Eichentisch, zusammen mit ein paar edlen Zauberern und zwei Zwergen. Die Zwerge redeten nicht viel und beschäftigen sich hauptsächlich mit ihrem Essen, aber die Menschenzauberer und Zauberinnen unterhielten sich angeregt über jenen Neuankömmling der Zauberwelt, Kalito. Sie waren so in ihr Gespräch vertieft, dass sie es nicht gar nicht bemerkten, dass Joshua und Grimbi sich zu ihnen an den Tisch gesetzt hatten. Die Zauberer stritten sich darüber, ob das verlorene Kind nun ein gutes oder ein schlechtes Omen sein würde. Erst nach einer ganzen Weile wurden sie auf die beiden aufmerksam und wechselten dann rasch ihr Gesprächsthema.
Zum Essen gab es Pfannkuchen . Die gelben Eierkuchen schwebten wie durch magische Hand vom Küchentresen durch den Saal und landeten zielsicher auf den Tellern der Gäste. Die Zauberer und anderen Leute in Skryyfall schienen auch einfache Kost zu mögen, dachte sich Joshua. Die Teigkuchen waren groß und dick. Joshua schaffte es nicht einmal zwei aufzuessen, obwohl sie zu seinen Lieblingsgerichten zählten und wirklich lecker schmeckten. Grimbi hingegen verdrückte ganze acht Stück, aber nach dem letzten fing auch sein Magen an zu rebellieren und knurren.
Er spülte den letzten K uchen mit einem großen Schluck Bier hinunter und musste anschließend laut rülpsen, woraufhin die vornehmen Zauberer brüskiert zu ihnen hinüberschauten. Joshua musste schmunzeln. Er hatte den
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