Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
wiederum musterten die weite Welt außerhalb des Buches mit verblüfften Augen und starrten die neugierigen Zuschauer vor dem Schaufenster ebenso verdutzt an.
Die Tür des kleinen Büchergeschäfts war einladend geöffnet und aus seinem Inneren drangen dutzende heller Kinderstimmen. Einen Moment später kam eine Gruppe Mädchen vollbepackt mit Büchern aus dem Laden gelaufen. Sie waren nicht älter als neun Jahre und schienen sich auf die neuen Bücher riesig zu freuen.
„ Ah ja, wie man sieht, steht das neue Schuljahr vor der Tür“, sagte Benjamin. „Schauen wir mal, ob wir für dich auch noch die passenden Bücher finden.“
Dann betraten Benjamin und Joshua das kleine Büchergeschäft. Grimbi wartete lieber draußen vor der Tür. Er mochte die Tausendeckengasse mit seinen überfüllten Geschäften nicht, und da war er nicht der einzige Zwerg, denn das kleine Bergvolk war es gewöhnt, in einsamen Höhlen tief unter den Bergen zu leben, und die meisten Zwerge, Grimbi eingeschlossen, hatten sich auch nach hunderten von Jahren nicht an den Trubel und die Menschenmassen auf der Erde gewöhnen können.
Im Inneren des Geschäfts vernebelte ihnen dichter Staub die Sicht. Lange Leitern lehnten an den riesigen Bücherregalen, und zwischen ihnen tummelten sich Zauberer, Halblinge und überwiegend Kinder herum, allesamt dicht an dicht gedrängt und mit Stapeln von Büchern beladen. Eine Gruppe von Halblingskindern stand in einer Ecke. Sie hatten ihre gesenkten Köpfe in Bücher gesteckt. Ihre aufgeblasenen Ballonmützen bildeten so einen bunten Flickenteppich.
Joshua schätzte die Raumhöhe auf sieben bis acht Meter. Einige Regale waren gewaltig hoch und bogen sich über seinem Kopf bedrohlich nach innen. Die darin eingelagerten Bücher drohten jeden Moment herauszufallen, aber sie taten es nicht, als ob eine magische Barriere sie aufhalten würde. Als Joshua seinen Blick durch die Bibliothek schweifen ließ, bemerkte er, dass einige Bücher von merkwürdig leuchtenden Auren oder Energiekörpern umgeben waren; einige schienen sich gelegentlich sogar zu bewegen! Sie mussten mit Magie und Zauberei vollgestopft sein, dachte sich Joshua.
Dann richtete er seinen Blick noch einmal nach ganz oben. Ein paar ältere Zauberer standen in der luftigen Höhe, angelehnt an die großen Leitern und stöberten ganz gemütlich in den Bücherreihen herum. Zwischen, unter und über ihnen surrten kleine zarte Wesen mit winzigen Flügeln umher. Sie schleppten große und kleine Bücher herbei und sortierten sie in die Regale ein. Joshua kannte die kleinen Wesen aus dem Tagebuch der alten Zauberer, aber ehe er seinen Gedankengang zu Ende führen konnte, stupste ihn Benjamin von der Seite an.
„Das sind Feenwesen“ , erklärte er und zeigte auf die kleinen fliegenden Wesen mit den schimmernden und halb durchsichtigen Flügeln.
„ Sie sehen genauso aus wie die Zeichnungen in dem Tagebuch“, sagte Joshua fasziniert.
„ Sie sind zwar klein und wirken schwächlich und leicht zerbrechlich, aber wie du siehst, können sie mindestens das Zehnfache ihres eigenen Körpergewichts tragen. Die großen Wälzer tragen sie mit Leichtigkeit, aber natürlich ist auch ein wenig Zauberei mit im Spiel.“
„Was machen die Feen hier?“, fragte Joshua neugierig.
„Sie arbeiten hier und sortieren die Bücher ein“, antwortete Benjamin und zog ein rotes Buch aus einem Regal. „Das kleine Einmaleins des Zauberns“, murmelte er vor sich hin und legte es dem jungen Schüler kurz darauf in die Arme.
Neugierig betrachtete Joshua die braunen geschwungenen Buchstaben auf dem Umschlag. Ehe er sich versah, legte ihm der Zauberbote ein zweites Buch in die Arme. Darauf rankten sich grüne Pflanzen, deren Blätter und Wurzeln drei Wörter formten: < Pflanzen- und Kräuterkunde >.
Mit ausgebreiteten Armen lief Joshua hinter Benjamin her. Wortlos suchte der Ratsbote Bücher aus und packte sie anschließend auf den wachsenden Stapel in Joshuas Händen. Bald balancierte er fast ein ganzes Dutzend klobiger Wälzer vor sich her. Sie versperrten ihm die Sicht und das ein ums andere Mal kam er leicht ins Stolpern, so dass der Bücherstapel mächtig ins Schwanken geriet.
Schließlich legte Benjamin ein weiteres Buch auf die kleine Büchersammlung. Auf Augenhöhe funkelte Joshua ein silbern glänzender Buchrücken an. Darauf prangte ein schmales Schwert. Der Titel stand auf dem Kopf und Joshua brauchte einen Moment, um ihn zu entziffern: < Schwertkunst
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