Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
unterirdische Stadt marschiert. Grimbi hatte ihn durch die bedeutendsten Viertel, zu den eigentümlichsten Geschäften und den größten Sehenswürdigkeiten des alten vergessenen Londoner Stadtteils geführt. Sie waren im kleinen Zwergenviertel, im Zaubererspielland für kleine und große Leute, in dem alten Zauberrathaus und vor Skryyfalls magischer Sonnenuhr gewesen; und sie waren über den alten Zaubererfriedhof gegangen, wo Joshua feststellen musste, dass das Alter einiger Zauberer durchaus beträchtlich war. Es schien nicht unüblich zu sein, dass viele von ihnen über einhundertfünfzig Jahre alt und älter wurden. Als Joshua staunend an den alten Grabsteinen vorbeispaziert war, hatte Grimbi stolz erzählt, dass Zwerge mindestens genauso alt werden würden und viele Langbärte noch viel, viel älter…
Dann waren sie noch durch das große Bauernland gewandert, über Feld und Wiesen. Sie hatten den alten Feenbaum besucht, wo sich etliche der kleinen Feenwesen ihre Nester erbaut hatten. Und sie waren in einem kleinen Boot über Skryyfalls einzigen Fluss gepaddelt. Grimbi hatte sich beim Paddeln mächtig in die Riemen gelegt. Sie waren auf dem hellblauen Strom unter zahlreichen Bogenbrücken hindurchgefahren, bis das Gewässer sie schließlich wieder aus der Stadt hinausgeführt hatte und sie sich auf den seichten Wellen bis kurz vor die Tür des Zauberschlosses hatten treiben lassen.
A n einem Tag tat Grimbi Joshua sogar den Gefallen, noch einmal die Tausendeckengasse zu besuchen, obwohl der Zwerg den Trubel dort überhaupt nicht mochte, aber Joshua hatte ihn so oft gefragt, dass Grimbi irgendwann weich geworden war, was wirklich ungewöhnlich war für einen Zwerg, denn Zwerge waren nun einmal verdammt dickköpfige Wesen, wie man im ganzen Zauberland wusste…
Eines Abends war Benjamin für einen kurzen Besuch vorbeigekommen und hatte Joshua ein kleines Päckchen überreicht. In dem kleinen Paket war ein Bild von seinen richtigen Eltern: Von Mary-Ann und Gregorius Fantasio. Seine Mutter war bildschön, sie hatte goldbraunes, langes Haar und weiche liebliche Gesichtszüge. Gregorius hatte hellbraunes und schon leicht gräuliches Haar. Es war zu einem langen Pferdeschwanz zusammengebunden. Er war groß und schlank, hatte eine spitze Nase und ein zufriedenes Lächeln aufgesetzt. Die beiden schienen ein sehr glückliches Paar gewesen zu sein, hatte sich Joshua gedacht und die eine oder andere Träne an jenem Abend nicht zurückhalten können. Er hatte es auf seinen kleinen Nachttisch gestellt und es fortan jede Nacht mit ins Bett genommen.
An den Abenden hatte sich Joshua oftmals dem Legendenbuch von Kalito gewidmet. Er hatte in seiner eigenen Legende jedes Mal bis spät in die Nacht hinein gelesen und dem Buch auch die kleinsten Geheimnisse entlockt. Stück für Stück hatten sich die Puzzleteile seiner Vergangenheit zusammengesetzt. Er hatte zwar schon alles vorab von Gerrod und Benjamin erzählt bekommen, aber in dem Buch war die Legende doch wesentlich ausgeschmückter und schöner beschrieben, so dass sich aus seiner schemenhaften Vergangenheit allmählich eine farbige Bilderwelt formte.
Dann und wann hatte er auch seinen Zauberstab hervorgeholt. Er hatte ihn Tag und Nacht bei sich getragen, denn Benjamin hatte ihm gesagt, dass Zauberer ihre Zauberstäbe niemals aus den Händen geben würden, aber das hatte er sowieso nicht vorgehabt. Der Bote hatte ihm aber auch noch gesagt, dass er den Zauberstab bis zum Schulunterricht in seiner Tasche behalten solle, da Zauberstäbe auch gefährlich werden könnten, wenn man sie falsch benutzen würde. Joshua hatte ihm darauf sein Wort gegeben, aber es hatte nicht lange gedauert und schon nach einem Tag hatte schließlich doch seine Neugier gesiegt. Grimbi hatte zwar auf ihn aufpassen sollen, aber immer dann, wenn der Zwerg einmal nicht in Joshuas Nähe gewesen oder er bereits eingeschlafen war, hatte Joshua die Gelegenheit genutzt und heimlich den Zauberstab herausgeholt. Dann hatte er ihn gefühlvoll hin und her geschwungen, ihn kreisen lassen und irgendwelche Zeichen und Zahlen in die Luft gemalt. Meistens war aber gar nichts passiert, nicht einmal eine knisternde Flammenspur war erschienen, wie es beim ersten Mal der Fall gewesen war, als er den Stab in Montis Zauberladen geschwungen hatte. Joshua hatte sich schon Gedanken gemacht, ob er den Zauberstab vielleicht falsch benutzt hatte oder ob der Stab einfach nur keine Lust gehabt hatte zu zaubern, denn Benjamin
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