Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
wollte, dass sie am Ende dumm dastanden und sie die einzigen waren, die die Rollen nicht aufbekamen. Ganz so verbissen wie Tom sah er die Sache allerdings nicht, denn schließlich standen sie ja noch am Anfang ihrer Zaubererkarriere.
Als die Uhren zur sechsten Stunde schlugen, war das Zwielicht schon wieder dunkler geworden. Die Sonne lugte nur noch hauchdünn über den Rand des Horizonts und ließ ihre letzten, goldenen Strahlen auf den Ebenen und Tälern Zomanas nieder.
Tom, Joshua und Peter stellten sich um Punkt sechs Uhr an der langen Reihe vo r der Essensausgabe an. Nachdem sie ihre kleinen Gerichte auf Holztabletts in Empfang genommen hatten, suchten sie sich einen Platz in einem der beiden Speisetürme, welche an die Schlossküche angrenzten.
Die beiden T ürme waren relativ schmal gebaut, dafür aber recht hoch. Ihre Wendeltreppen schlängelten sich acht Stockwerke hinauf. Jede Ebene hatte rund zwei Dutzend Sitzplätze, welche in gemütlich gepolsterten Vierer-Sitzecken angeordnet waren. Es gab auch noch die große Speisesaalbrücke. Sie verband die beiden Türme in luftiger Höhe miteinander und bot Platz für knapp einhundert weitere Gäste.
An diesem Abend gab es Pfannkuchen mit Erdbeermarmeladenfüllung.
„Jetzt ist es schon nach sechs Uhr und diese blöden Dinger sind immer noch verschlossen“, seufzte Tom schmatzend und rollte nebenbei den geschlossenen Stundenplan vor sich auf dem Tisch auf und ab.
„Ach, ist doch nicht so schlimm“, meinte Peter. „Wir sind bestimmt nicht die einzigen, die die Unterrichtspläne noch nicht aufbekommen haben.“
„Aber die Süßigkeiten… die sind hier bestimmt superlecker, und wenn wir die Rollen nicht öffnen können, dann bekommen wir keine!“, jammerte Tom. Er packte den eingerollten Stundenplan erneut und schüttelte ihn wild hin und her. Das machte er so lange, bis die Mädchen vom Nachbartisch zu kichern anfingen.
„Leg die Rolle wieder hin“, bat Joshua ihn leise.
„Wieso?“, fragte Tom und schüttelte weiter.
„Weil du uns sonst alle zum Affen machst und das ist viel schlimmer als ein paar Süßigkeiten nicht zu bekommen“, flüsterte Joshua.
„Na gut, ich kann sowieso nicht mehr“, sagte er prustend und stopfte sich anschließend ein Stück Pfannkuchen in den Mund.
Die drei aßen noch in Ruhe auf und ließen sich dabei alle Zeit der Welt. Zwischendurch kamen immer wieder die laufenden Truhen herbeigetrottet, die mit halb geöffnetem Deckel anboten, das Tablett und das Geschirr mitzunehmen. Ein paar der Holztruhen liefen stetig zwischen den Sälen hin und her und die Wendeltreppen rauf und wieder runter und lieferten das benutzte Geschirr schließlich unten in der Küche ab. Die magischen Truhen erweckten dabei aber einen eher lustlosen und gelangweilten Eindruck, welches unschwer an ihrem trottenden Laufstil und den herabhängenden Scharnieren zu erkennen war.
Nach der Abendspeise war die Sonne schon wieder gänzlich hinter dem Horizont verschwunden. Die Landschaft draußen vor den Toren des Schlosses wurde immer grauer und trister. Der Mond, beziehungsweise der Pluto - er war ja eigentlich ein Planet, aber für die Wesen auf Zomana eben doch ein Mond - würde heute Abend nicht aufgehen, denn die Nachtphase war angebrochen und während der nächtlichen Nachtphase war der Pluto nie zu sehen. Dafür würde er aber tagsüber während der Nachtphase wieder aufgehen.
Auch am zweiten Abend auf Zomana wurden viele Kinder, insbesondere die Erstklässler, schnell müde, was ja bekanntlich an dem ungewöhnlich hohen Anteil Magie, der in der Luft lag, zurückzuführen war. Die Körper der Schülerinnen und Schüler würden noch ein paar Tage brauchen, um sich daran zu gewöhnen, aber auch an diesem Abend waren die meisten Kinder um acht Uhr schon todmüde und gingen früh zu Bett.
Als die Schüler aus dem Haus Menelnius abends in ihrem Quartier zusammengekommen waren, hatte sich herausgestellt, dass niemand das Stundenplanrätsel hatte lösen können. Sie hatten sich gründlich ausgetauscht, aber auch nach dem Zusammenfügen aller Erfahrungsbericht e hatten sie das Rätsel nicht lüften können und waren schließlich mehr oder weniger enttäuscht ins Bett gegangen.
Tom, Peter und Joshua waren hingegen noch aufgeblieben und hatten noch eine Weile an de n verzauberten Pergamentrollen herumgeknobelt. Joshua und Peter gaben sich bald geschlagen, während Tom immer noch mit großem Eifer dabei war, obwohl auch ihm die Augen das eine oder
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