Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
andere Mal schon kurz zugefallen waren.
Bis in die späten Abendstunden saß er auf seinem Bett und drehte, schüttelte und kippte die Rolle in allen möglichen Varia tionen hin und her, aber der Stundenplan wollte einfach nicht aufgehen.
„Lass es gut sein, Tom“, sagte Joshua halb gähnend. Er lag mit verschränkten Armen in seinem Bett und schaute den draußen am Fenster vorbeiziehenden, gräulichen Wolken bei ihrer Abendreise zu.
„Ja, hast recht. Zum Henker mit diesem blöden Stundenplan!“, fluchte er und stand wütend auf.
Er holte mit seinem rechten Arm Schwung, ließ die Pergame ntrolle dreimal kreisen und pfefferte sie dann verärgert davon. Die Rolle flog durch den halben Raum und drehte sich dabei mehrmals um die eigene Achse, ehe sie dann im Halbdunkel einer Ecke verschwand… und zwar völlig geräuschlos!
Tom wollte sich gerade abwenden, doch nachdem es kein Aufprallgeräusch gab, wurde er skeptisch und behielt die halbdunkle Ecke misstrauisch im Auge. Er ging vorsichtig dre i Schritte um das Bett herum, und dort auf dem Boden schwebte sein Stundenplan und zwar aufgerollt! Die hartnäckige Rolle hatte sich tatsächlich geöffnet!
„Joshua?“, sagte Tom halb fragend und äußerst zaghaft. Er rührte sich dabei nicht von der Stelle. „Josh … ich glaube, ich habe gerade gezaubert.“
Joshua rieb sich verwundert die Augen und schaute müde von der Bettkante hinunter. Tom zeigte mit dem Finger stumm in die dunkle Ecke. Joshuas Blick wanderte über den Teppich und über die alten Holzdielen , und dann entdeckte auch er den schwebenden Stundenplan.
„Hey, du hast es tatsächlich geschafft!“, rief er und konnte es kaum glauben. Er weckte Peter und kletterte die kleine Bettleiter hinunter. Der Blondschopf schnappte sich sofort eine Kerze, kraxelte ebenfalls die Leiter hinunter und leuchtete ihnen den Weg. Zu dritt pirschten sie sich an den Stundenplan heran und knieten sich vor ihm nieder.
Die Papierrolle schwebte nur ein paar Zentimeter über dem Boden. Sie senkte und hob sich immer wieder, wie ein kleines Segelboot bei seichtem Wellengang.
Auf dem Pergament waren mehrere schwarze, blaue, rote, braune, grüne und gelbe Kästchen abgebildet. Die Überschriften und der obige Text waren in einer verschnörkelten Schrift geschrieben. Sie erweckten den Eindruck, als ob alles handschriftlich niedergeschrieben worden wäre, aber wahrscheinlich war die Schrift durch irgendeine Zauberei entstanden, dachte sich Joshua.
Da Tom immer noch so perplex war, las Joshua die ersten Zeilen auf dem hellbraunen Pergament vor:
„ Herzlich willkommen auf Schloss Wahanubus.
Dies ist der Zauberstundenplan für Zauberschüler
Tom Rupert Wardrobkins ,
Haus Menelnius im Erstlingsjahr . “
„Wow, da steht ja mein Name drauf!“, sagte Tom begeistert und nahm den Plan behutsam in die Hände. Er schob seine Brille gerade und hielt das Papier direkt vors Auge. „Hier unter der Überschrift steht: Zweiter Zauberschultag: Erdenkunde, Mrs. Hobbingons.“
Das Textfeld war mit einer blassbraunen Farbe eingerahmt.
Als Tom mit dem Finger vorsichtig darüber strich , veränderte sich der Stundenplan plötzlich. Die Zauberschrift verblasste und ein neues Bild erschien, welches den Inhalt über die Erdenkundestunde schilderte, anzeigte in welcher Zeit der Unterricht stattfinden würde, und wo der Schulraum zu finden war. Die drei staunten nicht schlecht: So einen Stundenplan hatte noch keiner von ihnen gesehen.
„Das ist ja allererste Sahne“, meinte Peter. „Wie hast du den aufgemacht?“
Tom zuckte ein wenig ahnungslos mit den Schultern.
„Ich habe ordentlich Schwung geholt und ihn einfach in die Ecke geworfen , und dann hat er sich von ganz alleine geöffnet.“
Peter zögerte nicht lange und holte seinen S tundenplan vom Bett hinunter. Anschließend schleuderte er ihn mit Schmackes in eine Ecke. Der Stundenplan öffnete sich jedoch nicht und schlug stattdessen laut krachend auf dem Dielenboden auf. Es hatte so laut gepoltert, dass einige Schüler davon wach wurden und schlaftrunken aus ihren Betten stiegen, um zu sehen, was da vor sich ging.
Als sie mitbekamen, dass es Tom gelungen war , seinen Stundenplan zu öffnen, klopften sie ihm beglückwünschend auf die Schulter und löcherten ihn mit Fragen. Tom wurde ein wenig rot vor Stolz, auch wenn er nicht sagen konnte, warum sich sein Schulplan geöffnet hatte.
Bald schauten ihm die Mitschüler des gesamten Quartiers über die
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