Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
konnte. Nach einer Weile meldete er sich noch einmal: „Gut, du kannst wieder runterkommen, wir müssen sehr weit weg von der Schule sein, ho.“
Als Joshua wieder festen Boden unter den Füßen spürte, fragte er unsicher: „ Bedeutet das, wir müssen hier draußen übernachten?“
„Ho.“
„Ich schätze, das heißt ja, oder?“
„Ho“, antwortete Toimgil und nickte dabei. Dann stapfte er wieder los und forderte Joshua zum Mitkommen auf.
Nach einem kleinen Fußmarsch erreichten die beiden einen Hügel, auf dessen platter Spitze sich eine winzige Lichtung befand.
„Hier ist ein gutes Nachtlager, ho“, meinte Toimgil, während er sich im Kreis drehte und sich gründlich umschaute.
Anschließend stampfte er mit seinen breiten Füßen auf einem Fleck herum und machte das Gras und Moos platt. Kurz darauf war er fertig.
„Mach es dir schon einmal bequem, ich bin gleich wieder da, ho.“
Dann verschwand er singend im Wald und stimmte ein düsteres Zwergenlied an. Joshua hörte es noch eine ganze Weile, bis es irgendwann verstummte.
Er setzte sich auf einen umgekippten Baumstamm, welcher in der Mitte der Lichtung lag. Ein Blick auf seinen Zeitmesser verriet ihm, dass die Düsternacht in weniger als einer Viertelstunde über sie hereinbrechen würde.
Er erinnerte sich an die Worte von Mrs. Hobbingons: < …w ährend der Düsternacht ist die gefährlichste Zeit auf Zomana. Wer sich in den Wäldern nicht auskennt, der wird sich hoffnungslos verirren, und auch erfahrene Wandersleute sind schon so manches Mal von ihrem Wege abgekommen. Und es gibt Tiere, die nur während dieser Zeit aus ihren Höhlen herauskriechen… >.
Joshua spürte, wie die Angst ihm langsam die Kehle zuschnürte. Der Wald um ihn herum war schauderhaft schwarz, und die Wipfel über ihm wankten bedrohlich hin und her. Er fühlte sich allein und hatte Angst. Kurz darauf hallte das Heulen einer Eule durch die Nacht und ließ ihn zusammenzucken.
Joshua kamen die Sekunden wie halbe Ewigkeiten vor. Beinahe alle fünf Sekunden knackte oder knirschte irgendetwas im Wald, oder ein fremdartig klingender Tierlaut war zu hören. Selbst wenn irgendwo in der Nähe nur ein kleiner Tannenzapfen vom Baum fiel, erschrak er sich fürchterlich.
Plötzlich bemerkte er am Rand der Lichtung schlangenartige Schatten. Sie sahen aus wie die Tentakel von riesigen Tintenfischen!
Langsam krochen sie aus dem Wald heraus und schlängelten sich durch das Gras immer weiter vorwärts. Die Tentakel waren nur schemenhaft zu erkennen, als ob sie nur aus Nebel bestehen würden. Joshua stand ängstlich auf und nahm einen dicken Ast in die Hand. Als einer der Tentakelarme nur noch zwei Meter von ihm entfernt war, warf er den Ast nach dem unheimlichen Gebilde. Der Schlangenarm löste sich in Luft auf und die anderen Tentakelarme verschwanden ebenfalls. Sie verpufften lautlos!
„ Was in aller Welt war das ?“, dachte Joshua und nahm vorsichtshalber einen zweiten dicken Ast in die Hand.
Nachdem der junge Zauberschüler eine Weile in die Finsternis des Waldes geblickt hatte, tauchte plötzlich ein riesiger sechsarmiger Affe zwischen zwei Bäumen auf! Er hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Affen aus dem Zaubererschachkasten; auch er war nur schemenhaft zu erkennen, als ob er nur aus Nebel und Schatten bestehen würde. Joshuas Knie wurden weich, obgleich er zu ahnen begann, dass der Affe gar nicht existierte, sondern nur pure Phantasie war.
D as haarige Tier stellte sich zu seiner vollen Größe auf und streckte seine sechs Arme weit aus, so dass er noch bedrohlicher wirkte! Dann hörte Joshua plötzlich wieder Toimgils leisen Gesang und der Affe löste sich in Luft auf. Es war nur eine Art Fata Morgana. Joshua atmete tief durch.
Toimgils Gesang kam rasch näher. Er sang nun ein fröhlicheres Lied und schien guter Dinge zu sein. Joshua war es unerklärlich, wie man in einem so düsteren Wald singend herumlaufen konnte, aber andererseits nahm es ihm auch ein wenig die Furcht.
Der Zwerg kam mit einem großen Stapel Holz zurück und legte die Äste und Zweige sorgfältig in der Mitte der Lichtung ab.
„Das wird ein schönes Feuerchen, ho!“, sagte er fröhlich und rieb sich voller Vorfreude die Hände.
„Weißt du, wo wir hier sind, Toimgil“, fragte Joshua.
„ Ho, wir müssen irgendwo im Düsterwald gelandet sein, denn hier stehen ziemlich viele Schwarzeichen herum und die gibt’s nur im Düsterwald. Kein schöner Ort zur Abendzeit, aber wenn du merkwürdige
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