Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
zerzaust und seine Augen rot umrändert. In seiner rechten Hand hielt er einen Beutel mit Erdnüssen und in der anderen ein Schmetterlingsnetz.
„Guten Morgen , mein Sohnemann. Wie ich sehe, hat dich der kleine Papagei auch aus dem Schlaf geholt. Ich bin schon seit einer Stunde wach und versuche ihn zum Schweigen zu bringen, aber er gibt einfach keine Ruhe. Aber jetzt lernt er den alten Herrn Bernhard Lightfoot mal so richtig kennen!“ Er hielt die Erdnusspackung raschelnd in die Höhe. „Das wird den kleinen Kerl schon schwach werden lassen.“
„Das ist der grüne Papagei, von dem ich dir gestern erzählt habe. Er ist aus der Losbude zu dem magischen Piratenkapitän geflogen. Und dann muss er mir gefolgt sein…“
Bernhard schaute ihn mit großen Augen an. „Piratenpapagei hin oder her. Der kleine Piepmatz hat mich um die halbe Nacht gebracht. Aber das wird sich gleich ändern. Aufgepasst, Sohnemann!“
Der alte Lightfoot verteilte die Erdnüsse auf dem Gartentisch und stellte sich dann wieder zu seinem Sohn. Hinter seinem Rücken hielt er das Schmetterlingsnetz versteckt und schaute zusammen mit Joshua erwartungsvoll auf den Papagei.
„ Ja, ich bin schon ein ausgekochtes Schlitzohr, was?“, sagte Bernhard gewitzt. „Ja, nicht umsonst ist der Mensch die Krönung der Evolution und nicht der Paradiesvogel.“
Plötzlich entdeck te Joshua, dass in der Dachrinne mehrere Bananen lagen und auf den Dachpfannen zermatschte Tomaten klebten.
„Hast du den Papagei damit gefüttert?“, fragte er.
„Ich habe ihn mit Bananen gefüttert und mit Tomaten beworfen!“
Joshua schaute ihn mit einem Fragezeichen auf der Stirn an. Bernhard hob unschuldig die Arme.
„Der Papagei hat vorhin zu mir gesprochen und gesagt, dass er eine Banane haben möchte. Also habe ich ih m eine Banane gegeben, in der Hoffnung, dass er dann endlich Ruhe gibt, aber dann hat er angefangen zu singen, und daraufhin habe ich ihn mit Tomaten beworfen, damit er davonfliegt. Wie du siehst, ist er immer noch da, aber jetzt ist Schluss mit lustig. Der wird bald herunterkommen, Papageien haben nämlich eine große Schwäche für Erdnüsse. Und da diese Vögel nur ein ganz kleines Gehirn besitzen, wird er mir geradewegs in die Falle gehen.“
Siegessicher rieb sich Bernhard die Hände und war mächtig stolz auf seine Weisheiten.
„Der Papagei kann sprechen?“, fragte Joshua verwundert.
„POLLY MAG KEINE ERDNÜSSE, KWAAAK! POLLY WILL EINEN KEKS , KWAAK!“
Während sich Joshuas Frage von selbst beantwortet hatte, wechselte der optimistische Gesichtsausdruck seines Vaters augenblicklich in einen angesäuerten über. „Dieser verdammte Vogel!“, wetterte er. „Er möchte einen Keks! Den soll er haben! Der wird gleich sein blaues Wunder erleben, mein Sohnemann!“
Bernhard lief zur ück ins Haus und kam mit einer Packung Butterkekse zurück. Er legte zwei der Gebäckstücke auf den Gartentisch und stellte sich dann zurück an Joshuas Seite.
„Hier sind leckere Kekse! Lecker Kekse!“, rief er zu dem Papagei hinauf.
„KWAAK!?“, machte der Papagei und reckte seinen Hals weit nach vorn.
„So, jetzt kommt er gleich“, flüsterte er zu seinem Sohn. „Seit der Urzeit ist der Mensch ein kluger Jäger und diese Urzeiteigenschaft hat sich stetig, bis zur Vollkommenheit weiterentwickelt und uns schließlich zu dem gemacht, was wir heute sind, die Herrscher über alle Tiere!“
Joshua blickte skeptisch zu ihm auf, doch dann breitete der Papagei seine kleinen Flügel aus. Er sprang vom Schornstein und brauste im Sturzflug in die Tiefe. Im letzten Moment zückte Bernhard das Schmetterlingsnetz und schlug zu! Der Papagei wich geschickt aus, schnappte sich einen Butterkeks und schwang sich dann wieder in die Lüfte. Bernhard fuchtelte mit dem Netz wild hin und her, verfehlte den flinken Vogel aber immer wieder. Er lief in den Badelatschen breitbeinig hinterher und sprang etwas unbeholfen in die Höhe, um das Federvieh zu erreichen. Dabei verfing sich das Netz im Apfelbaum und Bernhard wurde mit einem Ruck zurückgeworfen. Er hing einen Moment baumelnd mit dem Schmetterlingsnetz am Ast, bis dieser schließlich nachgab und mitsamt seiner schweren, menschlichen Last auf den Boden knallte.
Joshua eilte zu ihm , und nur schwerfällig kam sein Vater wieder auf die Beine. Er rieb sich fluchend sein Gesäß und schaute wütend zu dem Paradiesvogel hinauf, der inzwischen wieder auf dem Dach gelandet war und knuspernd an dem Buttergebäck
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