Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
hierher zu kommen. Und die Düsternacht fängt auch gleich an. Wo sollen wir denn übernachten?“
„Ach, wir suchen uns einfach eine der Gruften aus“, sagte Tom relativ unverblümt. „Außerde m passt Polly schon auf uns auf!“
„Ich bin dafür, dass wir zurückgehen und uns irgendeinen anderen Unterschlupf suchen. Der Ort hier ist mir ein wenig zu unheimlich.“
„Okay, können wir machen, aber nicht bevor wir einen Blick in die Krakengruft geworfen haben“, meinte Tom enthusiastisch und deutete mit seinem Finger auf die große Gruft, die auf der Spitze des Berges lag. „Das da oben müsste sie sein!“
Joshua gab sich schließlich einen letzten Ruck, und außerdem wusste er, dass Tom nun sowieso nicht mehr zu stoppen war, und je schneller sie sich die Gruft angeschaut hatten, desto schneller kamen sie von hier auch wieder weg, dachte er sich.
Z usammen marschierten sie die kleine Anhöhe hinauf. Sie kamen noch an einem guten Dutzend weitere Gräber und Grabmale vorbei, die teilweise vor einiger Zeit ebenfalls geöffnet worden waren. Der am Boden schleichende Nebel war weiter oben wesentlich lichter, so dass die beiden wieder sehen konnten, wohin sie traten. Obwohl es auf dem gesamten Berg keinen einzigen Baum gab, schlängelten sich mächtige Wurzeln von dunkelroter Farbe durch das Gras und über die Gehwege hinweg. An den roten Wurzeln klebten bleiche, tellerförmige Pilze.
„Schau dir mal diese komischen Pilze an, die überall an den roten Wurzeln wachsen“, sagte Tom.
„Früher standen hier vielleicht einmal Bäume“, schätzte Joshua, während Tom mit seinem Zauberstab vorsichtig einen der Pilze antippte. Der bleiche Pilz, der nach innen gewölbt war, schnappte daraufhin reflexartig zusammen und öffnete sich kurz darauf wieder.
„Vielleicht ist das ja ein fleischfressender Pilz“, glaubte Tom begeistert.
„Keine Ahnung, lass uns weiter gehen“, sagte Joshua und trieb Tom zur Eile an.
Die beiden mussten noch über ein halbes Dutzend der merkwürdigen roten Wurzeln mit den bleichen Pilzen steigen, ehe sie die Spitze des Berges erreichten und vor der großen Gruft standen . Aus der Nähe betrachtet war die Totenstätte um einiges größer, als sie aus der Ferne gedacht hatten. Auf jeder Seite der Grabstätte war das knöcherne Skelett der einäugigen Krake eingearbeitet worden, das Wappen des Krakenschiffs, welches sie schon im Bildergeschichtenraum der Wahanubusschule gesehen hatten.
Vor der pompösen Gruft hielten sie inne und lasen die Aufschrift, die auf einem Schild über dem dunklen Eingang prangte:
< Hier ruht die einäugige,
barbarische und schweinefressende Krake >.
„Boah ey, Alter!“, stieß Tom schwärmerisch aus und war völlig hin und weg. „Hier liegt sie also, die berühmte Krake. Und sie isst tatsächlich Schweine!“
„Wollen wir da wirklich hineingehen?“, fragte Joshua skeptisch.
„Na klar, da liegen doch nur ein paar tote Knochen drin.“
Der Eingangsbereich der düsteren Gruft war geradezu übersät mit den langen roten Wurzeln. Sie waren hier sogar wesentlich dicker, was vielleicht auf ihren Ursprung hindeutete. Und auch die Pilze, die darauf wuchsen waren viel größer.
Tom konnte es nicht lassen und stupste einen besonders großen Pilz mit seinem Zauberstab an. Der tellerförmige Pilz schnappte blitzschnell zu ! Er riss Tom den leuchtenden Stab aus den Händen und zerbrach ihn! Dann öffnete sich der Pilz wieder.
Die Zauberschüler waren perplex und sichtlich erschrocken über die Kraft des Pilzes.
„Er hat meinen Zauberstab kaputtgemacht“, sagte Tom verdrossen und sammelte die beiden Hälften seines Stabs auf.
„Wir sollten die Pilze lieber in Ruhe lassen“, schlug Joshua vor. „Am besten verschwinden wir lieber gleich von hier.“
„Dieser blöde Pilz!“, jaulte Tom und versuchte, seinen Stab wieder zusammenzustecken.
Plötzlich hörten die beiden etwas! Es kam nicht aus Gruft, aber irgendwo aus ihrer Nähe. Eine Weile war es wieder totenstill auf dem Friedhof und Joshua und Tom glaubten schon, dass sie sich geirrt hatten, aber dann hörten sie es erneut! Es war eine leise Stimme. Sie verstanden nicht, was sie sagte, aber sie wussten sofort, wer der kratzenden Stimme ihre Kraft verlieh: Der Homunkulus!
Den beiden Schülern fuhr ein gewaltiger , eiskalter Schrecken in die Knochen. Sie standen halb im Treppeneingang der Gruft und konnten nicht viel sehen, aber irgendwo da draußen auf dem Friedhof war der kleine Schwarzgnom.
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