Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
Schmerz zu unterdrücken. Er biss sich auf die Lippen, dennoch lösten sich seine Finger, einer nach dem anderen, und er spürte, wie er langsam immer weiter nach unten rutschte.
D ann verlor er vollends den Halt, rauschte nach unten und landete krachend in einem weichen Busch, der seinen Aufprall zumindest ein wenig abfederte. Das letzte Bild, welches ihm im Kopf geblieben war, bevor ihm schwarz vor Augen wurde, war das grausame Lächeln des Papageien…
Mathilda fuhr ihren verunglückten Mann rasch ins Krankenhaus. Joshua und Max begleiteten sie. Auf der Hinfahrt kam Bernhard kurzzeitig wieder zu sich. Er wusste seinen Namen nicht mehr und starrte die ganze Zeit mit kalkweißem Gesicht und glasigen Augen aus dem Fenster. Auf der Krankenstation bekam er eine Beruhigungsspritze und fiel danach in einen kurzen Schlaf. Der Doktor sagte, dass er nur eine leichte Gehirnerschütterung habe, und er sich um die Prellungen keine Sorgen machen müsse.
Zwei Stunden später erwachte er schließlich. Um seinen Kopf war ein turbanähnlicher Verband gewickelt, und sein rechter Ellenbogen und Fuß waren ebenfalls in weiße Verbände eingehüllt. Sein Erinnerungsvermögen schien sich langsam wieder aufzubauen, denn er lächelte dünn, als er Mathilda und Joshua erblickte, die ihn freudig in die Arme schlossen. Die Haare standen ihm noch zu Berge, und er faselte eine ganze Zeit lang noch wirres Zeug vor sich hin. „Er sah fürchterlich aus, einfach fürchterlich“, wiederholte er immer wieder mit weit aufgerissenen Augen, ohne dabei jemanden anzuschauen.
„Machen Sie sich keine Sorgen“, sagte der Doktor zu Mathilda. „ Er ist jetzt noch ein wenig verwirrt, aber am morgigen Tag ist er wieder der Alte, versprochen. Trotzdem sollte er sich in den nächsten Tagen noch ein wenig schonen.“
Auf dem Rückweg war Bernhard schon wieder ga nz müde geworden und etwas später seelenruhig eingeschlafen. Joshua war froh, dass ihm nichts Schlimmeres passiert war und er bald wieder gesund und munter sein würde. Seine Gedanken schwelgten nun aber schon wieder um den grünen Papagei. Er war ihm diesmal scheinbar nicht gefolgt, aber als sie die Hofauffahrt mit dem Auto hinaufkamen, hockte der Paradiesvogel noch immer oder schon wieder auf dem Dach des Hauses.
Auch als d ie Sonne sich langsam rötlich färbte und unterging, blieb der grüne Vogel an seinem neuen Hort sitzen. Joshua blieb an diesem Abend noch lange wach, und er hörte noch bis spät in die Nacht hinein, als die Sterne schon längst aufgegangen waren, die krächzenden Rufe des Papageien. Er wusste, dass er immer irgendwo da war.
Am nächsten Morgen schlurfte Joshua mit müden Augen zu seinem Wandkalender und stellte ihn einen Tag weiter.
„Noch vier Tage bis zu meinem Geburtstag!“, freute er sich. Seine Freude war dieses Jahr größer als je zuvor, denn aufgrund der magischen Ereignisse glaubte er, diesmal vielleicht endlich ein weiteres Zeichen seiner richtigen Mutter zu erhalten. Sie hatte es ihm in den Zeilen des Tagebuches der alten Zauberer schließlich versprochen - wenn er alt genug wäre.
Ein ihm mittlerweile wohl vertrautes zerriss seine Gedankenwelt. Der Papagei war noch immer da.
Joshua öffnete das Fenster , um die verbrauchte Nachtluft hinauszulassen und ging anschließend nach unten. Bernhard war schon wieder auf den Beinen und schien den gestrigen Schock gut verdaut zu haben. Während Joshua frühstückte, führte der alte Lightfoot eine Reihe von Telefonaten. Joshua wusste nicht, wer die Personen am anderen Ende der Leitung waren, aber nach einiger Zeit legten sie alle auf. Auf dem Tisch entdeckte er einen Zettel mit durchgestrichenen Namen und ihren Telefonnummern. „ Tierheim Brüdersen und Co., Jagdclub Schulzenjäger, Tierfänger Arnold und Partner… “
„ Was sind Sie denn für ein Tierfänger? Können Sie nicht einmal einen kleinen Piepmatz einfangen?“, rief Bernhard verständnislos in den Hörer und lauschte anschließend der Antwort. „Ja, er ist grün. – Ja, Polly, so heißt er, zumindest sagt er das. Wieso, kennen Sie den Papagei etwa? – Ich weiß, dass er gefährlich ist, aber… - Das werden wir ja sehen, ob ich einen Tierfänger finde… - Über uns schwebt ein Fluch? Hören Sie mal, sind Sie ein Tierfänger oder ein Sektenguru? - Hallo? Hallo?“ Fluchend legte Bernhard den Hörer auf die Gabel. „Das war schon wieder nichts!“, brüllte er durch den Flur zu Mathilda herüber, die mit einem bunten, puscheligen
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