Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
zurück im Kerker. Ich wusste nicht warum, aber irgendwann sperrte er mich in die Schatzkammer der Familie Fantasio ein.“
„Wie ist Qworl denn in die gut bewachte Bank überhaupt hineingekommen?“, fragte Peter dazwischen.
„ Oh, daran kann ich mich noch gut erinnern, weil es der letzte Tag war, an dem ich echtes Tageslicht gesehen habe.“ Verträumt schweifte Frodols Blick einen Moment durch die malerische Landschaft Luums. „Qworl hat sich und mich einfach unsichtbar gezaubert, ho. Mit seinen schwarzmagischen Fähigkeiten war es ein Kinderspiel für ihn, unbemerkt mit mir zur Schatzkammer zu gelangen. Ich war gefesselt und konnte mich nicht wehren. Erst als er mich in die Kammer schubste, befreite er mich mit einem Fingerschnipp von dem magischen Seil. Die Schatzkammer war damals schon zur Hälfte geplündert. Ein paar Häufchen Gold, Silberlinge, Kupferlinge und hunderte von Blaukristallen waren noch da, aber auch diese letzten Reichtümer holte Qworl nach und nach ab. Er ließ nur ein paar Kupferlinge zurück, die ihm scheinbar nicht wertvoll genug waren.
Während seiner kurzen Besuche erzählte er mir gelegentlich etwas von der Außenwelt. Warum er das tat , weiß ich nicht; vielleicht weil er dachte, dass ich mich so wieder an die Vergangenheit und vor allem an Kalito erinnern könnte. Es funktionierte allerdings nicht, und anfangs verstand ich auch nicht, wovon er sprach, aber bald fand ich heraus, dass er einen Teil des Goldes dafür benötigte, um seine untote Piratenbande bei Laune zu halten; und die Blaukristalle brauchte er für seine Krakenmarionette, um die einäugige Krake zu steuern, und bestimmt auch noch für andere schwarzmagische Zauber, von denen er mir aber nichts weiter erzählte.“ Frodol ließ seinen Kopf ein wenig hängen, als er sich an die düstere Zeit zurückerinnerte.
„Die Schatzkammer sollte für die nächsten elf Jahre mein zu Hause werden. Qworl besuchte mich zwei bis dreimal im Jahr, um zu sehen, ob meine Erinnerungen schon wieder da waren. Die meiste Zeit saß ich aber allein in der Dunkelheit. Das einzige, was mir noch blieb, waren die restlichen Kupferlinge und meine eigene Phantasie. Ich spürte während dieser Zeit, wie meine Erinnerungen Stück für Stück wieder in mein Gedächtnis rückten und das rätselhafte Puzzle meiner Vergangenheit sich allmählich wieder zu einem sinnigen Ganzen zusammensetzte.
Nach elf langen Jahren hatte der Feenstaub seine langjährige Wirkung verloren und ich konnte mich schließlich wieder an alles erinnern… auch an welchen Ort und zu welcher Familie ich dich damals gebracht hatte, und Qworl hatte genau auf diesen Augenblick gewartet, elf lange Jahre hatte er darauf gewartet.
Al s er mich das nächste Mal besuchte, wandte er wieder diesen Rauchzauber an. Ich konnte mich ihm nicht widersetzen, und es gelang ihm, mir das Geheimnis deines Aufenthaltsortes zu entlocken. Ich konnte das Geheimnis elf Jahre lang behüten, aber nun wusste auch Qworl, dass ich dich damals in die Nähe des Brookmanns Parks gebracht hatte. Zu diesem Zeitpunkt glaubte ich an kein glückliches Ende mehr…“ Frodols Mundwinkel schoben sich nach oben. „Aber wie ich glücklicherweise feststellen kann, haben dich Qworls Piraten nicht gefunden, sonst wärst du ja nicht hier, ho.“ Frodol lächelte milde. „Nun, den Rest der Geschichte kennt ihr ja. Als Qworl hatte, was er wollte, schloss er die Schatzkammertür und ließ mich kichernd zurück. Wieviel Zeit vergangen ist, bis ihr mich befreit habt, weiß ich nicht mehr. Es muss wohl ungefähr ein Jahr gewesen sein…“
„Aber nun bist du wieder hier und alles wird gut werden , ho!“, sagte Toimgil und schwang seinen Arm um seinen dünnen Bruder.
„Das ist eine wahrlich düs tere Geschichte, die du da erzählt hast, lieber Frodol“, meinte Zalantimo fröstelnd. „Du hast ein großes Herz und vor allem großen Mut, denn als du den Feenstaub eingeatmet hast, wusstest du, dass du etlicher Jahre deiner Vergangenheit beraubt werden würdest. Zwar nicht für immer, aber doch für eine sehr lange Zeit. Was du getan hast, um Joshua zu beschützen, war aller Ehren wert, Frodol.“
„Und doch habe ich … versagt, ho.“
„Das hast du nicht, Frodol. Was wäre geschehen, wenn Qworl schon vor elf Jahren gewusst hätte, wo du Joshua hingebracht hattest? Das kann natürlich niemand sagen, aber welche Windrichtung das Schicksal auch immer genommen hätte, ich bin mir nicht sicher, ob wir dann heute an diesem Tag
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