Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
verlorenen Kind und dem roten Zwerg meinte, er würde es wohl bald herausfinden, dachte er; spätestens, wenn Kapitän Balondo ihn wieder besuchen würde.
„Was kannst du mir noch für Geschichten über mich erzählen?“, hakte Joshua nach.
„KWAA…hicks! POLLY WEIß GESCHICHTEN DIE… HICKS.“
Der eigentümliche Papagei stieß diesmal eine besonders große Wolke aus und schüttelte sich danach heftig, so dass seine wenigen Kopffedern durch die Luft wirbelten. Dann senkte er seinen Kopf und stierte eine ganze Weile auf den Boden. Seine dolchartigen Krallen zogen sich plötzlich schleifend zusammen, und sein wackeliger Stand wurde wieder steif und drahtig. Er streckte seine rechte Klaue kraftvoll aus und schloss sie zweimal prüfend, wobei die Krallenspitzen klackernd aufeinander trafen.
Dann hob er langsam seinen Kopf. Sein Blick wirkte nun bedrohlich, und sein kleines Vogelgesicht glich plötzlich einer grimmigen Fratze. Während er die beiden Buben abwechselnd anstarrte, schrumpften seine geweiteten Pupillen zurück auf Normalgröße. Das Gift schien seinen kleinen Körper wieder verlassen zu haben.
„ KWAAK, KWAAK, POLLY JETZT KEINE GESCHICHTEN MEHR ERZÄHLT! POLLY DER ALTE IST WIEDER, KWAAAK!“
Max zog den Schwanz ein und lief schnell wieder zurück ins Haus.
„Möchte Polly noch einen leckeren Schokoladenkeks?“, fragte Tom kleinlaut und hielt eines der Gebäckstücke in die Luft.
„ KWAAK, POLLY MÖCHTE FLEISCH ESSEN, KWAAAK!“
Joshua wich schnell zurück. „Das Gift hat seine Wirkung verloren“, stellte er besorgt fest.
Tom wurde bleich und steckte sich den Schokokeks selbst in den Mund. „Ja, und er scheint ziemlich sauer zu sein“, bibberte er.
Der Papagei schaute sich wütend um und entdeckte kurz darauf den kleinen aufblasbaren Ball von Hamster Rudi. Er tat einen Schritt zur Seite und grub seine Krallen tief in die kleine Gummikugel. Während die Luft zischend entwich, musterte er die beiden Knaben aus verengten Augenschlitzen.
„Naja, solange er da i m Käfig sitzt, müssen wir wohl keine Angst vor ihm haben, oder?“, fragte Tom und wollte sich ein wenig Mut machen.
Plötzlich sprang d er Papagei mit einem wilden Schrei an die vordere Käfigwand und klammerte sich an den Gitterstäben fest. Seine Krallen drückten sich zusammen, bis die Fußknochen unter der sehnigen Haut weiß hervortraten. Langsam gaben die Stäbe nach und verbogen sich. Dann hackte er mit seinem Schnabel auf einer kleinen Eisenstange herum. Stück für Stück bog sie sich nach außen, bis sie schließlich aufsprang und sich das erste kleine Loch aufgetan hatte. Er passte nicht hindurch, aber es würde wohl nicht mehr lange dauern, bis er ein so großes Loch geschaffen hatte, dass er hindurchpasste.
Tom s Frage hatte sich von selbst beantwortet und Joshua war der erste, der sich wieder rührte und nach seinem Vater rufend ins Haus lief. Tom blieb wie versteinert sitzen und kaute langsam auf den Schokokeksen herum.
Kurz darauf kam Joshua mit Bernhard im Schlepptau zurück. Ungläubig schaute der alte Hausherr auf den Paradiesvogel, welcher einen Moment seine Arbeit unterbrach, um finstere Blicke auszuteilen. Dann wütete er weiter und nahm sich die nächste Käfigstange vor.
„ Zurück ins Haus! Verriegelt die Türen! Ich habe das ganze Gift durch den Schornstein gejagt, es ist nichts mehr übrig! Wir sind auf uns allein gestellt!“
Joshua rüttelte seinen Kumpel wach und zog ihn mit ins Haus.
„Das ist eine Sache zwischen mir und dir !“, dachte Bernhard laut; sein Blick heftete sich dabei auf den unheimlichen Zweibeiner, welcher daraufhin zurückschaute und seinen Hals dabei um fast hundertachtzig Grad drehte. Bernhard lief ein eiskalter Schauer über den Rücken.
Dann riss Polly seinen Schnabel weit auf: „KWAAAK, POLLY MÖCHTE FLEISCH ESSEN, KWAAAK! MENSCHENFLEISCH, KWAAK!“
Bernhard schluckte laut , schlagartig wich die Farbe aus seinem Antlitz. Der Papagei biss in der Zwischenzeit die nächste Stange durch. Während er in völliger Raserei weiterhackte, schlich Bernhard zurück ins Haus und verschloss sorgfältig Türen und Fenster. Hinter der Wohnzimmerglasscheibe beobachteten die drei das wildgewordene Federvieh.
„Mein Sohnemann, d as ist ein Krieg, den wir nicht gewinnen können! Wir müssen uns vorerst im Haus verschanzen. Ich brauche Zeit, um nachzudenken…“
Tom klopfte besorgt an die dünne Glasscheibe. „Ich weiß nicht, ob wir so viel Zeit haben, Mister Lightfoot“, sagte
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