Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
er näher und streckte seine Hand aus. Sie verschwand im Nichts, genau wie der dicke Mann zuvor. Er zog sie rasch wieder zurück und griff nach seinem Koffer. Er atmete zweimal tief durch und schritt dann durch den Zauberspiegel hindurch.
Sein Körper wurde plötzlich ganz warm und ein eigenartiges Kribbeln durchflutete ihn von Kopf bis Fuß. Auf der anderen Seite verließ ihn die Wärme schlagartig und auch das elektrisierende Kribbeln ebbte langsam wieder ab.
Er stand in einem breiten Korridor, aber der dicke Herr war nicht mehr zu sehen. An den Wänden flackerten schummrige Kerzen und auf dem Boden waren drei rote Teppiche ausgerollt, die vor ihm hinter dunklen Nischen verschwanden. Über ihm glühte ein kreisförmiges Leuchtschild mit einer gelben Vier. Er hatte den vierten Kinosaal tatsächlich gefunden!
Bevor er weiterging, drehte er sich noch einmal um. Hinter ihm befand sich der große Spiegel an der Wand, aber sein Spiegelbild war von dieser Seite nur noch sehr trüb, und er konnte den Raum dahinter nur schemenhaft erkennen.
„ Ein richtiger Zauberspiegel“, sagte er begeistert und konnte das alles noch gar nicht glauben, geschweige denn verstehen, wie all das funktionierte.
Er richtete seinen Blick wieder nach vorn und ging langsam weiter , den Koffer hinter sich herziehend. Gemächlich näherte er sich den drei dunklen Nischen, vor denen die kurzen roten Teppiche ausgerollt waren. Als er die Mitte des Korridors erreicht hatte, blieb er abrupt stehen und starrte ungläubig auf den mittleren roten Läufer. Die eine Ecke des Teppichs erhob sich ein Stück und legte sich dann wieder glatt auf den Boden. Plötzlich bewegte sich auch der linke Läufer. Er zog sich raupenartig zurück und straffte sich kurz darauf wieder.
Joshua wurde ganz mulmig in seiner Haut. Mutig ging er ein paar Schritte weiter , und erst als er kurz vor den roten Teppichen stand, bemerkte er, dass das gar keine Fußmatten waren, sondern rote Zungen und sie waren äußerst lebendig!
Die mittlere Zungenspitze streckte sich ein wenig nach vorn, als ob sie den Jungen erreichen wollte, aber nach kurzer Zeit musste sie einsehen, dass er zu weit weg war und gab ihr Vorhaben auf. Mit einem leisen, schlürfenden Laut legte sie sich wieder nieder.
Joshua wusste nicht , was er tun sollte. Die eigenartigen Zungen waren ihm ganz und gar nicht geheuer und die dunklen Nischen, in die sie führten, wirkten auch nicht gerade einladend.
Plötzlich füllten fröhliche Stimmen den Raum, und hinter ihm drangen mehrere Fußschritte herüber. Geschwind drehte er sich um.
Durch den Zaubersp iegel trat eine ältere Frau mit dunkelblondem Haar, welches sie zu einem turmartigen Dutt zusammengebunden hatte. Sie war klein und füllig und trug ein edles braun-weißes Kleid und dazu passende hochhackige Schuhe. Hinter ihr zog sie ein kleines braunes Köfferchen her.
V or dem magischen Spiegel blieb sie stehen und wippte mit einem Schuh ungeduldig auf und ab. „Kinder, keine Angst vor dem thaumaturgischen Doppelspiegel, es kribbelt nur ein wenig. Einfach hindurchgehen, ihr Lieben!“, rief die dicke Frau.
Kurz drauf sprangen zwei junge Mädchen mit langen blonden Haaren und rosafarbenen Kleidern in den Raum. Sie hielten sich an den Händen fest und schienen ebenfalls das erste Mal durch den Zauberspiegel getreten zu sein. Der Größe nach zu urteilen, mussten sie um die drei Jahre jünger sein als Joshua.
„Gut gemacht , meine Lieben! Na, das war doch gar nicht so schlimm, oder?“, fragte die dicke Frau gutherzig und strich den Kindern über ihre Wangen. Die beiden blonden Mädchen schüttelten verneinend ihre Köpfe. „Schön, Peter, und jetzt du.“ Sie einen Moment, aber es passierte nichts. „Peter, du brauchst keine Angst haben, der thaumaturgische Doppelspiegel tut dir nichts.“
Nach einer ganzen Weile trat ein großer dünner Junge mit langen blonden Haaren und einem strahlend weißen Hemd etwas zaghaft durch das Zaubertor. Er war ein ganz schön langer Lulatsch, fand Joshua, und er musste ungefähr in seinem Alter sein, schätzte er.
Als der Junge mit beiden Beinen im Raum stand, schaute er noch einmal mit bangem Blick nach hinten, als hätte er Angst davor, dass der Spiegel ihm etwas antut.
„Gut gemacht, Peter“, sagte die dicke Frau liebreizend. „ War doch gar nicht so schlimm, oder?“
„Ich habe mal gehört, dass jemand drin stecken geblieben ist“, sagte der Blondschopf ängstlich.
„Ach, das sind nur Schauergeschichten, um
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