Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
verloren aus, mein Junge? Kann ich dir irgendwie behilflich sein?“, fragte sie, wobei ihr leichtes Doppelkinn noch einen Moment nachschwang. Ihre Warmherzigkeit nahm Joshua die Angst vor den überdimensionalen Clownsgesichtern und ließ ihn den Schrecken schnell wieder vergessen.
„Ich muss nach Skryyfall“, erwiderte er höflich.
„Oh, Skryyfall ist groß“, sagte die Frau. „Wo soll die Reise denn genau hingehen?“
„Ich möchte ins Reiseviertel.“
„Oh, ins Reiseviertel? Das neue Schuljahr beginnt doch erst in acht Tagen? Naja, als ich in deinem Alter war, konnte ich es auch nicht abwarten und hätte die großen Schulflieger stundenlang beobachten können.“
Joshua wusste überhaupt nicht , wovon sie gesprochen hatte, aber er würde es wohl früher oder später herausfinden.
„ Können Sie mir sagen, wie ich dorthin komme?“, fragte er.
„Ja , aber natürlich. Du musst dich nur auf eine der Clownszungen stellen und dein Reiseziel laut und deutlich aussprechen. Dann wird dir deine Platznummer mitgeteilt und du gelangst in den vierten Kinosaal. Dort setzt du dich einfach auf dein zugewiesenes Plätzchen und wartest einen Moment, und schon beginnt die Reise.“ Mit bangem Blick schaute Joshua auf eine der schleimigen Zungen. „Du brauchst keine Angst vor den Clowns zu haben. Die tun dir nichts. Sie wurden vor langer Zeit von den Zwergen gebaut und sind mechanisch. Ein kleiner Zauber hat sie zum Leben erweckt und zu Halbwesen gemacht, aber wie du siehst, schlafen sie fast den ganzen Tag.“
Joshua war einen Moment wie weggetreten und starrte auf die verschlafenen , bunten Gesichter. Hatte die alte Frau gerade von Halbwesen und Zwergen gesprochen? Nein, darin bestand kein Zweifel, er hatte sich nicht verhört. Mittlerweile wurde ihm klar, dass ihn wohl noch so einige wundersame Dinge erwarten würden.
„ Pass auf, wir gehen einfach vor, dann siehst du, wie es funktioniert“, sagte die alte Frau voller Tatendrang. „Kommt Kinder, alle aufsteigen!“
Die dicke Frau stieg als erste auf die linke wabernde Zunge und sank durch ihr Gewicht gleich ein wenig nach unten. Hinter ihr betraten die beiden Töchter zögerlich das feuchte Ding und schauten unwohl hinunter.
Dann wandte sich der große blonde Junge noch einmal zu Joshua. „Keine Panik vor den Clowns! Einfach Augen zu und durch. Glaube mir, diese thaumaturgischen Doppelspiegel sind viel schlimmer. Übrigens, ich bin Peter“, sagte er und schüttelte seinem Gegenüber die Hand.
„Ich bin Joshua.“
„Freut mich“, sagte er und sprang auf eine der Zungen.
„ Dann kann es losgehen“, sagte die Mutter freudig und richtete ihren Blick nach oben. „Bitte viermal zur Spielstraße!“
„PLATZ B DREI BIS B SECHS!!“, grollte die tiefe mechanische Stimme des Clowns. Leise quietschend schlossen sich seine blauen Augenlider.
Plötzlich zischte die Zunge geräuschlos nach innen und die vierköpfige Familie verschwand im Rachen des Clowns! Kurz darauf rollte sich die Zunge wieder aus, die Beute hatte der Clown aber in seinem Inneren behalten. Dann schoben sich auch die blauen Augenlider wieder nach oben, wenn auch nur sehr träge und offensichtlich gelangweilt.
„Jetzt bin ich an der Reihe“, sagte Joshua mutig. Er schnappte sich den Koffer und betrat die Zunge des mittleren Clowns. Unter seinen Schuhen fühlte er die wabernde Masse. Er schaute nach oben. Über der roten runden Nase sah er die riesengroßen Clownsaugen, die nach unten schielten und Joshua beobachteten.
„ Jetzt oder nie “, dachte er sich und holte tief Luft. „Einmal ins Rrr…“, begann er ängstlich, während die Pupillen des Clowns ihn erwartungsvoll musterten. „…eiseviertel, bitte“, beendete er schließlich stotternd den Satz.
„PLATZ G 10!“, polterte es aus dem riesigen Rachen, dessen Gaumen dabei hin und her wackelte. Über sich sah Joshua, wie sich die Clownsaugen langsam schlossen, dann gab es einen kleinen Ruck und die Zunge zog ihn in den schwarzen Schlund!
In einer engen dunklen Röhre sauste er nach unten! Er versuchte, nicht an das Wort Speiseröhre zu denken, aber er bekam es auch nicht völlig aus dem Kopf, und für einen kleinen Augenblick quälte ihn der schaurige Gedanke, wie er in einer riesigen Körper geradewegs ins Verderben rutschen und schließlich in eine grüne ätzende Magensäure plumpsen würde…
Nach weniger als drei Sekunden war die Rutschpartie vorbei und er sah wieder Licht. Aufrecht stehend kam er mit seinem Koffer
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