Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
Wölkchen sich gar nicht bewegten, und wenn sie es doch taten, dann unmerklich langsam. Es gab auch keine Vögel am Himmel, aber was ihn am meisten wunderte, war, dass es überhaupt keinen Wind gab. Er streckte den Finger in die Höhe und spürte nicht das laueste Lüftchen. Mit einer Frage mehr im Gepäck ging er weiter.
Ein paar der wenigen Menschen, denen er begegnete, machten nach einem kurzen Mustern einen Bogen um ihn oder blieben wie angewurzelt stehen. Die Leute schienen entweder verblüfft, verängstigt oder so überrascht von ihm zu sein, dass es ihnen die Sprache verschlug. Nur die Hälfte der Menschen grüßte ihn freundlich und wünschte ihm einen guten Tag.
Zwei Straßen weiter gelangte er zu einer Gabelung, in dessen Mitte ein großer Wegweiser stand. Hunderte der unterschiedlichsten Schilder prangten an dem großen Holzmast. Einige waren groß und eckig, andere klein und rund und ein paar sogar mit bunten Lämpchen beleuchtet oder farbenfroh angemalt. An den unteren Schildern waren einfach weitere Wegweiser angenagelt worden, so dass der Schilderwald nach oben hin immer dünner wurde.
„Wow, sieht wie ein kunterbunter Weihnachtsbaum aus !“, sagte sich Joshua und lächelte.
Er schritt etwas näher an den unübersichtlichen Wegweiser heran und sah erst kurz bevor er direkt davor stand, dass auf der anderen Seite eine Leiter angelehnt war. Er ging ein paar Schritte um den tannenbaumartigen Richtungsweiser herum und erblickte wieder eines dieser kleinwüchsigen Geschöpfe, welches er schon bei seiner Ankunft auf dem merkwürdigen Vehikel gesehen hatte.
Der kleine stämmige Mann stand auf einer der mittleren Sprossen und hämmerte weitere Schilder an den völlig überwucherten Holzmast. Er trug blaue Latzhosen mit einem gelben Holzfällerhemd. Sein Gesicht war dem eines Menschen sehr ähnlich, es hob sich nur durch seine runde Form und die breite Nase ab. Sein langer brauner Bart reichte ihm bis zu seinem dicken Bauch, und die breiten Plattfüße steckten in schwarzen eisenummantelten Schuhen. Er war mindestens einen halben Kopf kleiner als Joshua, aber die Oberarme des Wesens waren dafür umso dicker.
„ Wahnsinn, ein Halbling! “, glaubte Joshua voller Begeisterung.
Er räusperte sich, aber der kleine Mann hämmerte einfach weiter.
„Entschuldigung!“, rief er laut und der kleine Mann verharrte in seiner Bewegung.
„Ja, bitte?“, murrte er und drehte sich langsam zu ihm um.
„Können Sie mir sagen, wo es zum Reiseviertel geht?“
„Das steht doch alles auf dem Wegweiser !“, knurrte der Mann. „Kannst du etwa nicht lesen?“
Joshua warf noch einen weiteren kurzen Blick auf die knapp einhundert halb übereinanderlappenden Schilder.
„Doch, aber so einen Wegweiser habe ich noch nie gesehen“, antwortete er freundlich.
„ Was soll das heißen, so einen Wegweiser?!“, hinterfragte das kleine Geschöpf etwas garstig. „Ich mache das hier nicht zum Spaß! Das hat mich verdammt viel Mühe gekostet! Ihr Menschlinge seid schon ein seltsames Völkchen. Du musst doch einfach nur nach dem Schildchen Reiseviertel suchen, und dann zeigt es dir mit einem spitzen Pfeil, in welche Richtung du gehen musst.“
Der kleine Mann schien Joshuas Problem nicht richtig verstanden zu haben, aber er blieb hartnäckig. „Ja, das habe ich mir gedacht, aber er ist so unübersichtlich, dass man eine halbe Ewigkeit suchen müsste, bis man das richtige gefunden hat. Wie soll man bei den vielen Schildern den Durchblick bewahren?“
Der kleine Mann zupfte sich nachdenklich an seinem braunen Bart und musterte sein wegweisendes Kunstwerk einen Moment. „Tja, wie die Menschen das machen, frage ich mich auch immer wieder.“
Joshua riss die Augenbrauen hoch. „Das heißt, Sie blicken durch ihren eigenen Wegweiser selbst nicht durch?“, fragte er verwirrt.
„ Stimmt, aber der Wegweiser dient sowieso nur den Menschen. Wir verlassen uns lieber auf unsere Nasen!“ Der kleine Mann hob seinen großen Zinken in die Höhe und sog die Luft laut ein. „Dort hinter dir geht es zum Speiseviertel. Und in dieser Richtung ist das Reiseviertel. Du musst immer nur nach Norden gehen.“
„ Speiseviertel und Reiseviertel “, dachte Joshua. „ Dann hat der Clown mich wohl falsch verstanden und ich bin im Speiseviertel gelandet .“
„So, ich habe gleich Mittagspause !“, fügte der kleine Mann forsch hinzu und strich über seinen dicken Bauch. „Bis dahin muss ich noch ein paar Schilder anbringen, also wünsche
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