Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
der aufregendste Tag deines Lebens sein.“
„Oh ja, das ist er und ich bin gespa nnt, was mich noch alles erwarten wird.“
„Sehr viel, das kann ich dir versprechen… sehr viel.“
Joshua nahm einen großen Schluck Limonade. „Also, ich fange besser von ganz vorne an“, sagte er und holte das Tagebuch der alten Zauberer aus seinem Koffer hervor. „Hiermit hat alles angefangen, denn hier drin ist ein Abschiedsbrief und ein Gedicht von… Mary-Ann.“ Der Name seiner leiblichen Mutter war ihm noch ein wenig fremd, aber er würde sich schnell an ihn gewöhnen. „Der Brief hat mir zwölf Jahre lang Kopfzerbrechen bereitet; ich wusste nie so richtig, wer ich eigentlich wirklich bin und wo ich herkomme. Mir wurde zwar erzählt, ich sei ein Waisenjunge, aber innerlich habe ich schon immer gespürt, dass das nur die halbe Wahrheit ist. Eine lange Zeit wusste ich nicht so recht, was ich glauben sollte, bis ich vor acht Tagen, am letzten Tage des Jahrmarktes, einem alten Herrn begegnet bin. Mit ihm begann die Geschichte. Er war ein Kapitän, besser gesagt ein Piratenkapitän, und um es noch genauer zu sagen, ein magischer Piratenkapitän…“
Joshua holte ganz weit aus und ließ auch die kleinsten Dinge seiner spannenden Geschichte nicht aus. Er erzählte von den düsteren Wolken, seinen Alpträumen, von Herrn Balondo, dem grünen Papagei, dem geheimnisvollen Geschenk und dem abenteuerlichen Weg über das Kino Vier bis zum Raketenplatz.
Joshua redete und redete, und er merkte gar nicht wie die Zeit verflog. Er wusste auch gar nicht, dass er ein so guter Geschichtenerzähler war. Gerrod hatte die ganze Zeit gebannt zugehört; gelegentlich hatte er Roger mit einer weiteren Pflaume besänftigen müssen, der zwischendurch immer wieder leise herumgequengelt hatte.
Zu spätere r Stunde war der Schrumpfkopf aber ruhiger geworden und hatte öfters lautstark gegähnt. Ab und zu war er sogar eingeschlafen und hatte dabei leise vor sich hingeschnarcht, bis es irgendwann zu einem lauten Schnorcheln übergegangen war und Gerrod ihn dann immer wieder geweckt hatte, damit er keine Aufmerksamkeit erregte und vor allem Joshuas Erzählung nicht störte. Der Detektiv hatte Joshua erklärt, dass den kleinen Roger Geschichten und Erzählungen unglaublich langweilen würden, da er ja schon alles wusste, weil er ja Gedanken lesen konnte.
Joshua störte es nicht, dass der Schrumpfkopf dauernd einschlief, er fand es eigentlich sehr lustig. Gerrod war das allerdings ein wenig unangenehm und peinlich.
Joshua erzählte Stunde für Stunde und Gerrod unterbrach ihn nur selten mit einer Frage. Die dickbeleibten Damen am Nachbartisch hatten schon seit längerer Zeit ihre Hörrohre ausgepackt, aber ihre fragenden Mienen und ihr leises Brabbeln und Tuscheln verrieten, dass sie nicht sonderlich viel verstanden.
Draußen wanderte die magische Zaubersonne über Skryyfalls Dächer hinweg, bis sie irgendwann hinter ihnen verschwand und es zu dämmern begann. Es wurde schnell dunkel in Skryyfall. Das letzte orangefarbene Sonnenlicht sah ein wenig künstlich und unwirklich aus, wie auf einer Theaterbühne, fand Joshua. Aus dem kleinen runden Fenster des Kaffeehauses konnte er sehen, wie die Lichter der kunstvoll geschwungenen Straßenlaternen angingen und der Stadt ein gemütliches heimeliges Antlitz verliehen. In den späten Nachmittagsstunden verwandelte sich Skryyfall in ein zauberhaftes Meer aus bunten Lichtern.
Nach etlichen Stück chen Pflaumenkuchen, einigen leckeren Marzipantörtchen und ein paar Gläsern süßer Limonade, wurde Joshua inmitten seiner Erzählung plötzlich unterbrochen…
Das Licht im Kaffeehaus war schon ganz schummrig geworden, als zwei Gestalten das kleine Speisehaus betraten und direkt vor dem Tisch der kleinen Tafelrunde stehenblieben. Es waren ein groß gewachsener Mann und ein kleiner stämmiger Zwerg, und beide hatten sie nur Augen für Joshua.
Der Mensch musterte ihn mit einem freundlichen und klugen Blick, während der Zwerg Joshua mit weit aufgerissenen kugelrunden Augen und offenem Mund anstarrte. Er hatte einen langen blonden Bart, dessen drei Zöpfe mit goldenen Haarschnallen zusammengehalten wurden. Auf seinem Kopf ruhte ein platter Eisenhelm mit eingravierten Runen. Sein Körper steckte in einem weiten blauen Gewand und um seinen dicken Bauch prangte ein breiter Ledergürtel mit einer riesigen Goldschnalle. An der Seite des Gürtels befand sich ein Kurzschwert, welches in einer güldenen Schwertscheide
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