Joshua Fantasio & Kalitos Legende und der schwarze Zeitmesser (German Edition)
herum wuchsen grüne hügelige Wiesen, auf denen große Bauernhäuser und Windmühlen standen. Die grünen Weiden waren mit kleinen Holzzäunen und Hecken eingefriedet und auf ihnen grasten schwarzweiß gefleckte Kühe. Sie glotzten dem rasenden Gefährt muhend hinterher. Nachdem es hinter der nächsten Bergkuppe verschwunden war, kauten sie genüsslich weiter und beobachteten die kleinen weißen Wölkchen, die die Radmaschine hinterlassen hatte, und die langsam nach oben stiegen.
Der Zwergenpilot jagte das Vehikel über die kleinen Bergspitzen und gelegentlich hob es sogar vom Boden ab und krachte dann rumpelnd wieder auf den Boden. Die kleine Berg- und Talfahrt dauerte aber nicht lange an, und bald taten sich vor ihnen die schemenhaften Umrisse eines wunderschönen Märchenschlosses auf. Es stand auf einer kleinen Anhöhe und die höchsten Türme ragten bestimmt fünfzig Meter in die Höhe. In den Fenstern dutzender Türmchen und Erker brannten Lichter, die weit in die Nacht hinausschienen und ein zauberhaftes Bild boten.
Benjamin beugte sich nach vorn zu Joshua. „Das ist das Schloss des Zauberrats! Wir sind da!“, rief er.
Der steinerne Pfad schlängelte sich noch an mehreren Hügeln vorbei und führte dann schnurstracks zum Schloss hinauf. Kurz von den gewaltigen Eingangstoren befand sich ein kleiner Brunnenplatz. Erst im letzten Moment zog der Zwergenpilot an zwei Hebeln, wodurch die Räder des Gefährts einrasteten und sich nicht mehr drehten. Die letzten Meter schlidderte der Bus über die Steine, bis er schließlich mit einem letzten Ruck gänzlich zum Stehen kam. Der weiße Dampf des Gefährts lichtete sich nur langsam, aber bald konnte Joshua schon wieder ein paar farbige Umrisse erkennen. Gerrod ächzte neben ihm, während er den kleinen Schrumpfkopf fröhlich johlen hörte.
„ Jau, das war eine Gaudi! “, rief Roger heiter.
Gerrod war ganz grün im Gesicht. Torkelnd stieg er aus und schüttelte sich erst einmal kräftig.
„Was für eine schreckliche Fahrt, mir dreht sich der Kopf“, jammerte er und brauchte einen Moment der Besinnung.
„Wir sind am Schloss des Zauberrats, alles aussteigen bitte!“, sagte der Zwergenpilot höflich und bestimmt. Er klemmte seine Brille an die Stirn, so dass die weiße Haut um seine Augen zum Vorschein kam. Der Rest des Gesichts war schmutzig und verdreckt.
In einem Satz sprang er aus dem Sitz und landete mit seinen kräftigen Beinen sicher auf dem Boden. Dann kümmerte er sich um die glühenden Dampfmotoren.
Die nebligen Wolken vor Joshua verflüchtigten sich allmählich . Bald darauf war sein Blick wieder frei. Vor ihm ragte ein wunderschönes Schloss in die Höhe. Es war ein Schloss, wie er es nur aus Märchenbüchern kannte. Er war von der Schönheit überwältigt und bemerkte gar nicht, dass Benjamin schon neben ihm stand und ihm die Hand reichte.
„Herzlich willkommen im Zaubererschloss“, sagte er zu ihm.
Joshua rüttelte sich wach und sprang vom Wagen. Die kleine Reisegesellschaft wurde bereits erwartet, denn mehrere Diener kamen sofort herbeigeeilt. Sie trugen kurze Jäckchen mit Schulterpolstern, braune Hosen und rotgelb gestreifte Wadenstrümpfe. Einer brachte dem Zwergenpiloten ein Tablett mit einem Heißgetränk, ein anderer wollte sich um Joshuas Gepäckstück kümmern, aber Joshua lehnte die Hilfe ab und trug seinen Koffer lieber selbst. Darin befand sich das Tagebuch der alten Zauberer, und das würde er niemals in fremde Hände geben.
Plötzlich erzitterte der Boden unter seinen Füßen. Mit einem dunklen Grollen öffneten sich die gewaltigen Flügeltore des Schlosses. Auf ihnen schimmerten blaue, magische Symbole. Langsam verdrängte das helle Mondlicht die Schatten hinter den Pforten und enthüllte eine kleine Gestalt, die wartend dahinter stand. Sie war nicht größer als ein Zwerg, aber sie war viel schmächtiger als sie und hatte keinen Bart.
D as Wesen wartete, bis die Türen ganz aufgeschwungen waren und ging dann mit einem strammen Schritt durch das Tor hindurch. In der linken Hand hielt es einen edlen Gehstock und auf seinem Kopf ruhte eine große Ballonmütze, die rotblau gestreift war. Sein feiner Stoffanzug war ebenfalls rotblau gestreift und glitzerte sogar ein wenig.
Schließlich erhellte das Mondlicht auch das Gesicht unter der großen Ballonmütze. Es war ein älterer Mann mit einem nach oben gezwirbelten Schnurrbart. Allerdings war d as Männlein nur so groß wie ein zwölfjähriges Kind, und es hatte spitze
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